Lebensläufe Zeitläufte. Karlheinz Gerlach

Lebensläufe Zeitläufte - Karlheinz Gerlach


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Als sein Regiment im Juni 1788 in die schlesische Festungsstadt Glatz verlegt wurde, affiliierte ihn am 4.8.1788 die dortige Loge Zu den drei Triangeln (GNML3W, 1766 gegründet), die sich hauptsächlich auf die Garnison stützte. Sie beförderte ihn am 6.1.1789 zum Meister, wählte ihn am 5.1.1790 zum 2. Redner (bis 1792), 1800 zum 2. Vorsteher und am 22.5.1801 zum Meister vom Stuhl (bis 1806). Die Delegierte altschottische Loge wählte ihn 1804 zum Obermeister. Die Große National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln in Berlin führte ihn 1803 als Ehrenmitglied. Carnall wurde 1792 zum Generaladjutanten des Regimentschefs Johann Karl Graf v. Hertzberg (1731-1798) ernannt, nahm 1792-1795 am Ersten Koalitionskrieg teil (Kanonade von Valmy, Schlachten bei Pirmasens und Kaiserslautern, Belagerungen von Longwy und Mainz), wurde 1792 zum Premierleutnant befördert, erhielt 1793 für Pirmasens den Orden Pour le mérite verliehen, avancierte 1794 zum Stabskapitän, 1801 zum Kapitän und Kompaniechef und 1806 zum Major. Carnall übergab, als sein Regiment zu Beginn des Vierten Koalitionskrieges den Ausmarschbefehl erhielt, am 7.10.1806 die Führung der Loge Zu den drei Triangeln an den 1. Vorsteher.

      Wilhelm Heinrich Ludwig Vater (* 1769 Glatz), Gouvernementsauditeur in Glatz, Proviantmeister, (1806) Kämmerer in Glatz, 1836 Bürgermeister, a. 22-jährig 24.6.1791 von der Loge Zu den drei Triangeln, II. 1792, III. 31.12.1796, 1801 1. Vorsteher, 2.6.1811 Meister vom Stuhl

      Carnall erlitt am 14.10.1806 in der verlorenen Schlacht bei Jena durch einen Schuß durch den Hals eine schwere Verwundung, geriet in Magdeburg in Gefangenschaft und kehrte nach seiner Entlassung auf Ehrenwort nach Glatz zurück. Er übernahm wieder die Führung der Loge, die indes während der Belagerung der Festung 1807-1808 schloß. Carnall wurde nach dem Frieden von Tilsit zum Gouvernement von Glatz versetzt, war 1810 Assistent des Kommandanten der Festung Glatz bzw. interimistischer Kommandant. Er avancierte 1811 zum Kommandeur des 2. Schlesischen Infanterieregiments Nr. 11 und 1812 zum Chef des 6. kombinierten Feldregiments für den Rußlandfeldzug. In den Befreiungskriegen war er 1813 im Range eines Oberstleutnants Kommandeur des 1. Schlesischen Infanterieregiments Nr. 10, wurde am 2.5.1813 in der Schlacht bei Großgörschen erneut verwundet, nahm vom 16.-19.10.1813 an der Völkerschlacht von Leipzig teil. Er erhielt 1815 seinen Abschied im Range eines Generalmajors (1000 Rtl Pension). In der Konduite 1804 hieß es über Carnall: „Ist ein vorzüglich brauchbarer und ausgebildeter Offizier, der viel Geschicke in der Feder besitzt und die französische Campagne als Generaladjutant rühmlich mitgemacht hat.“

      Carstens, Asmus Jakob (10.5.1754 St. Jürgen [heute Ortsteil von Schleswig]-25.5.1798 Rom), luth., V Hans Carstens (1721-1762), Graupenmüller, M Christina Dorothea geb. Petersen (1726-1769).

      Bruder:

      Friedrich Christian Carstens (1762 St. Jürgen-1798 Berlin), Maler, Radierer

      Asmus Carstens absolvierte nach dem frühen Tod der Eltern 1771-1776 eine Küferlehre in Eckernförde, studierte ab 1776 in Kopenhagen an der Kgl. Dänischen Kunstakademie, bildete sich aber hauptsächlich autodidaktisch aus. Er wurde, als er eine Silbermedaille ablehnte, von der Akademie verwiesen. Carstens unternahm 1783 mit seinem Bruder Friedrich Christian eine Reise nach Italien. Nach der Rückkehr arbeitete er als Porträtmaler in Lübeck und 1787/1789-1792 in Berlin, wo er sich 1789 an der Akademieausstellung beteiligte. Minister Friedrich Anton Freiherr v. Heinitz vermittelte ihm einen Auftrag für ein Wand- und Deckengemälde im kgl. Schloß und 1790 eine Professur an der Akademie der Künste in Berlin. Carstens schuf die Buchillustrationen zu → Karl Philipp Moritz’ Götterlehre. Christian Friedrich Becherer schlug Carstens am 18.4.1789 in Berlin der Loge Zum Pilgrim (GLL) vor, die ihn am 20.6.1789 aufnahm und am 11.4.1791 zum Gesellen beförderte. Sie nannte Carstens, der 1792 mit einem zweijährigen Stipendium nach Rom gegangen war, letztmals 1795 als abwesendes Mitglied im Gesellengrad.

      Caspary, Karl Abraham (1.11.1756 Schlochau/Preußen königlichen Anteils-3.6.1820 Berlin [1815 ?]), israelisch, V Casper Levin, ∞ 1. 1.1.1784 Ella Brock († 23.2.1788 24-jährig im Wochenbett), 2. 34.12.1788 Recha Herzfeld (30.11.1759-22.7.1814 Berlin, V Jakob [Jaakauw] Herzfeld [† 5.11.1794 Berlin], aus Heidingsfeld [heute Stadtteil von Würzburg], Tuch- und Seidenhändler in Berlin, M Hendel geb. Bendix [Wulff]), das Ehepaar und ihre Tochter Henriette Louise (17.7.1792 Berlin-18.6.1815 Berlin) ließen sich am 13.1.1804 in der Jerusalemer Kirche mit den Namen Karl Abraham und Ernestine Wilhelmine Caspary lutherisch taufen (Herzfeld – Familienchronik).

      Bruder:

      Johann Heinrich Caspary (14.1.1778 Schlochau/Westpreußen-11.7.1841 Berlin?), israelisch, konvertierte lutherisch, nach dem Tod des Vaters von seinem Bruder Abraham 1790 in Berlin aufgenommen, trat 1795 in dessen Handlung ein, 1809-1811 sein Teilhaber und Disponent, 1813 eigene Handlung, Bankier, a. 21.9.1806 Berlin von der Großen Loge von Preußen genannt Royal York zur Freundschaft im Logenhaus, 7.4.1809 Ballotage der Loge Zur Eintracht mit 34: 2 Stimmen für seine Affiliierung, a. 2.3.1810 unter der Leitung von → Theodor Anton Heinrich Schmalz, bis zu seinem Tod 1841 Mitglied der Loge (Trauerloge).

      Karl Abraham Schlochauer bzw. Caspary stammte aus dem kaschubischen Schlochau, wo sich nach dem Thorner Frieden 1466 Juden ansiedelten mit einer noch um 1800 äußerst orthodoxen Gemeinde und das 1772 durch die Erste Polnische Teilung an Preußen fiel. Er, damals nach dem Geburtsort Schlodorf genannt, verließ 1783 Schlochau. Er kam als 17-jähr. israelischer Jüngling ... nach Berlin, um seine Studien als Talmudist fortzusetzen, wurde mit Mendelssohn bekannt und kräftig unterstützt. Durch Fleiß, Regelmäßigkeit und verständige Berechnung und Rechtlichkeit erwarb er sich durch Handelsgeschäfte bald ein bedeutendes Vermögen. Ließ sich 1804 mit Frau und Tochter taufen. Durch und durch rechtlich, mildtätig, gastfrei. Er und sein Bruder Johann Heinrich, beide Berliner Indigohändler, die ihre Geschäfte in der Havelberger Gegend hatten, wandten sich 1805 schriftlich an v. Königsmarck, Meister vom Stuhl der Havelberger Loge Zur Freundschaft und Wohltätigkeit, mit der Bitte um Aufnahme. Sie waren mehreren Wittstocker Logenmitgliedern bekannt, die für ihre außerordentliche Rechtschaffenhei bereit waren zu bürgen.

      Hans Ferdinand Valentin (1817) Graf v. Königsmarcck (7.6.1773 Berlitt/Prignitz-26.11.1849), luth., V Christoph Siegfried v. Königsmarck (1745-1778), Herr auf Ottendorf, M Albertine geb. Freiin v. Seherr-Thoß (1754-1803), ∞ 1798 Henriette Struensee v. Carlsbach (17.10.1779 Elbing-1832, V → Karl August Struensee v. Carlsbach), kgl. Erb-Hofmeister der Kurmark Brandenburg, Erb- und Gutsherr auf Berlitt bei Kyritz, Majoratsherr zu Netzeband, studierte in Halle Jura, a. 10.8.1792 in Magdeburg von der Loge Ferdinand zur Glückseligkeit, II. 10.5.1793, III. 19.12.1794, 28.7.1797 entsagt, gründete 1803 in Havelberg die Loge Zur Freundschaft und Wohltätigkeit (8.6.1803 Konstitution der GNML3W), 1803-1807 Meister vom Stuhl, gründete am 13.3.1812 in Neuruppin die Loge Ferdinand zum roten Adler, 1812-1814 Meister vom Stuhl, deckte die Loge 1816/17.

      Die Loge hatte Bedenken, weil beide Aspiranten geborene Juden und durch die Taufe zur christlichen Religion übergetreten seien, und wandte sich an das Altschottische Direktorium. Es entschied am 28.5.1805, daß die Loge beide unbedenklich aufnehmen könne, die daraufhin 1805 Karl Abraham Caspary rezipierte. Die Loge Zur Eintracht affiliierte ihn am 31.1.1806, beförderte ihn am 9.5.1806 zum Gesellen und am 5.5.1809 zum Meister. Er war bis zu seinem Tod Mitglied der Loge. Sie gedachte des Verstorbenen in der Trauerloge am 30.11.1820. (GStA PK, Freimaurer, 5.2. B 26 Nr. 57/1 Matrikel-Nr. 365, 5.1.4. Nr. 5834 Bl. 26-27R)

      Castillon, Frédéric Adolphe Maximilien Gustave de (22.9.1747 Lausanne/Schweiz-27.1.1814 Berlin, Grab Dorotheen- und Neustädtischer Friedhof, Grabstätte nicht erhalten), Vorfahren ab 14. Jahrhundert in der Toskana unter dem Namen Salvemini, V Giovanni Francesco Mauro Melchiore de Castillon (Salvemini) (1708-1791), 1741 Prof. der Mathematik und Philosophie an der Universität Utrecht, 1763 auf Empfehlung d’Alemberts von Friedrich II. nach Berlin berufen, nannte sich nach der Auswanderung de Castiglione, daraus entstand Castillon, 1755 Außerordentliches, 1764 Ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, M Elisabeth geb. du Frèsne (aus dem Kanton Waadt/Schweiz, † 1753 [1754?]), ∞ 1788 Maria Magdalaine Palmié, V → Antoine Thomas Palmié, getraut von Jean-Pierre Erman (1735-1814), Prediger der französischen Gemeinde in Berlin.

      Frédéric de Castillon


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