Rosenmedizin. So sanft heilt die Königin der Blumen. Angelika Gräfin von Wolffskeel von Reichenberg
oder rote bis rosafarbene Rosen gegeben. Leider durfte das gelbe Wunder nicht aus der Nähe bestaunt werden. Sie stank – was ja auch ihr lateinischer Beiname (foetida = die Stinkende) verrät.
Züchter in allen Ländern versuchten, die Eigenschaften der China-Rosen mit den heimischen Pflanzen zu vereinen. Sie sind so gesehen die genetischen Mütter aller modernen Rosen. Leider ist in ihrem Erbgut auch eine gewisse Kälteempfindlichkeit angelegt, die die alten historischen Rosen nicht hatten.
Im 18. und 19. Jahrhundert intensivierte sich der Handel mit Asien, die chinesische Rose Rosa chinensis eroberte die Märkte. Eine von ihnen war die Old Blush, auch als Parsons’ Pink bekannt, die 1752 erstmals in Dänemark erwähnt wird. Um 1808 wird die Rosa x odorata, die zierliche Tee-Rose beliebt, die zart nach Tee duftet. Die neuen China-Rosen hinterließen europaweit einen gewaltigen Eindruck. Sie blühten zweimal im Jahr, und das über eine längere Periode, waren ziemlich zäh und nahezu immergrün und ziemlich resistent gegen Schimmelpilze.
Ein Händchen für Rosen
Heute sind die Niederländer vor allem für ihre Tulpen und Blumen-Massenware bekannt. Doch schon Ende des 16. Jahrhunderts entwickelten sie ein feines Gespür für Rosen. Sie züchteten die Rosa centifolia, die Hundertblättrige Rose. Die komplexe Kreuzung aus Rosa gallica, Rosa moschata, Rosa canina und Rosa damascena stammt also nicht von den alten Griechen und Römern, wie viele glauben. Die üppigen, prallen Blumen, auch Kohl- oder Provence-Rosen genannt, begeisterten und fanden sich auf vielen Gemälden der großen flämischen Meister wie Ambrosius Bosschaert (1573–1621), Jan Brueghel der Ältere (1568–1625, »Blumen-Brueghel«) oder Gerrit van Spaendonck (1746–1822). Eine Mutation der Zentifolien ließ Blütenstiele und Kelche aussehen wie von zartem Moos bewachsen – die Moos-Rose (Rosa muscosa) war geboren.
Die Hundertblättrige Rose Rosa centifolia – Züchtung der Holländer.
Der größte Rosenfan um 1800
Die Rose hatte um 1800 viele Verehrer und unzählige Herzen im Sturm erobert. Doch der wohl größte Rosenfan war die französische Kaiserin Josephine (1763–1814), Gattin Napoleons. In ihrem Palastgarten in Malmaison bei Paris sammelte sie in 16 Jahren bis kurz vor ihrem Tod rund 250 Rosensorten. Ihr Mann und Eroberer Napoleon befahl seinen Generälen, bei ihren Feldzügen auf neue, unbekannte Rosen zu achten und sie heim nach Frankreich zu bringen. Ihr Rosengarten war so berühmt und geachtet, dass die Briten sogar die Seeblockaden gegen Frankreich lockerten, damit Josephines Chefgärtner den Kanal überqueren konnte.
Rosen sind seit Jahrhunderten Schmuckelemente in Gärten.
Ihre Leidenschaft ließ in ganz Europa, vor allem aber in ihrer Heimat, ein mächtiges Feuer der Begeisterung für Rosen aufflammen. Frankreich wurde zur Rosennation. Schon 1815 waren bei den dortigen Züchtern über 2000 Rosenvarianten im Handel, zehn Jahre später schon unglaubliche 5000. Am populärsten war damals die Rosa x borboniana, die Bourbon-Rose, die 1817 von der Insel Réunion (damals Île de Bourbon genannt) bei Madagaskar im Indischen Ozean stammte. Sie war ursprünglich zwar knallig pink, ist aber verantwortlich für den satten Rotton vieler heutiger Rosen.
Um 1837 wurden die ersten Hybrid-Rosen vorgestellt, eine Züchtung aus der Bourbon-, Damaszener-, China-, Portland-, Kohl-, Tee- und der Noisette-Rose aus Süd-Carolina, die der amerikanische Reispflanzer John Champney entwickelt hatte. Die Hybride waren kompakt, blühten zuverlässig und stellten sich als recht unempfindlich gegen kaltes Wetter heraus. Die erste hieß »la France« und wurde 1867 vorgestellt.
»Um der Schönheit willen heiraten, ist ebenso viel, als um der Rose willen ein Landgut kaufen. Ja, das letztere wäre noch vernünftiger; denn die Rosenzeit kommt doch jährlich wieder.« August von Kotzebue (1761–1819)
Rotkäppchen erblickt das Licht der Welt
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts züchtete der Däne Svend Poulsen eine Rose, die sogar den eisigen Wintern Skandinaviens trotzen sollte. Er hatte Erfolg. 1911 erblickte seine Züchtung »Rødhætte« (Rotkäppchen) das Licht der Welt. Die neue Rosenklasse Polyantha ist heute als Floribunda-Rose bekannt. Die kleinwüchsigen Rosen haben viele Blüten, die an Edelrosen erinnern. Manchmal stehen sie so dicht an dicht, dass sie wie eine Dolde wirken.
Auch Kletterrosen wurden immer beliebter. Ihre Vererbungslinie ist allerdings oft unklar und schwer zu fassen. Viele dürften aber von der karmesinroten Japan-Rose, Crimson Rambler genannt, abstammen, die im Jahre 1893 nach Europa kam.
Mit dem Zweiten Weltkrieg verlangsamte sich der Boom der Hybrid-Rosen. Doch danach lebte er schnell wieder auf. Die erste orange-rote Hybrid-Rose war 1960 zu bewundern, als der deutsche Rosenzuchtbetrieb »Rosen Tantau« in Uetersen bei Hamburg seine »Tropicana« vorstellte. Heute gibt es weltweit mehr als 11000 Hybridrosen – und mindestens 19000 andere Rosenzüchtungen. Und ein Ende der Rosenvielfalt ist nicht einmal ansatzweise abzusehen.
Die zehn schönsten Rosen der Welt
Eine persönliche Auswahl
Nein, es gibt sie nicht, die schönste Rose der Welt. Auch nicht die zweit- oder die drittschönste. Denn jede einzelne Rose, jede einzelne Sorte hat ihre ganz eigenen Geheimnisse, ihre besondere Schönheit. Zierliche Rosen so wie mächtige, bescheidene wie pompös aufgeplusterte, weiße ebenso wie berauschend-farbenprächtige. Rosen spiegeln aber auch die inneren Sehnsüchte und Bedürfnisse eines jeden Menschen wider, seine Erfahrungen, Hoffnungen, Wünsche und sein Wissen. Deshalb ist jede Hitliste von vornherein zum Scheitern verurteilt. Wir versuchen es trotzdem einmal.
1. Double Delight
Ihre Schönheit und ihr Duft sind so einzigartig wie die großen, cremefarbenen Blüten, die von einem hinreißenden Rot umsäumt sind. Jede Blüte hat etwa 30 bis 35 Blütenblätter. Sie braucht sehr viel Sonne, wird bis 1,5 Meter hoch und blüht von Frühling bis Herbst.
2. Black Baccara
Die Edelrose kommt dem Züchterziel einer schwarzen Rose so nah wie keine andere. Ihre Blütenblätter scheinen wie dunkler Samt zu leuchten, sie fühlt sich tatsächlich auch samtig an. Jede Blüte fasst etwa 45 Blütenblätter. Sie braucht Sonne, eher trockenen Boden und blüht von Juni bis September.
3. Gold Medal
Die Blüten mit ihren 30 bis 40 Blättern stehen in Trauben, leuchten wie olympisches Gold und haben einen intensiven fruchtigen Duft. Bei milden Temperaturen wird die Goldfärbung besonders intensiv. Die nahezu stachellose Pflanze blüht bei guter Sonne vom Frühling bis zum Ende des Sommers.
4. Rhapsody in Blue
Mauve und Purpur sind ihre Farben, manchmal auch ein Schiefergrau. Wenn sie sich öffnet, ist sie zunächst richtig blau, doch diese Farbe verblasst allmählich. Sie braucht eher Halbschatten und mag es nicht gar so warm. Die Schönheit wird etwa 1,2 Meter groß und blüht über die ganzen Sommermonate hinweg.
5. Victor Hugo
Sie ist mit ihren kräftigen Blüten wohl eine der schönsten roten Rosen weltweit, macht sich wunderbar in Vasen und verbreitet einen kräftigen Duft. Die