Sicher als Frau. Kompakt-Ratgeber. Barbara Reik
durch die Medien unterstützt wird. Wir lesen von körperlichen Übergriffen auf Frauen. Das ist nichts Neues. Schon immer gab es Übergriffe auf das weibliche Geschlecht. »Verflucht sei, wer Frauen Leid zufügt, denn dies ist weder männlich noch gut«, schrieb vor über 800 Jahren Hartmann von der Aue. Wir Frauen dachten uns im 21. Jahrhundert in der Entwicklung von Freiheit und Sicherheit schon etwas weiter, und nun werden wir erneut mit alten Überzeugungen konfrontiert: die Frau als minderwertiges Geschöpf, mit dem der Mann machen kann, was er will. Dabei spielen bei einer körperlichen Attacke auf eine Frau weder die Herkunft noch die Religion, noch das Alter des Angreifers eine Rolle. Ein solcher Angriff verletzt Körper und Seele eines Menschen und ist nicht zu akzeptieren.
Eine gute Idee, wie wir zu mehr Sicherheit kommen können, stammt von Herbert Spencer: »Die tiefste Sicherheit einer Gesellschaft hängt von der Natur und dem Verhalten ihrer Bürger ab.«
Fangen wir Frauen also an, an unserem Verhalten zu arbeiten, denn dies ist einfacher und Erfolg versprechen der, als auf das gute Verhalten anderer zu hoffen. Je mehr Menschen an ihrer eigenen Sicherheit arbeiten und je mehr an sich selbst und ihre Kraft glauben, desto sicherer und freier wird unser Umfeld. Denn dann können Sie:
INFO
VERLASSEN SIE SICH AUF SICH!
Was ganz wichtig ist:
Sie werden durch Ihr selbstsicheres Verhalten Stärke und Stabilität vermitteln und keine Aggression hervorrufen, denn Sie wirken ohne große Worte mit einem gesunden Selbstvertrauen beruhigend und friedvoll.
Selbstsicherheit
Wenn wir uns rundum sicher fühlen, dann sind wir »selbst-sicher«. Nun stellt sich die Frage: Wie komme ich in diesen Zustand? Wie werde ich selbstsicher? Selbstsicherheit setzt ein gutes Selbstbewusstsein voraus.
Das heißt: Ich muss mir erst meiner selbst bewusst sein! Dieses Selbstbewusstsein ist nicht angeboren, sondern hat sich von Kindheit an entwickelt und bildet sich auch noch im Erwachsenenalter weiter aus, wenn Sie es wollen und offen für Veränderung sind. Das ist die gute Nachricht. Denn im Laufe des Lebens können Verletzungen, Gewalt, Angst und Enttäuschungen dem Selbstbewusstsein zusetzen, es sogar in Unsicherheit und Ängstlichkeit umwandeln. Das ist die schlechte Nachricht.
Um mir meiner selbst bewusst sein zu können, muss ich erst einmal wissen, wer ich bin. Dazu brauche ich Selbsterfahrung. Ich muss erfahren, wer ich und wie ich bin. Körperlich ist das relativ einfach: Ob ich groß, klein, dick oder dünn bin, das sagt mir der Spiegel. Wenn ich mit meinem Spiegelbild zufrieden bin, dann ist mein Selbstwertgefühl gut. Wenn nicht, dann ist dies kein Beinbruch, nichts Endgültiges, denn ich kann – zumindest in Maßen – daran arbeiten. Am Bild, also an meinem Aussehen oder an meiner Einstellung zu mir, an meiner Selbstwahrnehmung (siehe Checkliste, Seite 15).
Mich »selbst zu erfahren«, meine Einstellung mir selbst gegenüber weiterzuentwickeln – das, was ich mir wert bin und wie ich mich empfinde –, kann Spaß machen.
Ich lerne mich kennen, wenn ich die Erfahrung mache,
wie ich mich fühle, wenn es mir gut geht, wenn ich meine Lieblingsspeise genieße oder mit Freunden unterwegs bin. Es kann aber ebenso wehtun, denn es ist wichtig, auch Gefühle wie Trauer, Wut, Neid oder Angst zu spüren und zu erfahren. Sie nicht zu ignorieren oder unter den Teppich zu kehren, sondern sie anzuschauen und wahrzunehmen. Nur so kann ich erfahren, wer und wie ich bin. Wenn ich die Erfahrung gemacht habe, wie ich in schwierigen Situationen reagiere, dann fällt eine gute Portion Unsicherheit von mir ab, und ich werde sicher: selbstsicher. Personen oder Dingen, die ich kenne und die mir Sicherheit geben, kann ich vertrauen. Ergo: Ich kann mir jetzt, wo ich mich kenne und mir meiner selbst sicher bin, auch selbst vertrauen. Ich habe Selbstvertrauen.
INFO
… UND DAS LEBEN WIRD LEICHTER .
Sie nehmen sich nicht mehr jedes böse Wort zu Herzen, können eine Beleidigung überhören und auf Aggressionen gelassen reagieren: Sie vertrauen auf sich und sind sich Ihrer selbst bewusst. Somit ist die Meinung der anderen nur noch deren Meinung und nicht die Ihre!
So können Sie sich rundum wohl und sicher fühlen – eben »selbstsicher«.
Trainieren Sie Ihre Selbstsicherheit und Ihr Selbstwertgefühl, leben Sie Ihre Talente, und tragen Sie hier in die Liste selbst ein, was Ihnen wichtig ist. Machen Sie sich Ihre Stärken und die Gründe, Ihr Leben in vollen Zügen genießen zu können, bewusst. Nehmen Sie sich auch Zeit für Ihre »ungeliebten Emotionen«. Und ganz wichtig: Üben Sie, das zu tun, was für SIE richtig ist – nicht für die anderen.
Zum Beispiel:
Vielleicht möchten Sie auch einfach Ihre Gefühle leben:
Sprechen Sie über Ihre Gefühle und Bedürfnisse, Sie sprechen ja auch über Ihre Arbeit und Ihren Schnupfen!
Was verstehen wir unter Angst?
»Rechtzeitige und vorsorgliche Angst ist die Mutter der Sicherheit.« Eduard Burke
Angst ist ein sogenanntes Grundgefühl, das jedes Säugetier kennt, nicht aber Reptilien. Der Grund dafür ist, dass dieses Gefühl der Angst in einem Bereich des Gehirns verarbeitet wird, der in der Entwicklungsgeschichte