Diabetes. Kompakt-Ratgeber. Dr. med. Eberhard J. Wormer

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       Grundlagen

      Zucker (Glukose) ist ein lebenswichtiger Energieträger für alle Körperzellen. Bei Diabetes mellitus funktioniert der Zuckerstoffwechsel nicht mehr richtig. Unbehandelt drohen zahlreiche Gesundheitsstörungen und Komplikationen. Die Therapieoptionen reichen von der Gewichtsabnahme und der Normalisierung von Nährstoffmangel bis hin zu modernen Insulinpens.

       Diabetes mellitus

      Bei Diabetes mellitus liegt eine Störung des Zuckerstoffwechsels mit dauerhaft erhöhtem Blutzucker (Hyperglykämie) vor. Gesunde Menschen haben in der Regel einen Nüchternblutzuckerwert von 65 bis 100 mg/dl (Milligramm pro Deziliter). Bei Diabetes-Patienten findet man hingegen erhöhte Nüchternblutzuckerwerte von über 126 mg/dl. Befindet sich der Blutzuckerspiegel über der Norm, aber unterhalb des Diabetes-Wertes, spricht man von Prädiabetes (siehe Seite 17).

      Durch die rasant ansteigende Häufigkeit von Diabetes Typ 2 ist diese Zuckerstoffwechselstörung vor allem in den westlichen Industriestaaten zu einer veritablen Volkskrankheit avanciert. Die Zahlen des von der »Deutschen Diabetes-Hilfe« und »Deutschen Diabetes Gesellschaft« herausgegebenen Gesundheitsberichtes Diabetes 2016 sind alarmierend:

      Aktuell gibt es allein in Deutschland über sechs Millionen Diabetes-Patienten, und das sind nur die bekannten Fälle! Es werden täglich mehr. Die Dunkelziffer wird auf etwa ein bis zwei Millionen nicht-diagnostizierte Erkrankte geschätzt. Dabei dürfte es sich bei etwa 95 Prozent um Typ-2-Diabetes handeln.

      »Nur« 300 000 Diabetes-Patienten leiden unter Typ-1-Diabetes. Neben den beiden häufigsten DiabetesFormen von Typ 1 und 2 wurden Diabetes Typ 3 sowie Schwangerschaftsdiabetes definiert.

      Menschen mit Diabetes Typ 1 leiden unter einer Autoimmunerkrankung, die durch eine Störung des Immunsystems hervorgerufen wird. Sie führt dazu, dass das Immunsystem insulinproduzierende ß(beta)-Zellen der Langerhans-Inseln in der Bauchspeicheldrüse zerstört. Daraus ergibt sich ein Insulinmangel. In der Folge gelangt zu wenig Glukose in die Zellen, und es kommt zur erhöhten Blutzuckerkonzentration. Im Blut von Betroffenen wurden Antikörper nachgewiesen, die sich gegen die Inselzellen richten. Sie treten bereits einige Jahre vor Auftreten der Krankheit auf.

      Diabetes Typ 1 entwickelt sich innerhalb von kurzer Zeit vor dem 40. Lebensjahr – häufig schon im Kindes- oder Jugendalter. Bei Ausbrechen der Erkrankung liegen die Blutzuckerspiegel etwa bei 300 bis 400 mg/dl. Im Gegensatz zu Typ-2-Diabetikern sind Typ-1-Diabetiker tendenziell sehr schlank oder normalgewichtig.

      Genaue Hintergründe für die Entstehung von Diabetes Typ 1 sind nicht geklärt. Vermutlich spielen neben Erbanlagen auch Virusinfektionen sowie Umweltfaktoren eine Rolle.

      Diabetes Typ 1 ist bislang nicht heilbar. Um akuten Stoffwechselentgleisungen und Folgekrankheiten entgegenzuwirken, werden Typ-1-Diabetiker mit einer individuell auf sie abgestimmten Dosierung Insulin behandelt. Ein gesunder Lebensstil kann zusätzlich das Wohlbefinden steigern.

       INFO

       SYMPTOME DES TYP-1-DIABETES

      Vermehrter Harndrang und starker Durst:

      Der überschüssige Zucker (Glukose) im Blut wird über die Niere ausgeschieden, was häufig zu starkem Harndrang (Polyurie) führt. Häufiges Wasserlassen kann Flüssigkeitsmangel hervorrufen, was einen ständig quälenden Durst zur Folge hat.

      Schwindel:

      Bei hastigem Aufstehen können aufgrund des Flüssigkeitsdefizits heftige Schwindelgefühle auftreten.

      Trockene Haut und Juckreiz:

      Durch den hohen Flüssigkeitsverlust trocknet die Haut stark aus und juckt. Es wird vermutet, dass der Juckreiz bei Diabetikern noch weitere (nervöse) Ursachen hat.

      So gibt die Nebenniere als Reaktion auf erhöhte oder zu niedrige Blutzuckerkonzentrationen Stresshormone (z. B. Kortisol und Adrenalin) ins Blut ab. Darüber hinaus könnten Veränderungen der Blutgefäßwände verantwortlich für den Juckreiz sein.

      TYP-1-DIABETES

      Vermehrter Hunger:

      Obwohl im Blut reichlich Glukose vorhanden ist, kann sie aufgrund des Insulinmangels nicht in ausreichender Menge von den Zellen aufgenommen werden, was ein starkes Hungergefühl erzeugt.

      Schwäche und Müdigkeit:

      Aus dem gleichen Grund fühlen sich Diabetiker außerdem häufig schlapp und müde.

      Gewichtsverlust:

      Häufig tritt infolge des Flüssigkeitsverlustes ein Gewichtsverlust auf. Vor allem bei Patienten mit Diabetes Typ 1 kann dies jedoch auch eine andere Ursache haben: Aufgrund der kompromittierten Blutzuckerverwertung ist die Energieversorgung der Zellen nicht mehr gewährleistet, weshalb sich der Organismus an den Fettdepots bedient, was schließlich zum Gewichtsverlust führt.

      Mundgeruch:

      Da der Stoffwechsel auf die Fettdepots zurückgreift, wenn der Glukosebedarf der Zellen nicht mehr ausreichend gesichert ist, wird dabei unter anderem Azeton gebildet. Dies äußert sich bei Typ-1-Diabetikern häufig in einem Azetongeruch im Atem.

      Beim Diabetes Typ 2 besteht eine Insulinresistenz der Körperzellen, die häufig mit Bluthochdruck und hohen Cholesterinwerten assoziiert ist. Die Bauchspeicheldrüse stellt zwar ausreichend Insulin her, allerdings reagieren die Zellen zunehmend unempfindlich auf das Hormon, bis sie letztlich gar nicht mehr auf Insulin ansprechen. Da aufgrund der Unempfindlichkeit gegenüber Insulin die Glukose nur unzureichend in die Zellen gelangt, erhöht sich die Glukosekonzentration im Blut. Um einen Ausgleich zu schaffen, wird die Insulinproduktion angekurbelt. Bleibt die Insulinresistenz unverändert bestehen, kommt es zum Diabetes Typ 2.


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