Diabetes. Kompakt-Ratgeber. Dr. med. Eberhard J. Wormer
vor. Allerdings entwickelt sich die Krankheit nicht allein aus der erblichen Veranlagung heraus, sondern wird vermutlich durch eine risikobehaftete Kombination aus Bewegungsmangel, Alter, Übergewicht und ungesunder Ernährung begünstigt. Diabetes Typ 2 wurde früher als
Altersdiabetes bezeichnet. Das ist nicht mehr zeitgemäß! Typ-2-Diabetes ist heute eine global und epidemisch auftretende Erkrankung, die jedes Lebensalter betrifft. Ein gesunder Lebensstil, der sich durch viel Bewegung, gesunde Ernährung und den Verzicht auf Nikotin auszeichnet, kann den Zuckerstoffwechsel günstig beeinflussen. Darüber hinaus können, falls nötig und angebracht, Medikamente eine Optimierung der Insulinwirkung oder eine Anregung der Insulinausschüttung bewirken. Allerdings müssen manche Patienten dennoch Insulin einsetzen. Zusätzlich ist häufig eine Behandlung von Begleiterscheinungen wie Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen sowie Bluthochdruck notwendig.
INFO
SYMPTOME DES TYP-2-DIABETES
Vermehrter Harndrang und starker Durst:
Auch Typ-2-Diabetiker leiden unter vermehrtem Harndrang. Dieses häufige Wasserlassen kann Flüssigkeitsmangel hervorrufen, was ebenfalls einen ständig quälenden Durst zur Folge hat.
Schwindel:
Ebenso wie bei Typ-1-Diabetes können aufgrund des Flüssigkeitsdefizits heftige Schwindelgefühle auftreten (v. a. bei hastigem Aufstehen).
Trockene Haut und Juckreiz:
Durch den hohen Flüssigkeitsverlust trocknet wie bei den Typ-1-Diabetikern die Haut stark aus und juckt.
Schwäche und Müdigkeit:
Da die Glukose im Blut aufgrund des Insulinmangels nicht ausreichend von den Zellen aufgenommen werden kann, fühlen sich Diabetiker häufig schlapp und müde.
Schwaches Immunsystem:
Diabetiker weisen häufig eine schwache Abwehr auf, die sie anfällig für verschiedene Infektionskrankheiten wie Harnwegsinfektionen, Infektionen der Haut oder Pilzinfektionen macht. In Kombination mit der schlechteren Hautdurchblutung verlangsamt sich obendrein die Wundheilung. Weshalb die krankhaft erhöhten Blutzuckerwerte die Abwehr schwächen, ist bisher nicht vollständig bekannt.
Sehstörungen:
Bei unbehandeltem Diabetes kann der schwankende Blutzuckerspiegel die Linse des Auges schädigen, was zu vorübergehenden Sehstörungen führen kann.
TYP-2-DIABETES
Diabetes mellitus erkennen
Diabetes Typ 1 wird in der Regel relativ schnell diagnostiziert, da deutliche Symptome hier innerhalb kurzer Zeit auftreten. Bei Typ-2-Diabetes entwickeln sich die Symptome hingegen langsam über einen längeren Zeitraum und werden deshalb nicht immer auf Anhieb erkannt. Aus diesem Grund sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wichtig. Durch frühzeitige Diagnose und eine entsprechende Therapie kann das Auftreten von schwerwiegenden Folgekomplikationen reduziert werden.
Blutzuckertests
Es gibt verschiedene Blutzuckertests, die ein bedeutendes Kriterium bei der Diabetes-Diagnose sind. Dabei werden nachfolgende Blutwerte ermittelt:
Nüchternblutzucker (Nüchternglukose):
Morgens wird auf nüchternen Magen (mindestens acht Stunden ohne Nahrungsaufnahme) der Blutzucker gemessen. Liegt der Nüchternwert bei 126 mg/dl (Milligramm pro Deziliter) bzw. 7 mmol/l (Millimol pro Liter) oder mehr, verweist das Ergebnis auf einen Diabetes. Ein abnormer Nüchternglukosewert liegt bei Werten zwischen 100 und 125 mg/dl (5,6 bis 6,9 mmol/l) vor. Zur weiteren Klärung wird bei abnormen Werten ein oraler Glukosetoleranztest durchgeführt.
Gelegenheitsblutzucker (Gelegenheitsglukose):
Zu einem beliebigen Zeitpunkt (nicht auf nüchternen Magen) wird der Blutzucker gemessen. Bei einem Wert von 200 mg/dl (11,1 mmol/l) oder mehr, wird Diabetes diagnostiziert. Beträgt der Gelegenheitsblutzucker 100 bis 199 mg/dl (5,6 bis 11 mmol/l), muss der Nüchternblutzucker getestet werden.
Oraler Glukosetoleranztest (Zuckerbelastungstest oder oGTT):
Hier trinkt der Patient morgens auf nüchternen Magen innerhalb von fünf Minuten 75 Gramm in 300 Milliliter Wasser gelöste Glukose. Der Blutzucker wird zum Zeitpunkt Null und zwei Stunden nach der Einnahme der Zuckerlösung im venösen Plasma oder im kapillären Blut gemessen. Beträgt der Wert nach zwei Stunden 200 mg/dl (11,1 mmol/l) oder mehr, ist Diabetes bestätigt.
Langzeitzuckerwert HbA1c:
Das HbA1c (Glykohämoglobin, glykiertes Hämoglobin) ist »verzuckerter Blutfarbstoff«. Liegt der HbA1c-Wert im Blut über 7,5 Prozent, besteht Handlungsbedarf in Bezug auf eine Zuckerstoffwechselstörung. Wenn der Diabetes-Typ nicht sicher bestimmt werden kann, empfiehlt sich ein Antikörpertest, bei dem Antikörper im Blut nachgewiesen werden, die für Diabetes-Typ-1 typisch sind.
INFO
PRÄDIABETES
Befindet sich der Blutzuckerspiegel über der Norm, aber unterhalb des Diabetes-Wertes, spricht man von Prädiabetes. Hierbei handelt es sich um ein Vorstadium der Erkrankung. Bei Prädiabetes-Patienten besteht ein erhöhtes Risiko, in den nächsten Jahren an Diabetes zu erkranken. Ein abnormer Blutzuckerstoffwechsel kann selbst bei einer ausbleibenden Entwicklung von Diabetes Gefäßerkrankungen des Herzens und anderer Organe verursachen.
Nachfolgende Werte lassen auf Prädiabetes schließen:
Nüchternblutzucker:
zwischen 100 und 125 mg/dl (5,6 bis 6,9 mmol/l)
Oraler Glukosetoleranztest:
zwischen 140 und 199 mg/dl (7,8 bis 11,0 mmol/l)
Langzeitzuckerwert HbA1c:
über 6,05 Prozent
Risikofaktoren entschärfen
Ein gesunder Lebensstil steigert das körperliche und seelische Wohlbefinden, reduziert oxidativen Stress und kann das Risiko einer Typ-2-Diabetes-Erkrankung erheblich senken.
Darüber hinaus lohnt es sich, selbst bei einer bereits bestehenden Erkrankung in puncto Gewohnheiten umzudenken, da Typ-2-Diabetes so aktiv entgegengewirkt werden kann.
Zeit zum Umdenken
Bereits kleine Veränderungen des Lebensstils können viel bewirken. Wenn Sie auf Ihre Ernährung achten, Genussgifte vermeiden, körperlich aktiv sind und Stress reduzieren, sind Sie auf dem richtigen Weg!
Man ist, was man isst!
Eine ausgewogene Ernährung fördert die allgemeine Gesundheit und schützt vor Diabetes. Risikopatienten und Diabetiker sollten überwiegend Pflanzenkost in ihren Speiseplan einbauen – am besten in Bioqualität. Pflanzenkost bietet jede Menge Nährstoffe und enthält viele Ballaststoffe, die den Cholesterinspiegel und gestörten Zucker- und Fettstoffwechsel günstig beeinflussen. Sie optimieren außerdem die Insulinwirkung in einigen Organsystemen. Vor allem Brokkoli, Bohnen, Fenchel, Linsen, Rosenkohl, Knollensellerie, Beeren und
Kiwis haben einen hohen Ballaststoffgehalt. Greifen Sie seltener zu Fleisch, fetter Wurst und fettem Käse, und meiden Sie möglichst Frittiertes oder Paniertes.
Zum Braten oder Kochen empfehlen sich hochwertige Pflanzenöle wie Olivenöl oder Leinöl. Sie schützen die Blutgefäße und beeinflussen die Blutfettwerte günstig. Zucker und ein Übermaß an Salz sollten unbedingt vermieden werden. Gleiches gilt für Fertigprodukte, da hier besonders viel Salz und Zucker enthalten sind.
Softdrinks machen schwach!
Eistee,