Jacquard - Am Stück gestrickt. Anna Dervout

Jacquard - Am Stück gestrickt - Anna Dervout


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sind also Jacquardmuster, unterscheiden sich jedoch vom Fair-Isle-Stil.

      Die Motive sind meist größer als Fair-Isle-Motive, sodass zwischen den Maschen einer Farbe mehr als 10 Maschen liegen können. Für eine gute Spannung müssen die Fäden auf der Rückseite daher alle 7 Maschen eingewebt werden, denn nur mit relativ kurzen Spannfäden erhält man ein glattes, gleichmäßiges Maschenbild. Arbeitet man mit Spannfäden über mehr als 7 Maschen, ohne sie durch Kreuzen einzuweben, wird die Arbeit dick und ungleichmäßig und lässt sich auch durch feuchtes Spannen nur schwer glätten.

      Die Aspekte Fadenführung und Fadenspannung werden in den Kapiteln 8 und 9 detailliert behandelt.

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       EINWEBEN DER FÄDEN

      Zum Einweben der Fäden auf der Rückseite wird die gerade nicht verwendete Farbe regelmäßig mit dem gerade verwendeten Faden überkreuzt, um eine gleichmäßig verteilte Spannung zu erzielen.

      Fair-Isle-Stil

      Diese Technik stammt von der Insel Fair Isle. Ein traditionelles Fair-Isle-Modell muss die folgenden Kriterien erfüllen:

      +In einer Runde dürfen nicht mehr als 2 Farben verwendet werden: eine Grundfarbe und eine Kontrastfarbe. Dies hat zugleich praktische und ästhetische Gründe: Das Stricken wird erleichtert und geht schneller – dadurch wird die Fadenspannung verbessert und das Strickbild wird gleichmäßiger.

      +Fair-Isle-Strickmuster sind bewusst so konzipiert, dass in einer Runde niemals mehr als 7 aufeinanderfolgende Maschen derselben Farbe vorkommen. Dadurch dass Grund- und Kontrastfarbe stets in kurzen Abständen wechseln, erübrigt sich das Kreuzen der Spannfäden auf der Rückseite der Arbeit.

      +Das Motiv muss diagonale Linien enthalten, damit die Spannung der mitgeführten Fäden gleichmäßig über die Arbeit verteilt wird. So wird die Arbeit schön dicht und dennoch gut dehnbar. Senkrechte Linien gilt es hingegen weitestgehend zu vermeiden, da die Arbeit dadurch weniger elastisch wird.

      +In der Regel sind die verwendeten Motive symmetrisch und werden über eine ungerade Rundenzahl gearbeitet. Dies ist kein Muss, aber meist wirken die Muster so harmonischer und sind auch leichter zu merken.

      +Fair-Isle-Modelle werden traditionell rundgestrickt. Die Öffnungen für die Ärmel, die Rundung des Halsausschnitts und die Vorderteile einer Jacke werden mit der Steek-Technik gearbeitet (siehe Kapitel 10).

      +Es wird reine Wolle ohne Antifilzausrüstung verwendet (Typ Shetlandwolle).

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      Die Intarsientechnik ist eine weitere Möglichkeit, Einstrickmuster zu arbeiten. Die Methode eignet sich für einzelne oder mehrere in großem Abstand angeordnete Motive. Dabei werden keine Spannfäden mitgeführt wie bei der Jacquardtechnik, sondern es wird in ein und derselben Reihe mit mehreren Knäueln einer Farbe gearbeitet. So kann man z. B. ein einzelnes Motiv in der Mitte einer Arbeit anbringen.

      Für Harry-Potter-Fans: Erinnern Sie sich an die Pullover, die Mrs. Weasley für Ron und Harry gestrickt hat? Um die Initialen in das Vorderteil eines Pullis einzustricken, verwendet man die Intarsientechnik, nicht die Jacquardtechnik.

      Diese Technik ist schwieriger als die Jacquardtechnik, vor allem für Anfänger (warum, erfahren Sie in Kapitel 7).

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      Vorderseite: Das Jacquardmuster wird über die gesamte Reihe wiederholt, das Intarsienmotiv ist dagegen ein Einzelmotiv.

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      Rückseite: Bei der Jacquardtechnik laufen die Fäden in der gesamten Reihe auf der Rückseite mit, bei der Intarsientechnik nicht. Hier werden mehrere Knäuel derselben Farbe verwendet.

      KAPITEL 2

       Das richtige Material

       Wie für jede Stricktechnik muss man für Jacquardmuster das passende Garn auswählen. Auch bei reiner Wolle sind manche Qualitäten besser geeignet als andere. Daher ist es sinnvoll, sich vor Beginn darüber zu informieren, worauf es bei der Garnauswahl ankommt.

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      Traditionell wird für Jacquardstrick, insbesondere für Fair-Isle-Modelle, reine, nicht chemisch behandelte Schafwolle verwendet (ohne Superwash-Ausrüstung).

      Interessanterweise wird je nach Ursprungsland und Art des Jacquards unterschiedlich dicke Wolle verwendet. Auf den Shetlandinseln strickt man z. B. mit naturbelassener Wolle der Shetlandschafe, die sehr fein ist (englische Garnstärke Fingering, Nadeln 2,25–3,25): Für eine Maschenprobe von 10 cm benötigt man etwa 29 Maschen. Da im Fair-Isle-Stil das ganze Modell gemustert gestrickt wird, entsteht aufgrund der doppelten Lage dünner Wolle warme und doch leichte Kleidung.

      Die isländischen Lopapeysa werden hingegen oft aus reiner Wolle von Islandschafen gestrickt, z. B. aus der bekannten Léttlopi (Garnstärke Aran, Nadeln 4,5-5). Für eine Maschenprobe von 10 cm werden 18 Maschen benötigt. Da oft nur die Passe gemustert gestrickt wird, verwendet man für die einfarbigen Partien dickere, wärmere Wolle.

      Tierische Fasern sind für Einstrickmuster, insbesondere Jacquard, am besten geeignet. Dazu später mehr – zunächst betrachten wir jedoch zwei Arten der Behandlung von Rohwolle, von denen häufig die Rede ist.

       Profitipp

      Nicht maschinenwaschbare Wollarten sind für Jacquardmuster am besten geeignet, vor allem für Anfänger. Die Maschen rutschen damit nicht so leicht von den Nadeln, und es ist einfacher, die Fäden gleichmäßig zu spannen. Natürlich hängt die Garnauswahl auch vom Modell ab. Für Socken mit Jacquardmuster kann eine Mischung aus Merinowolle (Superwash) und Nylon besser sein, damit die Socken nicht kratzen, maschinenwaschbar sind und länger halten.

      +Streichgarn (woolen spun) ist Wolle, die aus einem kardierten Vlies gesponnen wird. So entsteht ein wolliger Faden mit abstehenden Fasern. Dieses Garn eignet sich für Einstrickmuster am besten, da die Maschen sich miteinander verbinden und ein homogenes, dichtes Gestrick entsteht. Beispiel: die Garne Ulysse oder Gilliatt von De Rerum Natura.

      +Kammgarn (worsted spun) wird hingegen mehrfach mit immer feineren Kämmen gekämmt, sodass die Fasern parallel ausgerichtet werden. Mit Kammgarn gestrickte Motive erscheinen klarer. Es kann für Jacquardmuster verwendet werden, eignet sich jedoch besonders für Zopfmuster. Beispiele: Penelope oder Albertine von De Rerum Natura (beide mit Beimischung von 10 % Seide).

      Nun zu den verschiedenen tierischen Fasern, aus denen Strickgarn hergestellt wird.

      +Schafwolle


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