Jacquard - Am Stück gestrickt. Anna Dervout
formstabil, warm und strapazierfähig. Sie wird von verschiedenen Schafrassen gewonnen, z. B. Shetland-, Gotland-, Bluefaced Leicester-, Falkland- oder Islandschafen.
Diese Wolle wird in der Regel kardiert, sodass die Fasern nach dem Stricken nicht alle in einer Richtung liegen und ein homogenes Strickbild entsteht. Aufgrund der leichten Tendenz zu verfilzen werden die Zwischenräume der Maschen ausgefüllt. Mit dieser Garnart bleiben die Maschen leichter an ihrem Platz, und es ist einfacher, die Fäden auf der Rückseite gleichmäßig zu spannen.
Diese Art Wolle ist oft rustikal, doch Vorsicht: Rustikal bedeutet nicht unbedingt kratzig! Es gibt in dieser Kategorie kratzigere Garne wie die isländische Lopi, die als eher rau gilt, doch nicht jede rustikale Wolle kratzt. Abgesehen davon reagiert jeder anders auf verschiedene Fasern – daher ist es wichtig, dies an einer Maschenprobe zu testen.
+Merinowolle, die von einer besonderen Schafrasse stammt, ist zweifellos die bekannteste Wolle im Handel. Sie ist sehr weich und strapazierfähig. Oft handelt es sich dabei um Kammgarn, und auch wenn dieses für Jacquardmuster verwendet werden kann, ist das Ergebnis nicht mit dem von Shetlandwolle oder ähnlichem Garn vergleichbar. Strickt man mit gekämmter statt mit kardierter Wolle, gehen die Maschen weniger ineinander über, sodass die Muster schärfere Konturen bekommen. Wenn Sie jedoch weiche Wolle lieben, kann Merino eine gute Wahl für Sie sein.
Hier ist anzumerken, dass es auch kardierte Merinowolle gibt (z. B. Ulysse und Gilliatt von De Rerum Natura). Diese wirkt rustikaler und eignet sich daher sehr gut für Jacquardmuster.
+Alpaka ist eine glatte Faser, die schön fällt. Sie ist nicht so formstabil wie Schafwolle, doch ihr großer Vorteil ist, dass sie wärmer ist als diese.
+Mohair, Kaschmir und Angora sind für Einstrickmuster nicht zu empfehlen.
+Wolle mit Superwash-Ausrüstung ist maschinenwaschbar. In der Regel ist es Merinowolle, deren äußere Schicht durch chemische oder elektronische Behandlung zerstört wird, damit die Wolle beim Waschen nicht verfilzt. Es ist also keine naturbelassene Wolle, doch sie ist im Handel überall erhältlich. Man kann sie für Jacquardmuster verwenden, bei Anwendung der Steek-Technik (Durchschneiden der Strickarbeit) muss man jedoch sehr aufpassen, da die Maschen nicht miteinander verfilzen und sich an der Öffnung leicht aufribbeln können (weitere Details dazu siehe Kapitel 10).
Vergleich von Merino Superwash (links) und naturbelassener Schafwolle ohne Superwash (rechts).
Am linken Pullover sind die Maschen klar voneinander abgegrenzt, am rechten dagegen sind die Übergänge weicher, und das Maschenbild ist homogener.
Seide sowie pflanzliche und synthetische Fasern wie Leinen, Baumwolle und Acryl werden für Einstrickmuster nicht empfohlen. Da sie weniger elastisch sind, ergeben sie kleinere Maschen und eine geringere Spannung. Baumwolle ist relativ schwer und glatt; Einstrickmuster würden damit zu dick und steif. Außerdem ist sie nicht formstabil und neigt zum Ausleiern. Erst durch Waschen würde Ihr Modell seine Form wiedererlangen.
Profitipp
Wählen Sie ein Garn, das in vielen Farben erhältlich ist – so haben Sie zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten.
Wie trifft man die richtige Garnauswahl?‘
Am besten testen Sie verschiedene Garne, um herauszufinden, mit welchem Typ Sie am besten zurechtkommen. Mit der Zeit und wachsender Erfahrung lernen Sie, wie die unterschiedlichen Garnarten sich beim Stricken verhalten, sodass Ihnen die Entscheidung je nach gewähltem Modell und Ihren Tragevorlieben leichter fällt.
Zuerst könnten Sie reine, naturbelassene Schafwolle (ohne Superwash) ausprobieren. Sollte Ihnen diese zu rustikal sein, können Sie danach einen Versuch mit Merinowolle machen.
Hinsichtlich der Stärke werden Garne der Typen Aran-/ Worsted (Maschenprobe 18–22 M auf 10 cm; Nadeln 4,5-5,5), DK (20-24 M; Nadeln 3,75-4,5), Sport (24-26 M; Nadeln 3,25-3,75) und Fingering (26-30 M; Nadeln 2,25-3,25) empfohlen. Mit dickerem Garn (Chunky, Bulky, ab Nadelstärke 6) würde der doppellagige Strick viel zu dick; bei sehr dünnem Garn (Lacegarn) wäre es dagegen schwierig, mit mehreren Fäden gleichzeitig zu stricken.
Profitipp
Üben Sie anfangs mit dickerem Garn (Typ Aran/Worsted) für warme Winterpullover oder mit mittlerem Garn (DK und Sport) für leichte Winterpullis und Modelle für die Übergangszeit. Wenn Sie die Technik beherrschen, können Sie sich an dünnem Garn (Fingering) versuchen. Extra dickes Garn (Chunky) wird für Jacquard nicht empfohlen.
Stricknadeln
Profitipp
Egal, welche Art Stricknadeln Sie auswählen: Verwenden Sie stets die gleichen Nadeln für das gesamte Modell! Wenn Sie den Rumpf mit Metallnadeln stricken, die Ärmel jedoch mit Holznadeln, fallen Strickbild und Spannung höchstwahrscheinlich sehr unterschiedlich aus.
Da Jacquardmuster traditionell rundgestrickt werden, sind Rundstricknadeln natürlich die erste Wahl. Welches Material (Holz, Metall …) Ihnen am meisten zusagt, müssen Sie ausprobieren.
Stricknadeln aus Holz (Birkenholz) oder Bambus: Auf neuen Nadeln rutscht das Garn nicht so gut, doch mit der Zeit werden die Nadeln glatter. Diese Stricknadeln sind allgemein sehr beliebt.
Stricknadeln aus Metall oder Karbon: Diese Nadeln sind sehr empfehlenswert, vor allem für glattes Garn, Mohair und Dochtgarn (single yarn), da die Maschen gut rutschen und der Faden nicht abgenutzt oder beschädigt wird. Seit ich die sehr spitzen Metallstricknadeln entdeckt habe, die bei den englischsprachigen Marken „Sharp“ heißen (z. B. von HiyaHiya, in Deutschland erhältlich), möchte ich nicht mehr darauf verzichten! Sie sind eindeutig meine erste Wahl.
Stricknadeln aus Kunststoff: Sie sind weniger rutschig und können daher das Stricken mit Alpaka, Seide und Baumwolle erleichtern. Sie sind auch zu empfehlen, wenn Sie eher locker stricken. Ich persönlich finde, dass die Maschen darauf nicht gut genug rutschen, ganz gleich, mit welchem Garn. Daher verwende ich sie so gut wie nie.
Für das Stricken kleiner Runden (z. B. Ärmel, Fäustlinge oder Socken) gibt es verschiedene Techniken. Welche Nadeln Sie verwenden, hängt von der gewählten Technik ab.
+Für die Magic-Loop-Technik benötigen Sie eine Rundstricknadel mit einer Seillänge von mindestens 60 bis 80 cm.
+Wenn Sie die Magic-Loop-Technik nicht mögen, können Sie ein Nadelspiel oder eine Rundstricknadel von 23 oder 30 cm Länge verwenden.
Gut zu wissen
Wenn Sie für Ihr Modell Runden von kleinem Umfang stricken müssen (z. B. Ärmel, Fäustlinge), ist die Magic-Loop-Technik vielleicht etwas knifflig. Es kann schwierig sein, im Moment des Wechsels von einer Maschenpartie zur anderen eine gleichmäßige Fadenspannung zu halten. Verwenden Sie daher besser ein Nadelspiel oder eine kleine Rundstricknadel.
Es gibt allerdings verschiedene Methoden, um auch mit der Magic-Loop-Technik eine gleichmäßige Fadenspannung zu erzielen; diese werden in Kapitel 9 erläutert.
DER MAGIC LOOP
Mit dieser Technik lassen sich auch kleine