Den österlichen Mehrwert im Blick. Группа авторов

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1991. Das in dieser Weise bezeugte Vertrauen wurde auch in gleicher Weise allen meinen damaligen Kollegen entgegengebracht.

      Spannungen: Auch in unserer kleinen Kirche blieb es nicht aus, dass es Unterschiede der Ansichten und auch Auseinandersetzungen gab. Das äußerte sich besonders im Jahr 1989 als es um die Frage ging, ob sich auch unsere Kirche den Problemen der Gesellschaft mehr öffnen sollte. Sie hat es schließlich auch getan, wie die Hirtenbriefe und Predigten jenes Herbstes dokumentieren, darunter besonders auch die unvergessliche Predigt von Bischof Wanke anlässlich der Herbstwallfahrt in Erfurt am 17. September 1989. Meinungsverschiedenheiten zwischen Bischöfen und Theologen wurden nicht verleugnet, aber fair ausgetragen und nie nachgetragen.

      Mir persönlich bleibt schmerzlich in Erinnerung, dass einige meiner Publikationen, die bereits im Westen Deutschlands (Herderkorrespondenz), aber auch in Italien und in der Slowakei erschienen waren (darunter u.a. mein Budapester Vortrag), nicht nur vom Staat, sondern auch von kirchlichen Dienststellen von vornherein für den Druck abgelehnt worden sind. Man unternahm nicht einmal den Versuch, die staatliche Genehmigung für eine Veröffentlichung einzuholen. Die Begründung lautete, die Zeit sei dafür noch nicht reif. (Jahrbuch 1991, 15, vgl. 307–371)

      Begegnungen: Unsere Bischöfe pflegten ein ständiges, oft freundschaftliches Verhältnis zu den Mitgliedern unserer Professorenkonferenz. Sie zogen uns heran bei der Abfassung von gesellschaftlich relevanten Hirtenbriefen (besonders über Erziehung, über Frieden u.a.) Unvergesslich in Erinnerung bleibt mir Bischof Hugo Aufderbeck, dem die Situation der Christen bei uns ein Herzensanliegen war. Er suchte stets unsere Mitarbeit in der Seelsorge. Auf seinem Sterbebett rief er uns Priester zu sich und bat um die Zelebration der hl. Messe und um das gemeinsame Gebet.

      Kardinal Meisner, mit welchem ich einmal einen größeren Disput hatte, der aber fair beigelegt wurde, zog mich heran zu einem wichtigen Dienst anlässlich des Katholikentreffens in Dresden am 12. Juli 1987. Dort sprach er auch das Wort, das in die Geschichte eingegangen ist: „Die Kirche, die Christen in unserem Land möchten ihre Begabungen und Fähigkeiten in unsere Gesellschaft einbringen, ohne dabei einem anderen Stern folgen zu sollen als dem von Bethlehem.“

      Natürlich stand und steht unsere Erfurter Fakultät in einer besonderen und engen Beziehung zu unserem Jubilar Bischof Wanke. Er ist nicht nur unser Ortsbischof und Kanzler der Fakultät, er war ja ehemals auch Professor in unserem Kollegium. Seine freundliche, gewinnende Art, seine für die gesamte deutsche Kirche richtungweisenden pastoralen Anstöße sind hochgeschätzt und geachtet. Er verfolgt wachen Geistes die Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft. Er ist stets Theologe und Seelsorger zugleich geblieben. Das Vertrauen, das er den Menschen allgemein und unserem Kollegium besonders entgegengebracht hat, trug von Anfang an reiche Frucht und wird seiner Person gegenüber in Dankbarkeit erwidert.

      Zurück zum Ausgangspunkt: Im Blick auf die heutige Situation der Kirche in der Bundesrepublik lassen sich einige Analogien zu unserer damaligen Situation herstellen, auch wenn die äußeren Bedingungen völlig verschiedenartig waren und sind. Angesichts einer sich ausbreitenden Kirchenferne und atheistischer Strömungen sollten partikuläre Interessen einzelner Gruppen zweitrangig sein. Bischöfe und Theologen sind auf einander angewiesen. Will sich ein einzelner oder eine Gruppe abseits der Gemeinschaft der Kirche profilieren, so gereicht es dieser unausweichlich zum Schaden. Bischöfe und Theologen haben ein gemeinsames und höheres Ziel, das sie verbindet. Das Fundament dafür ist ein Grundvertrauen zueinander.

       Literatur

      Ebner-Eschenbach, M. v., Aphorismen, Schriften Bd. 1, Berlin 1893, 3.

      Feiereis, K., Das gemeinsame europäische Haus. Bereiche der Zusammenarbeit zwischen Ost- und Westeuropa, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 5. 1990, 411–421 (vgl. mein Literaturverzeichnis: http://www2.unierfurt.de/tiefensee/feiereis.htm).

      Feiereis, K., Zusammenleben und Kooperation von Christen und Marxisten in der Gesellschaft, in: Theologisches Jahrbuch 33, 1991, 357–371.

      Hübner, S., Das Theologische Jahrbuch des St. Benno-Verlags. Vergessene Seiten im Überleben der katholischen Kirche in der ehemaligen DDR, in: Theologie der Gegenwart 53, 2010, 294–304.

      Theologisches Jahrbuch 1991. Unter kommunistischer Zensur. Hg. v. Wilhelm Ernst u. a. Leipzig 1992.

      „Kirche 2011: Ein notwendiger Aufbruch“. Argumente zum Memorandum. Hg. v. Marianne Heimbach-Steins [u. a.], Freiburg i. Br. 2011.

      Schumacher, R., Kirche und sozialistische Welt. Eine Untersuchung zur Frage der Rezeption von „Gaudium et spes“ durch die Pastoralsynode der katholischen Kirche in der DDR, Leipzig 1998 (Erfurter Theologische Studien 76).

      Seifert, K., Glaube und Politik. Die Ökumenische Versammlung in der DDR 1988/89, Leipzig 2000 (Erfurter Theologische Studien 78).

      Seifert, K., Durch Umkehr zur Wende. Zehn Jahre „Ökumenische Versammlung in der DDR“ – Eine Bilanz, Leipzig 1999.

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