Heute, nur heute. Helmut Schlegel

Heute, nur heute - Helmut Schlegel


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werde ich mich bemühen, den Tag zu leben, ohne die Probleme meines Lebens auf einmal lösen zu wollen.

      SPURENSUCHE

      Ich freue mich, ein Mensch zu sein. Oft schaue ich zurück auf das Vergangene. Manchmal bin ich stolz auf das, was war, manchmal bereue ich es auch. Ich ziehe Konsequenzen, verändere die Situation und hin und wieder kann ich sogar ganz neu anfangen.

      Auch das kann ich: vorwärtsblicken. Ich kann Wünsche äußern, Prognosen aufstellen, mir Ziele setzen. Ich kann Strategien überlegen, Vorbereitungen treffen, andere zum Mitmachen einladen. Nein, ich bin nicht ohnmächtig, auch nicht, was die Zukunft angeht.

      Nur den heutigen Tag leben? Außer Acht lassen, was gestern war? Was morgen sein wird? Was ich vermeiden sollte? Wofür ich Vorsorge zu treffen habe? – Das fällt mir schwer. Wie gut, dass mich die eigene Vernunft korrigiert – bei aller notwendigen Planung, bei aller Verantwortung über den Augenblick hinaus: Ich lebe jetzt. Ich kann nur das Heute gestalten. Und das genügt.

      Wir wissen, wie wichtig nachhaltiges Wirtschaften ist. Wir dürfen nicht in den Tag hinein leben und konsumieren und nur an uns denken. Wir müssen unsere Welt schützen und erhalten. Die Menschen aller Kulturen und Erdteile und ebenso die Generationen nach uns haben ein Recht auf Nahrung, Wasser und Energie. Und auch die Tiere und Pflanzen, ja selbst die Materie – alle Geschöpfe haben eine Würde, die ihnen der Schöpfer gegeben hat.

      Was zu tun ist, ist heute zu tun. Heute ist der Tag, an dem wir verpflichtet sind, Versöhnung zu schaffen und am Frieden zu bauen. Heute können und müssen wir mit den Ressourcen der Erde so umgehen, dass sie für alle reichen. Heute ist es unsere Chance, das Gut der Freundschaft miteinander zu teilen. Heute ist es unsere Verantwortung, Mensch zu sein.

      WEGZEICHEN

      Gott des rechten Maßes

      Ich bitte Dich

      – nur heute –

      um das rechte Maß

      denn ich bin maßlos geworden

      Meine Probleme will ich lösen

      und zwar ALLE

      und SOFORT

      Gib mir Dein Maß:

      EIN Tag

      HEUTE

      ergibt EIN Tagewerk

      EIN Schritt

      – HEUTE –

      ist ein Stück Weg

      Hilf mir

      – nur heute –

      meinen Blick von meinem Weg zu heben

      in die Weite zu lenken

      das Ganze zu sehen

      die Probleme der anderen

      und das Wunder des Lebens

      an dem ich

      – auch heute –

      wieder teilhaben darf

       Ricarda Moufang

      SCHRIFTWORT

      Jakob

      In derselben Nacht stand Jakob auf, nahm seine beiden Frauen, seine beiden Mägde sowie seine elf Söhne und durchschritt die Furt des Jabbok. Er nahm sie und ließ sie den Fluss überqueren. Dann schaffte er alles hinüber, was ihm sonst noch gehörte. Als nur noch er allein zurückgeblieben war, rang mit ihm ein Mann, bis die Morgenröte aufstieg. Als der Mann sah, dass er ihm nicht beikommen konnte, schlug er ihn aufs Hüftgelenk. Jakobs Hüftgelenk renkte sich aus, als er mit ihm rang. Der Mann sagte: Lass mich los; denn die Morgenröte ist aufgestiegen. Jakob aber entgegnete: Ich lasse dich nicht los, wenn du mich nicht segnest. Jener fragte: Wie heißt du? Jakob, antwortete er. Da sprach der Mann: Nicht mehr Jakob wird man dich nennen, sondern Israel – Gottesstreiter; denn mit Gott und Menschen hast du gestritten und hast gewonnen. Nun fragte Jakob: Nenne mir doch deinen Namen! Jener entgegnete: Was fragst du mich nach meinem Namen? Dann segnete er ihn dort. Jakob gab dem Ort den Namen Penuël – Gottesgesicht – und sagte: Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen und bin doch mit dem Leben davongekommen. Die Sonne schien bereits auf ihn, als er durch Penuël zog; er hinkte an seiner Hüfte (Gen 32, 23–32).

      Jakobs Lebensgeschichte ist eine Erfolgsgeschichte. Immer ganz vorne, immer große Pläne, aber oft auch mit ein paar schmutzigen Tricks, um sich durchzusetzen. Schon im Mutterleib hält er seinen Zwillingsbruder Esau an der Ferse fest, er will der Erstgeborene sein. Später erschleicht er bei seinem sterbenden Vater den Segen. Noch viele Geschichten erzählt die Bibel in aller Offenheit, die uns den Ehrgeizling Jakob zeigen.

      Aber in dieser Nacht kommt alles ganz anders. Jakob schickt seine Frauen, Mägde und Söhne über den Fluss. Sein Hab und Gut bringt er ans andere Ufer. Dann, als nur noch er ganz allein ist, ringt er um sein Leben. Er kämpft und wird verwundet. Wer ist es, der mit ihm kämpft? Später deutet es Jakob selbst: „Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen“ (Gen 32, 31).

      Jakob wird verletzt und weiß doch, dass ihm dieser Kampf zum Segen wird. „Ich lasse dich nicht los, wenn du mich nicht segnest“ (Gen 32, 27b), sagt er zu Gott. Die Verletzung macht ihn zu einem neuen Menschen. Nun geht er seinem Bruder Esau mutig entgegen, er umarmt ihn und weint. Der Kampf mit seinem Schatten, in dem ihm Gott begegnet, hat ihn zu Menschlichkeit und Mitgefühl befähigt.

       Gelassenheit

      

Sich der Einsamkeit aussetzen

      

Zulassen, getroffen zu werden

      

Konflikte annehmen

      

Dankbar sein für den Segen, der in schmerzhaften Wachstumsprozessen liegt

      HERZWORT

      Ich häufe keine Reserven für die Zukunft an.

      Es gibt ja die göttliche Vorsehung.

      Machen wir ihr Ehre,

      indem wir sparsam leben

      und den anderen Gutes tun.

      Johannes XXIII.

      ALLTAGSSCHRITTE

      Heute leben bedeutet, mit klarem Verstand

      denken und zielgerichtet handeln.

      Es bedeutet nicht, sich von momentanen

      Bedürfnissen treiben zu lassen

      und ohne Bewusstheit durch den Tag zu stolpern.

      Ich versuche, mir diese Erkenntnis

      am Morgen vor Augen zu stellen

      und sie in den alltäglichen Dingen umzusetzen –

      z. B. beim Einkauf (ich weiß, was ich will),

      bei der Arbeit (ich weiß, was ich kann),

      bei meinen Gesprächen (ich weiß, worum es geht).

      Heute leben bedeutet,

      sorgfältig meine Talente einzusetzen

      und verantwortlich mit meinen Kräften umzugehen.

      Es bedeutet nicht, so zu arbeiten,

      als müsste am Ende des Tages alles geregelt sein.

      Ich wehre der Versuchung, mich zu überfordern.

      Dabei


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