Dürnsteiner Himmelfahrt. Bernhard Görg
würde Doris schon auf den Busch klopfen, da war er sicher.
Bevor er ins Büro seiner Chefin ging, holte er sich noch einen Becher Kaffee. Er wusste überhaupt nicht, warum er ihn eigentlich trank. Ungenießbares Gesöff. Das sagte er sich schon seit Jahren. Vielleicht war es an der Zeit, auch entsprechend zu handeln. Kurzentschlossen ging er mit dem Becher aufs WC und schüttete dessen braunen Inhalt, der die Bezeichnung Kaffee gar nicht verdiente, ins Waschbecken.
Dann ging er zu Doris und erstattete Bericht. »Diese Frau Haberl ist eine ausgesprochen sympathische, aber auch resolute Frau, die sehr um ihren Mann zu trauern scheint. Nebenbei bemerkt muss der Kunsthandel eine Goldgrube sein. Die Dame wohnt in einem der schönsten Häuser, die ich je gesehen habe. Tolle Lage mit einem großartigen Blick über Krems. Mit dem Stift Göttweig genau gegenüber. Erstens einmal hält sie die Behauptung, dass der gestohlene Heilige aus Lindenholz viel mehr als zehntausend Euro wert sein soll, für einen ausgemachten Blödsinn. Gibt aber zu, von Antiquitäten wenig zu verstehen. Ihrer Überzeugung nach muss es einen triftigen Grund dafür gegeben haben, dass ihr Mann nach dem Einbruch wie ausgewechselt gewesen ist. Ihr habe er nichts vormachen können, obwohl er alles getan hat, um seine Nervosität zu verbergen. Deshalb hat er auch seine gewohnte Routine sowohl geschäftlich als auch privat beibehalten. Daher auch die Besichtigung von Weingärten am vergangenen Wochenende. Weil er in seiner Pension Weinhauer sein wollte. Sie hat außerdem gesagt, dass auch ein Mitarbeiter der Kunsthandlung die Veränderung im Wesen ihres Mannes bemerkt hat. Mit dem habe ich allerdings noch nicht gesprochen.«
Doris Lenhart, die einen Pappbecher mit der braunen Flüssigkeit vor sich stehen hatte, unterbrach ihn. »Also ist ein Selbstmord tatsächlich nicht auszuschließen. Die psychische Veränderung muss gar nicht in einem direkten Zusammenhang mit dem Einbruch stehen. Vielleicht ist das nur ein zeitlicher Zufall und er hat geschäftliche Sorgen oder gesundheitliche Ängste gehabt. Jedenfalls sehe ich weiterhin absolut nichts, das auf einen Mord hindeutet.«
»Außer der Aussage der Ehefrau, dass es bestimmt kein Selbstmord gewesen sein kann«, gab er zu bedenken.
»Die aber gleichzeitig eine deutliche psychische Veränderung und Verunsicherung bei ihrem Mann bemerkt hat«, konterte seine Chefin.
Er nickte. »Ich bin ganz bei dir. Nur sollte ich noch erwähnen, dass unser spezieller Freund und Unglücksrabe Gruppeninspektor Frisch als Erster bei der Leiche im Weingarten gewesen ist. Er hat laut Frau Haberl auch von Selbstmord gefaselt.«
»Das ist ja interessant. Unser hochverehrter Herr Chef wird doch seine Weisheit nicht vom Frisch haben?«
»Zuzutrauen wäre es ihm zwar. Kann ich mir aber trotzdem nicht vorstellen. Der redet doch nicht mit einem kleinen Gruppeninspektor.«
Seine Chefin zog die Stirn in Falten. »Das mit dem Frisch hättest du mir besser nicht gesagt. Bis jetzt ist immer das exakte Gegenteil von dem eingetroffen, was er behauptet hat.«
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