Nix wie Zores!. Topsy Küppers

Nix wie Zores! - Topsy Küppers


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Wie machen Sie das?« Dann sage ich den freundlichen Menschen, die auf mich gewartet haben: »Ich esse, was mir schmeckt. Über zehn Jahre lang war ich Vegetarierin. Es war ein Gelübde. Das Leid der Tiere, die Überflutung der Gesundheitsvorschriften, die Fleischwerbung, und, und, und … Resultat: eine Begegnung mit dem wunderbaren Kardinal König. Sein Bild steht auf meinem Sekretär, und ich blinzle ihm manchmal zu, denn der verehrte Kardinal brach einmal sein Gelübde, nach 17 Uhr nichts mehr zu essen. Und ich brach damals meinen Gemüsefimmel. Vor vielen Jahren hatte ich die Ehre, das Kardinal König Haus in Wien zu eröffnen. Supergäste, und auch der Oberrabbiner von Wien, Chaim Eisenberg, war anwesend. Es gab ein feines, koscheres Buffet. Aber – wie das Leben der Komödianten so spielt, ist nach dem Auftritt, nach Abschminken und Umziehen, das Buffet bereits eine Stätte der Vernichtung. Langsam kam Kardinal König auf mich zu mit einem fein gefüllten Tablett, und sagte wörtlich: »Kinderl, ich hab’ Ihnen was aufgehoben.« Während wir ein Glas Wein zum Essen tranken, erzählte mir der Kardinal von seinem besten Freund, Kardinal Lustiger in Paris, ein konvertierter Jude, mit dem er häufig telefoniere. Es war für mich der schönste Ausklang nach einer Veranstaltung, den ich bisher erlebte.

      Der beglückende Satz eines Arztes verdient mehr Beachtung als die teuerste Medizin!

      Nach meinem »Darmkrebsleidensjahr« sagte mir Dr. Tibor Geley, der mir das Leben rettete: »Ihr Ungustl ist im Underground! Dort wird er bleiben. Tun Sie nur noch das, was sie freut! »Oh ja, das tue ich! Ich esse, worauf ich Appetit habe. Trinke mit Genuss einen Wein, denn dieser Genuss wurde mir vom Weinpfarrer in Österreich beglaubigt. Bei einem Empfang beobachtete ich, wie der freundliche Würdenträger seinen Wein genoss. Er kam zu mir und fragte: »Was ist das häufigste Wort in der Bibel?« Ich wand mich wie ein unkoscherer Aal und stotterte: »Nein, ich … weiß nicht … ich bin kein sehr gläubiger Mensch, ich …«

      Er lächelte und sagte: »Das häufigste Wort im Alten Testament ist Wein! Zum Wohl!«

      Ich sagte: »Amen und L’Chaim3

      Wenn ich behaupte, kein sehr gläubiger Mensch zu sein, so bezieht sich das besonders auf die Werbung und die zahlreichen »Gesundheitspäpste«, die uns in Bild, Ton und Schrift erklären: Wie wir zu sein haben! Wie und was wir zu essen haben! Wie wir turnen sollen!

      Komisch – wie wir die Liebe erleben und das Leben lieben sollen, erklären sie uns nicht.

      »Essen Sie nichts mehr nach 17 Uhr!«, liest man immer wieder. Ich esse seit ungefähr 75 (!) Jahren eine volle Mahlzeit zwischen 22 und 23 Uhr NACH den Vorstellungen. Seit dieser Zeit habe ich immer das gleiche Gewicht. Zirka 57 Kilo bei 167 cm. »Mit vollem Magen schläft man schlecht«, liest und hört man allerorten!

      »Einspruch Euer Ehren! Mit leerem Magen kann ich nicht einschlafen.«

      Mein Hausrezept

      Meine Großmutter, die gescheiteste Frau in der Familie, hinterließ mir ein Rezept! Dreißig Knoblauchzehen und drei ungespritzte Zitronen. In einem Liter Wasser langsam zum Kochen bringen, aber nur einmal aufwallen lassen. Abkühlen, abseihen und in eine Flasche füllen. Täglich vor oder nach einer Mahlzeit ein Gläschen trinken. Nach drei Wochen des täglichen Einnehmens spürt man eine Regeneration des gesamten Organismus. Nervosität, Schlafstörungen, Zahnfleischbluten, Anfälligkeit für Erkältungen verschwinden. Nach drei Wochen macht man eine Pause von einer Woche, und dann beginnt zum zweiten Mal. Im Frühling oder Herbst ist diese Trinkkur am zweckmäßigsten. Und niemand bemerkt etwas von dem Knoblauchgeruch.

      Mit der Geburt eines Kindes verändert sich das Leben, aber leider auch die Figur!

      Was tun, wenn nach der Geburt des strammen Stammhalters der Bauch wie ein ausgeleiertes Einkaufsnetz aussieht? Manchmal sendet uns das Unterbewusstsein Ratschläge, die wir befolgen sollten. Es signalisierte: Vergiss die teuren Emulsionen, schlaffes Fleisch über Muskeln muss nicht sein – Muskeln? Aha! Also? Muskelkraft. So kam ich auf die Idee, meinen Bauch einzuziehen, damit ich wieder in meine hautengen Bühnenfetzen hineinpasse. Aber wie? Ganz einfach und billig! Immer wenn sich eine Tür öffnete, zog ich den Bauch ein. Wenn sich die Türen in der U-Bahn öffnen, atmete ich ruhig und tief ein. Der Bauch wölbt sich nach außen. Wenn sich die Türen schließen, entweicht der Atem durch die Nase, gleichzeitig ziehe ich den Bauch fest ein. Und niemand wird etwas bemerken. Diese Atemübung nennt man nach Yesudian Prnajama und ist die Basis für alle Wohlfühlübungen. Übrigens, nach einigen Wochen hatte ich wieder meine zirka 63–65-Zentimeter-Taille. Als ich in der Mitte der berühmten 50er-Jahre ankam, passierte etwas Komisches. Mein Körper veränderte sich nicht, aber mein Gesicht. Die berühmten Harlekinfalten an den Mundwinkeln, die Lachfalten bei den Augen, die Senkrechtfalten auf der Oberlippe. Was tun? Sündteure Gesichtscreme? Ein Lifting? Und danach? Könnte jedes Lächeln von mir eine Zerreißprobe sein? Wie sagte meine goldene Mutter? »Wer dich liebt, lacht doch!« Und wie recht sie wieder hatte …

      Liften hat sechs Buchstaben –

      Lachen hat sechs Buchstaben!

      Ein Lift symbolisiert das Liften.

      Er fährt vorübergehend nach oben,

      aber er kommt auch runter.

      Zu einer guten Ehe gehört mehr als eine heiße Liebe!

      Man fragt mich immer wieder: »Wie ist Ihr Tag?«

      Ich antworte: »Das kommt auf die Nacht an.«

      In den fast vierzig Jahren meiner Ehe mit Carlos Springer war es so wie in jeder Ehe, die aus Liebe und Leidenschaft geschlossen wird. In den ersten Jahren fällt man übereinander her wie durstende Raubtiere. Dann kommt die raffinierte Zeit, wo man den anderen mit Zärtlichkeiten beglückt oder beglückt wird. Alle sogenannten »Hilfsmittel« wären uns nie in den Sinn gekommen, und Reizwäsche – lächerlich. Wenn im Alter die Hormone nicht mehr Samba tanzen, hat Zärtlichkeit einen großen Stellenwert.

      »Und« – fragen mich neugierige Kolleginnen: »Ging dein Carlos nie ›auf die Seite?‹« »Ich glaube nicht«, antworte ich. »Und du?«, bohren sie weiter. »Ich glaube nicht«, antworte ich. Thema beendet. In jeder Ehe gibt es Streit oder Rücksichtslosigkeiten, die verletzen. Ehepaare, die behaupten, dass alles perfekt ist, sind für mich unglaubwürdig. Oder sie machen sich selbst etwas vor. Das Wichtigste: Man sollte nach einem Streit niemals unversöhnt einschlafen.

      Schauen Sie am Morgen in den Spiegel sich selbst in die Augen und sagen Sie laut: »Alles wird gut!« Es gibt einige Hinweise, die man sich im Alter zur Gewohnheit machen sollte:

      Erlernen Sie die Arbeit mit einem Computer! Üben darf Sie nicht betrüben! Und fort mit trüben Gedanken an die Vergangenheit! Sagen Sie laut: »Weg mit den Schuldgefühlen!«

      Lesen Sie Bücher! Biografien interessanter Menschen. Keine Skandalgeschichten in der Regenbogenpresse.

      Gehen Sie immer aufrecht, indem Sie die Schultern nach unten ziehen!

      Misstrauen Sie den Dauerlächlern, deren Augen kalt bleiben!

      Sneaker sind eine feine Sache, aber bitte nicht nur – wechseln Sie die Höhe der Absätze! Ist Ihnen aufgefallen, wie anders Sie auftreten und eintreten? Besonders beim Eintreten zur Party Ihrer Freundin? Denn Sie tragen High Heels, was für ein Unterschied!

      Flip-Flops nur am Strand oder privat.

      Je länger man die Haare färbt, umso dünner werden sie.

      Je mehr Schminke, umso faltiger die Haut.

      Ich stelle fest: Je mehr sich ältere Frauen jung kleiden, umso älter sehen sie aus!

      Eitelkeit hat neun Buchstaben – auch der Geschmack hat neun! Das Erste hat nichts mit dem Zweiten zu tun.

      Der Autor und Journalist Daniel Killy spielt mit diesen Begriffsgegensätzen


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