Im Netz der Beziehungen. Alexander von Schlieffen

Im Netz der Beziehungen - Alexander von Schlieffen


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ist eine Kunst. Schafft man es, den Anforderungen und gegebenenfalls den Erwartungen der Welt zu entsprechen, ohne authentisch die menschliche Frische und Lebendigkeit des Kindes zu verlieren?

      Ein Modell der verschiedenen Altersphasen hilft dabei, die zu entwickelnden Themen in den einzelnen Quadranten zu veranschaulichen. Achtung, dies ist ein Modell! Denn das kleine wilde Kind des 1. Quadranten (0 – 7 Jahre, 1. Quadrant) lebt gleichzeitig in seinem Rudel (2. Quadrant), in einer Umwelt (3. Quadrant) und einer bestimmten Zeit (4. Quadrant). Wir «bewohnen» die vier Quadranten gleichzeitig, aber das Thema eines jeden passt zu den erwähnten Altersphasen.

Die Welt derErwachsenen(21 – 28 Jahre) Der Beutezugin die Umwelt(14 – 21 Jahre)
Das ungezähmteKleinkind(0 – 7 Jahre) Eingebettet indie Familie(7 – 14 Jahre)

      1. Quadrant:

      Der 1. Quadrant deckt demnach die ersten sieben Lebensjahre ab. Das Ich ist die Welt des heranwachsenden Kindes. Es erlebt sich und seinen Körper im unmittelbaren Umfeld und hat noch keinerlei Bewusstsein von der Ichgrenze, selbst in seinem nahen Umfeld. Man könnte sagen, diese Zeit ist von einem entwicklungsbedingten Egozentrismus gesteuert. Das fehlende Element Wasser bedeutet hier, dass es nur um den Einzelnen und seinen Körper geht.

      2. Quadrant:

      Erst mit dem Eintreten in die Schule wird das soziale Umfeld für das Selbstempfinden relevant. Und im Unterschied zu den Klassenkameraden und Freunden gibt es «meine Familie». Das Bewusstsein der Familie entsteht also durch die hinzukommende Außenwelt. Auch wenn die Familie von Anbeginn da war, jetzt erst erlebt das Kind sich als Teil einer Gemeinschaft, in der es eine bestimmte Rolle innehat. Somit beginnt auch hier erstmals die Entwicklung eines Ichbewusstseins in der Gruppe, was in der ersten Phase der kleinkindhaften «Omnipotenz» des Ichs noch gar nicht nötig war.

      3. Quadrant:

      Mit Beginn der Pubertät beginnt der Jugendliche, sich zumindest teilweise stärker mit seiner «Wahlverwandschaft», also den Kumpels zu assoziieren, obgleich die Familie nach wie vor ebenso wichtig für ihn ist, auch wenn er das zwischenzeitlich zu verleugnen geneigt ist. Die Peergroup wird vordergründig wichtiger als die Familie, das ist ein ganz normaler erster Abnabelungsprozess vor Beginn der einsetzenden Geschlechtsreife. Im Umfeld wird nach passenden Freunden und ersten Geschlechtspartnern gesucht.

      Man lernt Verantwortung für seine eigenen Entscheidungen zu übernehmen, auf dem Weg zum Erwachsenwerden im 4. Quadranten.

Der Anteil an der Welt derErwachsenen, der Versuchsich dort einzugliedernoder die Revolte dagegen.(21 – 28 Jahre) Der Beutezug in dieUmwelt. Das erste Erlebenaußerfamiliärer undsexueller Bindungen.(14 – 21 Jahre)
Das Ich, sein Körper undseine Funktionen.(0 – 7 Jahre) Die Umwelt, in die manhineingeboren wird und inder man lernt sich als Teileiner Gemeinschaft zubegreifen. (7 – 14 Jahre)

      Der Körper und seine Instinkte

      Kinder sind frisch, direkt und unmittelbar. Ihr Verhalten ist nicht verstellt durch ein Bewusstsein ihrer selbst wie bei Erwachsenen. Sicherlich versuchen sie ihre Eltern zu umschmeicheln, wenn sie ein Stück Schokolade ergattern wollen. Die Selbstbespiegelung und Selbstreflektion ist aber bei weitem noch nicht so ausgebildet, als dass man von einem strategischen Verhalten sprechen könnte.

      Kinder sind wild und ichbezogen. Mitgefühl und Disziplin lernen sie in den folgenden Quadranten 2, 3 und 4. Wir Eltern wünschen uns, dass unsere Kinder einen starken Willen und gesunde Instinkte haben. All das ist Rüstzeug für das spätere Leben. Im 1. Quadranten geht es um die Entwicklung eines guten Gefühls für den eigenen Körper, dafür braucht es die liebevolle Zuwendung von den Bezugspersonen des 2. Quadranten. Hier geht es um das, was Kraft der Natur einfach da ist, was angelegt ist. Also das, was später die Grundlage dessen ist, was wir im Leben erschaffen können. Es ist der Körper, seine Grundspannung (1. Haus), das, was er zum (Über-)leben braucht (2. Haus) sowie die Werkzeuge, die ihm dafür zur Verfügung stehen (3. Haus).

      Das Leben beginnt mit einer Entzweiung, einer Trennung. Der Neuankömmling wird rauskatapultiert in das Leben, steht alleine da und ist nun ganz mit sich selbst konfrontiert. In Folge dieser Trennung ist das Sein grausam auf sich selbst zurückgeworfen. Jeder ist allein und muss sich selbst behaupten. Das Drama des Widders beginnt.

      Von nun an sind wir permanent auf der Suche nach dieser einen, dieser symbiotischen Beziehung, welche wir vor der Geburt mit der Mutter in ihrem Leib hatten. Wo immer später der Widder im Horoskop auftaucht, dort fühlt man sich getrennt.

      Durch und bei der Geburt wird bereits eine bestimmte Energie freigesetzt, die irgendwie Einfluss auf die Grundkraft und Grundspannung eines Lebewesens nimmt. Denn gleich nach der Geburt geht es darum sich selbst im Raum zu behaupten.

      Jedes Lebewesen verfügt über eine eigene bestimmte Grundspannung. Diese Grundspannung sitzt im Körper, vermutlich in den Muskeln und den Nerven. Sie bestimmt die Energie, die Kraft und den Durchsetzungswillen, die jemand aufbringt, kurz gesagt «sein Feuer», mit dem er etwas bewegen kann, für Stimmung sorgt und überhaupt seine Energie ins Leben verströmen lässt. Ohne Spannung gibt es diese Energie nicht. Jemand der spannungslos ist, kämpft nicht wirklich für seine Ziele. Er lässt sich treiben. Eine positive Seite dieser Spannung ist der geradlinige Abbau derselben. Jemand, der über wenig Spannung verfügt, wird sich nicht direkt durchsetzen.

      Bei kleinen Kindern ist die Willenskraft direkt und unmittelbar und erfrischend. Eltern freuen sich, wenn das Kind mit genügend Willenskraft ausgestattet ist, denn dies ist eine bessere Voraussetzung dafür, später das Leben meistern zu können. Gerade für Kinder ist der Spannungsabbau über den Körper wichtig. Durch die Spannung lernen sie ihren Körper und seine Grenzen kennen. Kinder mit geringerer Spannung testen ihre eigenen Grenzen nicht so natürlich aus. Da sie nun ihre Grenzen nicht aus sich heraus spüren, müssen sie diese an anderen austesten, was oft zu Konflikten führt. Dann sind die Eltern dieser Kinder meistens wiederum so übervorsichtig bis hypochondrisch, dass sie ihre Brut keinem Risiko aussetzen, also es vor Erlebnissen bewahren. Dadurch macht dieses Kind wiederum keine Bekanntschaft mit denjenigen Erfahrungen, die für seine Entwicklung gerade besonders wichtig wären.

      Ein Mensch mit viel Energie kann viel erreichen. Er braucht aber auch klare Grenzen, sonst überrollt er seine Umwelt und macht sich unbeliebt. Die Energie kommt dann über Widerstand auf ihn zurück.

      In der Entwicklungsstufe des Kindes ist das 1. Haus die Phase, in der das Wollen erwacht. Das Kind will alles allein probieren und seinen Kopf durchsetzen, was eigentlich ein gesundes Merkmal ist.

      Das Zeichen an der Spitze und die Planeten im 1. Haus zeigen, wie das Gewollte durchgesetzt wird und unter welchen Motiven sich der persönliche Antrieb am besten behaupten kann.

      Um überleben zu können braucht der Körper eine Energiezufuhr. Im zivilisierten Umfeld wird diese Zufuhr auch auf Seelisches und Geistiges übertragen, der Ursprung für das Benötigte liegt jedoch im Leiblichen.

      Der zweite Schritt der Differenzierung zwischen dem Baby oder Kleinkind und seiner Umwelt ist der Drang, etwas haben zu wollen. Da geht es zunächst um die Nahrungsaufnahme, die das Kind am Leben hält. Aus der ursprünglichen Erfahrung des leiblichen Genährtwerdens lassen sich vielerlei sinnliche Neigungen des Erwachsenenlebens ableiten. Der Saugreflex bleibt bis ans Lebensende erhalten, selbst das Zigarettenrauchen


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