Dürnsteiner Puppentanz. Bernhard Görg

Dürnsteiner Puppentanz - Bernhard Görg


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instinktiv das Richtige getan zu haben. Was ihn auch gar nicht verblüffte. Der richtige Riecher hatte ihn ja bis jetzt immer begleitet. Musste sogar seine Elfriede zugeben. Und die war schließlich seine schärfste Kritikerin.

      Wie ein Falke suchte er die Wasseroberfläche mit dem Fernglas ab. Es dauerte nur wenige Minuten, bis er etwas treiben sah, das seinen Verdacht erregte. Ungefähr hundert Meter vom linken Ufer entfernt. Das hätte sein Kollege sicher übersehen, weil der nur stur geradeaus in Fahrtrichtung blickte. Nicht einmal sein Fernglas hatte der vor seinen Augen. Dem fehlte es eindeutig an Motivation.

      Wenigstens gehorchte der Kollege seinem Befehl und schwenkte mit einem Manöver scharf nach links. So scharf, dass Felix Frisch fast den Halt verloren hätte. Der Gruppeninspektor war überzeugt, dass jeder andere Polizist an seiner Stelle kopfüber in die Donau gestürzt wäre. Dafür hätte er den rangniedrigeren Steuermann gleich zur Rede stellen müssen. Er wollte aber noch einmal Gnade vor Recht ergehen lassen. Schließlich gab es jetzt Wichtigeres zu tun.

      Nachdem sein Kollege das Manöver vollendet hatte, reduzierte er die Geschwindigkeit. Offensichtlich sah er jetzt auch, was Felix Frisch schon vor einer Ewigkeit erspäht hatte. »Eindeutig ein Mann!« rief ihm der Kollege zu.

      Felix Frisch hoffte bis zuletzt. Aber das Fernglas ließ dann doch keinen Zweifel mehr. Doch keine Frauenleiche. Enttäuschend.

      Der Kollege stellte den Motor ab und ließ das Boot auf die Leiche zugleiten. Geschmeidig, wie Felix zugeben musste.

      »Vollständig bekleidet. Das deutet auf einen Selbstmörder hin«, meinte der Kollege.

      Eine weitere Enttäuschung. Felix verlor schlagartig jegliches Interesse an der Leiche. Mehr noch. Seit gestern wusste er, wie schwer es war, etwas Menschengroßes an Bord zu heben. Und eine echte Leiche war womöglich noch schwerer als eine Holzpuppe. Wozu sollten sie sich die Mühe machen, wenn sie nicht einmal zuständig waren. Der skeptische Blick des Kollegen verriet, dass der sich dasselbe dachte. Also nickte Felix ihm zu: »Da werden wir wohl die Feuerwehr verständigen müssen. Wir kriegen die Leiche sowieso nie ins Boot.« Er nahm sein Handy.

      Da beugte sich sein Kollege nach vorne. »Du, wart einmal. Schau. Der Kopf.«

      »Uuuuh«, entfuhr es Felix. Instinktiv zog er den Kopf ein, als er den eingeschlagenen Schädel sah.

      Die Leiche trieb jetzt längsseits.

      Um ein Haar hätte er sein Handy fallen lassen. So elektrisiert war er. Waschechter, astreiner Mord. Das sah er aufgrund seiner Erfahrung sofort. Was er da vor sich hatte, war ein Fall wie maßgeschneidert für ihn. Aber noch etwas hatte er da vor sich: einen schönen dunkelblauen Adidas-Trainingsanzug.

      »Verstehe gar nicht, wieso der Tote nicht untergegangen ist«, murmelte der Kollege, griff zur Hakenstange und hängte sie beim Trainingsanzug über der Brust ein.

      So ein grobschlächtiger Kerl. Der Anzug war hin.

      »Heben wir ihn rauf oder ziehen wir ihn am Haken in den Hafen?«

      Felix erfasste die Situation sofort und ging zum Steuer. »Heben ist chancenlos. Wir ziehen ihn.« Genauer gesagt würde der Kollege den Haken halten und beim Ziehen der Leiche schwitzen. Er hingegen würde das Boot steuern. Geschmeidig natürlich. Schließlich sollte der Kollege nicht ins Wasser fallen. Beim Anfahren verlor er dennoch beinahe den Halt. Felix grinste in sich hinein. Rache war süß.

      Aber jetzt musste er nachdenken. Die Sache mit dem Trainingsanzug war doch irgendwie eigenartig. Die Holzpuppe gestern hatte haargenau den gleichen Anzug angehabt. Jeder normale Polizeibeamte würde das sicher für reinen Zufall halten. Aber er war ja kein normaler Polizist.

      Heute beim Frühstück hatte er den Anzug schon getragen. Seine Elfriede hätte beinahe durch die Zähne gepfiffen, als er damit ins Esszimmer getreten war. Im nächsten Moment hatte sie allerdings die Stirn gerunzelt, die Arme in die Hüften gestemmt und gefragt, was der Anzug gekostet hatte.

      Da hatte er gelacht und gesagt: »So wenig, dass du es nicht glauben würdest.« Mehr hatte er ihr nicht verraten. Allerdings hatte sie ihn erst in Ruhe gelassen, als er ihr geschworen hatte, dass dieser Luxusanzug kein Loch in ihr knappes Haushaltsbudget reißen würde.

      Nun stellte sich die Frage: Sollte er seinen neuen Trainingsanzug als mögliches Beweismittel der Mordkommission überlassen? Auch wenn es möglicherweise reiner Zufall war und er die Kollegen damit auf eine falsche Fährte brachte? Auch wenn niemand dabeigewesen war, als er den Anzug genommen hatte? Auch wenn die Puppe genauso gut zwischen der Sichtung vor Dürnstein und seinem Eingreifen vor Mautern irgendwo hätte angespült werden können, sodass jemand anderer den Anzug hätte nehmen können? Auch wenn der Anzug von ihm und vom Donauwasser gründlich gewaschen worden war, sodass sich sicher keine Spuren mehr darauf fanden? Nein, nein und nochmal nein. Der Anzug war viel zu kostbar. Als unnützes Beweisstück würde er ja doch nur irgendwo in einem Keller der Polizeidirektion in St. Pölten verrotten. Er musste den Anzug unbedingt vor einem solchen Schicksal bewahren. Allerdings würde dabei die ganze Cleverness eines Felix Frisch gefragt sein.

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