Mann 2020. Markus Margreiter

Mann 2020 - Markus Margreiter


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      Markus Margreiter

      Mann 2020

      Alle Rechte vorbehalten

      © 2019 editiona, Wien

      www.edition-a.at

      Cover: Isabella Starowicz

      Satz: Lucas Reisigl

      ISBN 978-3-99001-352-6

      E-Book-Herstellung und Auslieferung:

       Brockhaus Commission, Kornwestheim

       www.brocom.de

      Gewidmet den beiden Damen

      meines Herzens, meiner Familie,

      meinen Freunden und

      allen Männern

      INHALT

       DIE PROSTATA

       DIE SEXUALITÄT

       EREKTIONSSTÖRUNGEN

       DAS TESTOSTERON

       DIE HORMONE

       DIE FRUCHTBARKEIT

       ERNÄHRUNG UND SPORT

       DIE ZUKUNFT

      ICH HABE ZWEI GESICHTER.

      Das eine wirkt beängstigend. Wenn ich in einer geselligen Runde sage, dass ich Urologe bin, »Dr. Margreiter, grüß Gott«, dann sieht man das Entsetzen in den Augen der Männer. Urologe. Aha. Das heißt, er zieht diesen Handschuh an und macht die Untersuchung, die kein Mann haben will. Mit dem ausgestreckten Zeigefinger. Dort hinten. Rektal. Und dann gibt es noch die gemäßigtere Fraktion, und zwar die Männer, die ein schlechtes Gewissen kriegen und leise murmeln: Ah ja, genau, da sollte ich ja auch mal wieder hin, zum Urologen.

      Spannend wird die Sache, wenn ich mein anderes Gesicht zeige. Das wirkt beruhigend. Wenn ich nämlich in der gleichen Runde sage: »Hallo, grüß euch, ich bin der Markus Margreiter. Ich bin Facharzt und leite ein Zentrum für Männergesundheit.« Dann ist es tatsächlich so, dass jeder große Augen macht und es cool findet, nachfragt: »Hey! Männergesundheit, total interessant, kann ich brauchen, na sicher. Was macht man da? Wo kann man sich anmelden? Gleich bei dir?«

      Ich habe gelernt: Men’s Health ist hui, Urologe ist pfui. Die Kollegen vom Fach mögen mir hier verzeihen, aber es ist so unter Männern. Unter skeptischen Männern.

      Daher Gesicht Nummer zwei für den Mann 2020, damit nicht gleich am Anfang eine schlechte Stimmung aufkommt: »Hallo, ich bin Markus Margreiter, und ich kümmere mich um Männergesundheit.«

      Interessanterweise komme ich genau aus der anderen Ecke. Begonnen habe ich in der Gynäkologie. Von der Eva zum Adam also. Erst die Frauen verstehen, jetzt die Männer heilen.

      Frauen sind in gesundheitlichen Fragen deutlich aufgeschlossener. Wenn eine Frau sagt, sie geht zum Gynäkologen, lässt sie entweder etwas kontrollieren oder hat ein gesundheitliches Anliegen. Aber es ist nie offenkundig mit Sex gekoppelt oder gar mit Potenzproblemen. Das hängt beim Mann ja irgendwie mit drinnen. Das hat man im Kopf, wenn dann die Frau sagt: »Du solltest einmal zum Urologen gehen, Schatzi«, dann glaubt jeder: Da geht gar nichts mehr im Bett oder es gibt ein Problem mit der Prostata. Ich habe das in den Jahren oft von Patienten gehört. Die Statistik zeigt: Auch heute gehen vier von fünf Männern nur zum Urologen, weil die Frau sie dazu drängt. Von selbst klappt das anscheinend nicht. Oder nur schwer, mit leisem Unbehagen, dort unten. Und meistens erst, wenn schon ein Problem da ist.

      Was ich mit diesem Buch bezwecken möchte, ist dreierlei: Aufklärung leisten. Neues zeigen. Und Hoffnung geben. Ich möchte Männergesundheit in den richtigen Fokus stellen. Ich möchte motivieren, Angst nehmen und Mut machen.

      Das ist mein Anliegen. Das ist meine Aufgabe. Das ist mein Ziel. Das Buch soll zeigen, dass es guttut, sich mit seiner Gesundheit auseinanderzusetzen, ja, dass es sogar Spaß macht. Es soll die Freude vermitteln, die ich täglich bei der Ausübung meines Berufes habe. Es soll zeigen, wie harmlos es für einen Mann ist, zum Arzt zu gehen.

      Wir werden uns mit der Arbeit am Mann selbst auseinandersetzen, wir werden sehen, dass die Prostata viel zu stiefmütterlich behandelt wird, für das, was sie kann; wir werden uns mit dem prickelnden Thema Sexualität beschäftigen, mit dem Tabuthema Erektionsstörungen, mit dem Kraft-Stoff Testosteron, mit regenerativer Medizin, mit Anti-Stresstherapien und natürlich mit dem Duett des gesunden Alterns: Ernährung und Bewegung. Der Mann 2020 unter der Lupe der Wissenschaft. Wir werden Erstaunliches erkennen, das kann ich versprechen.

      Ja, es hat sich sehr viel getan in den vergangenen zwanzig Jahren. Es gab viele bahnbrechende Entwicklungen in der Medizin, vor allem in der geschlechterspezifischen Medizin, der Gender-Medizin, die sich sogar zu einer eigenen Sparte entwickelt hat. Dinge, die wir vor dreißig, vierzig Jahren nicht für möglich gehalten haben, funktionieren heute. Neue Techniken zum Beispiel, um dem Mann mit Potenzproblemen wieder zu Standhaftigkeit zu verhelfen.

      Auch haben sich neueste minimalinvasive Therapien bei Prostataerkrankungen herauskristallisiert: zum Beispiel eine Behandlung mit Wasserdampf oder die Prostata-Arterien-Embolisation. Letztere mache ich in Zusammenarbeit mit einem interventionellen Radiologen, Professor Florian Wolf, einem Studienkollegen von mir. Wir können heute bahnbrechende und schonende Therapien bei jeglicher Form von Prostataerkrankung anbieten. Wir haben auch neue faszinierende Ansätze für die Behandlung von Erektionsstörungen. Wo man kein Viagra danach braucht. Wo man die Gefäße wieder auf Vordermann bringt. Das muss man sich vorstellen wie bei einem Herzinfarkt: Die winzigsten Gefäße, die man bisher nicht beachtet hat, stentet man heute, das heißt, Gefäße im Penis werden gedehnt und gestützt. Wir verwenden mittlerweile ganz winzige Stents, weniger als zwei Millimeter Durchmesser, und der Patient kann nachher eine völlig normale Erektion haben. Das Ganze funktioniert ohne Narkose, nur mit lokaler Betäubung. Über eine Punktion in der Leiste oder im Arm geht man über die Arterie hin zu den kleinsten Gefäßen im Becken. Die Beckengefäße hat man früher kaum beachtet. Und man hatte natürlich auch nicht die technischen Möglichkeiten. Heute haben wir dafür ganz spezielle Röntgen-OP-Tische, wo man wie bei einer Computertomografie die Bildgebung am Tisch machen kann und genau sieht, in welchem Gefäß man drinnen ist, dreidimensional. Die Eingriffe dauern nicht lange, und gleichzeitig kann man Männern unglaublich helfen. Die Kombination der Verfahren ist übrigens einzigartig auf der ganzen Welt, ein Full Service for the Aging Male.

      Der Patient, nennen wir ihn Herbert, kam mit einer vergrößerten Prostata zu uns in die Klinik, er hatte Probleme beim Harnlassen und gleichzeitig Erektionsstörungen. Wir wissen, dass zwei Drittel der Patienten mit gröberen Prostataproblemen auch Erektionsstörungen haben. Jetzt haben wir Herrn Herbert einerseits ohne Narkose, ohne operativen Eingriff, an der Prostata behandelt, die schrumpft über die Zeit, und andererseits seine Gefäße mit Stents behandelt – damit hat er ein volles Service bekommen. Er ist Anfang sechzig, zum Teil haben das auch jüngere Patienten. Tatsächlich war das weltweit das erste Mal. Diese Techniken habe ich mit meinen Kollegen weitergeführt.

      Vor drei Jahren habe ich gesagt, wenn ich aus der Medizinischen Universität herausgehe, will ich meinen Fokus noch mehr auf die Männergesundheit legen. Das hat sich schön ergeben. Meine ganze berufliche Laufbahn war davon geprägt, dass ich mir für Menschen Zeit genommen habe.

      Ich


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