Reich werden auf die gute Art. Gregor Henckel Donnersmarck

Reich werden auf die gute Art - Gregor Henckel Donnersmarck


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Jagd nach Geld.

      Ebenso unvereinbar ist die Geldgier auch mit dem christlichen Glauben. Diese Tatsache wird in der Bibel dort erläutert, wo vom »Gott Mammon« die Rede ist. Der sprichwörtliche »Mammon« leitet sich vermutlich vom aramäischen Wort »mamona« für unredlich erworbenen Gewinn oder unmoralisch eingesetzten Reichtum ab. Im Volksglauben wurde der Mammon später zum Dämon oder zum Götzenbild, das zur Habgier verführte Menschen anbeteten. In der Bibel werden wir mit den Worten Jesu dezidiert darauf hingewiesen, dass die Verehrung dieses Götzen und die Ausrichtung auf ihn hin unvereinbar mit dem wahren Kult, dem Glauben an den einen und einzigen Gott ist: »Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.« (Matthäusevangelium 6,24)

      Jesus fährt fort: »Euch aber muss es zuerst um sein (Gottes, Anm.) Reich und seine Gerechtigkeit gehen. Dann wird euch alles andere dazu gegeben.« (Matthäusevangelium 6,33)

      Damit ist in anderen, religiösen Worten noch einmal verdeutlicht, was wir bereits festgehalten haben. Wer in sprichwörtlicher Weise »das Geld anbetet«, der entfremdet sich von sich selbst, indem er sich und die Menschen in seinem Umfeld dem Mammon unterwirft. Wer wirtschaftlich wirklich erfolgreich sein will, braucht einen substanzielleren Antrieb, der weiterträgt.

      Wenn ihr reich werden wollt, dann findet

      einen inneren Antrieb, der euch stärkt.

      Allein der Wille, erfolgreich zu sein,

      bringt noch keinen Erfolg. Erfolg habt

      ihr nur dort, wo euer Tun für euch selbst

      Sinn ergibt.

      Diese für sich genommen einfache Feststellung führt direkt zu einer schwierigen Frage. Wie finden wir den notwendigen inneren Antrieb, die echte Motivation? Wichtige Ressourcen stellen in diesem Zusammenhang das Gebet und die mit ihm verbundene innere Einkehr dar. Dabei wird es nur ganz selten darum gehen, eine »Botschaft« von Gott zu empfangen. Solche Momente der Ruhe und des Zwiegesprächs haben viel mehr auch den Vorzug, das Stimmengwirr aus oberflächlichen Wünschen und Zwecken, das uns sonst manchmal dominiert, zum Verstummen zu bringen. In so einem ruhigen Zustand können wir eher herausfinden, was für uns wirklich zählt.

      Gerade jungen Menschen möchte ich in diesem Zusammenhang zudem den Rat geben, ihre Pläne anderen Menschen vorzulegen und den Mut zu haben, sie nach ihrem ehrlichen Urteil zu fragen. Im Prinzip ist es eine gute Idee, dafür nahe stehende Personen zu wählen, die vielleicht auch schon über etwas mehr Lebenserfahrung verfügen.

      Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass gerade die eigenen Eltern nicht immer die idealen Ratgeber sind, wenn es um Weichenstellungen für das Berufsleben geht. Oft sind sie uns gewissermaßen zu nah, um ein nicht nur empathisches, sondern zugleich auch möglichst objektives Urteil zu fällen. Ein guter Freund oder ein erfahrener Bekannter, mit dem uns eine gute Gesprächsbasis und gegenseitiger Respekt verbindet, ist für diesen Zweck manchmal der geeignetere Ratgeber.

      Ich habe das selbst erlebt. Als mir von Schenker angeboten wurde, zur spanischen Tochtergesellschaft als Geschäftsführer zu gehen, fragte ich einen guten Freund meines Bruders, ein Topmanager in der deutschen Wirtschaft, ob ich das tun solle. Er antwortete: »Alles, was sich im Lebenslauf gut liest, ist gut.«

      Auch die Entscheidung, mit Mitte dreißig noch einmal ein neues Leben zu beginnen und ins Kloster einzutreten, habe ich durchaus nicht nach Konsultation meiner Eltern getroffen, wie ich gestehen muss. Als ich sie darüber informiert habe, waren sie auch nicht sofort begeistert. Erst mit der Zeit ist es mir gelungen, sie von der Richtigkeit dieses für mein Leben entscheidenden Schrittes zu überzeugen.

      Ein Ratschlag, wie immer er auch ausfällt,

      enthebt in keinem Fall von der

      Verpflichtung, die Entscheidung über den

      eigenen Lebensweg letztlich selbst und

      eigenverantwortlich zu treffen. Den guten

      Rat werden wir aber daran erkennen,

      dass er es uns ermöglicht, unsere eigenen

      Vorstellungen noch einmal in einem neuen

      Licht zu betrachten.

      Den Mut, unsere Wahl schließlich selbst zu treffen, können wir übrigens aus dem christlichen Menschenbild ableiten. Der Mensch ist im christlichen Sinne weder Gott noch Halbgott. Von ihm ist Aufrichtigkeit zu fordern, niemals aber Unfehlbarkeit. Deshalb ist es keine Schande und schon gar keine Sünde, nicht sein Leben lang in einem beruflichen Feld zu verharren, wenn wir mit der Zeit feststellen, dass wir unsere Fähigkeiten anderswo besser und nützlicher einbringen können.

      Es ist uns erlaubt, Fehler zu machen, ja es

      ist sogar unvermeidlich. Wir dürfen den

      Sinn unseres beruflichen Tuns, der für

      den Erfolg so unverzichtbar ist, ohne allzu

      große Angst vor Fehlentscheidungen suchen,

      solange wir es damit ernst meinen.

      Auch hier geht es somit darum, locker zu bleiben, Demut walten zu lassen und sich auf der Suche nach dem richtigen Weg nicht aus Angst oder Erfolgszwang innerlich zu verhärten. In diesem positiven Sinn ist es auch gemeint, wenn in der katholischen Theologie von den Menschen als Sündern die Rede ist. Die Menschen werden von Gott geliebt, sie können zur heiligen Beichte gehen, und immer wieder verzeiht er ihnen und schenkt ihnen einen Neubeginn. Sie sind daher auch nicht verpflichtet, auf dieser Welt durch wirtschaftlichen Erfolg und durch die Anhäufung von Reichtum seine ewige Seligkeit unter Beweis zu stellen. Aber es gibt keinen Erfolgszwang. Sich einen solchen einzureden oder einreden zu lassen, wäre ein Verstoß gegen das Prinzip der Demut.

      Erfolgszwang führt keineswegs zu Erfolg,

      sondern zu einer Fixierung auf ein Ziel,

      das wir nur erreichen können, wenn wir

      es gerade nicht absolut setzen.

      Vielen Menschen hat es über die Selbstbefragung hinaus zum Erfolg verholfen, ein übergeordnetes Ziel zu finden, das den persönlichen Sinn des eigenen Tuns noch übersteigt und uns zu anderen Menschen, zur Gemeinschaft, in Bezug setzt. Unter dem Begriff des »mission statement« hat die Methode, sich ein solches Ziel zu wählen, auch Eingang in die Unternehmensberatung gefunden.

      Wie leicht zu erkennen ist, haben die Unternehmensberater sich den Begriff aus der christlichen Terminologie geborgt. Die »Mission« im Sinne der Evangelisierung ist ein zutiefst religiöses Konzept. Dennoch finde ich diese Wortentwendung in Ordnung, solange sie nicht als Feigenblatt dafür dient, ein Profitstreben zu verdecken, das keinem sinnvollen inneren Antrieb gehorcht. Warum soll nicht auch ein Unternehmen eine »Mission«, eine Sendung haben, sich darüber klar werden, worin sein Dienst an der Gesellschaft besteht, was sein Auftrag ist, an dem es dann natürlich auch verdienen darf, ja muss, um überleben und ihn dauerhaft erfüllen zu können? Auch bei dieser Suche nach einer »Mission« für die eigene Arbeit stellt sich rasch die Frage, wo ich sie finde. Muss ein solcher Auftrag gar vom Himmel kommen?

      Ich glaube, wir sollten das Ganze nicht zu hoch hängen und auch hier dem Prinzip der Lockerheit verpflichtet bleiben. »Hilf dir selbst, so hilft dir Gott« ist ein geflügeltes und ein wahres Wort. Wer mutig selbst versucht, seine Mission, seine Sendung zu finden, sie in Einklang mit den eigenen Begabungen und Interessen zu erspüren, der darf darauf vertrauen, dass es auch funktionieren wird. In der Theologie wird dieses Prinzip mit dem lateinischen Satz »Gratia supponit naturam« des Heiligen Bonaventura beschrieben: »Die Gnade setzt die Natur voraus«. Das soll heißen, wenn wir unsere weltlichen Fähigkeiten, unser Charisma, unser Interesse in aufrichtiger Weise bündeln, um den für uns richtigen Weg zu finden, wird bestimmt auch die Gnade mithelfen.

      Weil mir das Prinzip der Konzentration auf die Sache, des Vertrauens auf die eigenen Begabungen, Werte und Intuitionen so wichtig ist, möchte ich es an einem Beispiel aus meinem eigenen Leben erläutern. Im Stift Heiligenkreuz, dem ich als Abt dienen durfte, hat der Lobpreis


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