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      Julia Egbers, Armin Himmelrath (Hrsg.)

      Das Schuljahr nach Corona

      Was sich nun ändern muss

      ISBN Print: 978-3-0355-1865-8

      ISBN E-Book: 978-3-0355-1866-5

      1. Auflage 2020

      Alle Rechte vorbehalten

      © 2020 hep Verlag AG, Bern

       hep-verlag.com

      Inhalt

       Julia Egbers/Armin Himmelrath

       Sozialisation in Krisenzeiten – der Lockdown offenbart die Defizite des deutschen Schulsystems

       Potenzielle Auswirkungen der Corona-Krise auf soziale Ungleichheiten und Schulorganisation

       3Kerstin Stemmer

       Trauma und Virus: eine Psychologie der Corona-Krise

       4Andreas Schleicher

       Schooling disrupted – schooling rethought

       Pädagogische Ebene

       1Britta Mersch

       Homeschooling in Zeiten von Corona: Wenn Schulen digitale Lernangebote ablehnen

       2Esther Dörnemann

       Schule nach Corona: Es wird anders

       3Sandra Witt

       Beziehungsgestaltung im Spannungsfeld von Verbindung und Autonomie in und durch Krisenzeiten

       4Armin Himmelrath

       Corona-Zeiten sind Fake-News-Zeiten: Wie Schule damit umgehen kann

       5Sebastian Funk

       Digitales Lernen neu gedacht

       6Silke Fokken

       Zwischen Late-Night-Show und Erklärvideo: Was sich aus dem Corona-Halbjahr lernen lässt

       Organisationsebene

       1Oliver Hauschke

       Wie Schulen sich jetzt ändern können – und müssen

       2Stefan Niemann

       Corona als digitaler Treiber für die lernende Organisation Schule

       3Myrle Dziak-Mahler

       Führen nach der Krise

       4Linda Göcking

       Schule neu denken – Impulse und Anregungen für eine Schule von morgen

       5Julia Egbers

       Der Corona-Bumerang: aus der Schule und zurück

      Julia Egbers und Armin Himmelrath

      Wer sich im Sommer 2020 unter Lehrerinnen und Lehrern, Ministerinnen und Ministern, Eltern und Schulpersonal und sogar unter Kindern und Jugendlichen umhört, der stößt nach wochen- und monatelangem Corona-Ausnahmezustand immer wieder auf den Wunsch nach Normalität. «Endlich wieder richtig Schule haben», sagen die einen, «Regelbetrieb nach der Stundentafel, soweit es das Infektionsgeschehen zulässt», die anderen. Allen aber ist der Wunsch nach einer Perspektive, nach Alltag und Gewohnheit gemein und danach, Schule wieder als berechenbar und verlässlich zu erleben. Ein sinnvolles und notwendiges Ziel, keine Frage.

      Von der Vorstellung allerdings, dass Unterricht wieder genau so sein wird wie vor der Pandemie, sollten sich alle Beteiligten besser verabschieden. Denn es gibt zahlreiche Gründe, warum das Schuljahr 2020/21 – und mit einiger Wahrscheinlichkeit auch alle weiteren Schuljahre – in vielen Bereichen ganz anders sein wird als alles, was wir bisher mit Schule verbunden haben.

      –Medizinische Gründe: Die Forschung hat bisher – Stand: Sommer 2020 – keine gesicherten Erkenntnisse darüber, welche Rolle Kinder und Jugendliche in der Infektionskette spielen. Dass sie seltener an Covid-19 erkranken, scheint gesichert – aber wie übertragen sie das Corona-Virus? Da außerdem eine Impfung oder ein gut wirkendes Medikament noch nicht in Sicht ist, kann es jederzeit sein, dass Schulen auf neue medizinische Erkenntnisse reagieren und ihren Unterricht um- oder gar einstellen müssen.

      –Organisatorische Gründe: Wollen Schulen verschärfte Hygienebedingungen einhalten, brauchen sie – je nach Vorgaben – mehr Räume, mehr Personal und andere bauliche Gegebenheiten. Vier Waschbecken für 200 Kinder reichen eben für regelmäßige und ausführliche Handhygiene nicht aus. Und der ohnehin schon bestehende Fachkräftemangel im Bereich der Lehrerinnen und Lehrer wird noch einmal verschärft, wenn Lehrkräfte, die Risikogruppen angehören, im Präsenzunterricht nicht mehr eingesetzt werden können – oder wenn Lehrpersonal nicht nur den Unterricht in der Klasse, sondern zusätzlich auch noch Fernunterricht für Kinder erteilen soll, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht in die Schule kommen können oder dürfen.

      –Pädagogische Gründe: Bildungsforscherinnen und -forscher erwarten, dass der wochenlange Schul-Lockdown die Unterschiede beim Leistungs- und Wissensstand innerhalb der einzelnen Klassen und Lerngruppen noch vergrößert hat. Im neuen Schuljahr wird deshalb die Verringerung dieser Leistungsspreizung zu den wichtigsten pädagogisch-didaktischen Aufgaben der Lehrkräfte gehören. Doch wenn man diese Aufgabe ernst nimmt, dann werden Abstriche bei den fachlichen Anforderungen gemacht werden müssen – ein Effekt, der auch noch durch kurzfristige, regionale oder lokale Schulschließungen verstärkt werden könnte, wenn diese vor Ort durch die Corona-Pandemie notwendig werden.

      –Psychologische Gründe: Durch den Unterricht zu Hause, stärker aber noch durch die generelle Corona-Ausnahmesituation haben Kinder und Jugendliche jede Menge Erfahrungen gemacht, die verarbeitet werden müssen – und Schule ist auch immer der Raum für den Austausch solcher sozialen Erlebnisse. So zu tun, als könne man nach der Wiedereröffnung oder mit Beginn eines neuen Schuljahrs einfach zur schulischen Tagesordnung übergehen – im schlimmsten Fall mit einem unangekündigten Leistungstest am ersten Schultag –, würde diese breiten psychologischen und gesellschaftlichen Erfahrungen schlicht negieren.

      ” Eine Rückkehr im Schulalltag zum Stand von Anfang März 2020 wird es also nicht mehr geben, von der bisherigen Normalität wird Schule in Zukunft weit entfernt sein.

      Doch was heißt das konkret? 23 Fachleute – von der Schulforscherin bis zum Elternvertreter, von der Lehrkraft bis zur Bildungspolitikerin – hatten im Frühjahr 2020 innerhalb weniger Wochen im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung eine Studie1 mit Ideen erstellt, wie es im neuen Schuljahr konkret weitergehen könnte.


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