Die Wunder der weiblichen Sexualität. Maitreyi Piontek

Die Wunder der weiblichen Sexualität - Maitreyi Piontek


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waren mit ihren sexuellen Nöten und Zwängen allein auf sich gestellt. So war der Andrang in meiner Praxis enorm. Und alle kamen sie, aus den unterschiedlichsten Berufen, Kreisen, Religionen und mit den verschiedensten Anliegen. Einige gingen davon aus, dass meine Sexualberatung lediglich eine Tarnung war und erhofften sich, dass ich ihnen gegen großzügige Bezahlung ihre speziellen Wünsche erfüllen würde.

       Noch verrückter

      In meiner langjährigen Tätigkeit in der Akutpsychiatrie war mir schon einiges an Ungewöhnlichem begegnet. Was sich in der sexologischen Praxis zeigte, war allerdings noch extremer. Was mich dabei irritierte, war, dass ich es hier nicht mit den »Verrückten« und Kranken zu tun hatte, sondern mit den sogenannten Normalen – und die schienen mir noch viel verrückter. Bei einem Großteil der sexuellen Probleme schien es sich um gesellschaftliche Probleme zu handeln, die viel tiefer lagen, als ich anfänglich vermutete. Ich entschloss mich, mich nicht mit der in Therapien üblichen oberflächlichen Symptombekämpfung zu begnügen, sondern den wahren Ursachen sexueller Probleme auf den Grund zu gehen. Diese auf den ersten Blick komplexen Situationen zu begreifen und Wege zu finden, die aus dieser Realität herausführten, war für mich eine große Herausforderung. Ich musste sehr viel dazu- und umlernen. Diese intensive Suche brachte mich zur Weiblichkeit, dort schien der Schlüssel zur Auflösung der globalen und persönlichen sexuellen Probleme zu liegen.

       Neuland

      Damals gab es kaum Frauengruppen, Sexualität war kein großes Thema und kein Mensch interessierte sich für das Thema weibliche Heilung. So gab es für mich in diesem Bereich auch keine äußeren Orientierungshilfen. Damals konnte ich mich auch nicht auf meine eigene Weiblichkeit stützen. Ich tickte genauso männlich, wie das fast alle anderen Frauen bis heute tun. Meine weiblichen Anteile waren genauso wackelig und geschwächt. Das zu realisieren war für mich ebenso ein Schock, wie es das für andere Frauen ist, die ihrer weiblichen Realität ins Gesicht schauen.

      Ohne zu wissen, wohin mich das alles führen würde, ließ ich mich auf meinen eigenen weiblichen Heilprozess, dieses große Abenteuer mit dem Unbekannten, ein. Als ich merkte, wie kraftvoll das war und wie viel sich in mir dadurch veränderte und entwickelte, begann ich meine heilenden Erfahrungen mit anderen Frauen zu teilen. Es war ermutigend zu erleben, dass dieser Weg nicht nur für mich funktionierte, sondern auch anderen einen neuen Zugang zu ihrer Weiblichkeit eröffnete. Diese ersten weiblichen Schritte fasste ich im Tao der Frau zusammen. Dieses Buch hatte eine neue Ära der weiblichen Heilarbeit eingeläutet, es wurde zum internationalen Bestseller und erschien in vierzehn Sprachen. So einen großen Erfolg hatte ich nie angestrebt. Ich war total überrascht, wie viele Frauen von diesem Buch inspiriert wurden.

       Wäre ich ein Herr Piontek …

      Ich bin äußerst dankbar dafür, dass ich neben meinem engagierten beruflichen Werdegang im okkulten Bereich Lehrer und Bezugspersonen hatte, die mich auf diese anspruchsvolle Tätigkeit und auch auf die damit verbundenen Erfolgs- und Egofallen sehr lange und gut vorbereiteten. Heute bin ich sehr froh, dass ich eine Frau bin, die sich für einen weiblichen Weg entschieden hat. So haben mich auch meine äußeren Erfolge nicht davon abhalten können, meine innere Schatzsuche fortzusetzen. Ich stelle mir manchmal spaßeshalber vor, wie mein Weg verlaufen wäre, wenn ich ein Mann wäre. Dann wäre ich heute vermutlich ein berühmter sexueller Wunderheiler, ein Sexguru oder sonst so ein toller spiritueller Egohecht oder zumindest ein heiß begehrter Startherapeut, der um die Welt jettet und auf den großen Bühnen seine Show abzieht, um möglichst viele Anhängerinnen anzuziehen. Ich hätte vermutlich eine riesige internationale Organisation nach dem Franchisesystem aufgebaut und lauter hübsche devote Schülerinnen und Assistentinnen, die mich rundum verwöhnen würden. Denen würde ich dann gütig und mit viel Mitgefühl Privatunterricht erteilen und sie persönlich in die hohe Kunst der heilenden Liebe einweihen … Ich sage nicht, dass Männer generell so sind. Sind Männer im Bereich der weiblichen Sexualität tätig, besteht jedoch die große Verlockung, dass sich solche oder ähnliche Muster und Fantasien in ihnen entwickeln. Weibliche Wege sind anders.

      Auch im Bereich der Lebenshilfe und Spiritualität gelten heute männliche Gesetze. Frauen haben sich an die großen Shows der Wunderheiler, der Päpste und Gurus gewöhnt, sodass sie Lehrer und Lehrerinnen wollen, die mit großer Kelle anrühren und die sie bewundern und zu denen sie aufschauen können. Als ich anfing, mich für spirituelle und therapeutische Wege zu interessieren, war ich blutjung und hatte viele solcher Stars kennengelernt. Das bot mir etliche Chancen, hinter die heiligen und therapeutischen Kulissen zu schauen. Ich kenne die männlichen Spielchen im Umgang mit Sex relativ gut. Und ich weiß auch um die Gefahr, in diesen Bereichen tätig zu sein. Sie lauern vor allem auf Menschen, die in männlichen Mustern funktionieren. Davon bleiben auch Frauen nicht verschont.

      In Kombination mit Macht, Geld oder Erfolg wird Sex leicht unberechenbar. Dagegen sind auch Menschen, die in therapeutischen, heilenden oder spirituellen Bereichen wirken, nicht gefeit. Die neuen weiblichen Wege hingegen können uns einen neuen, dringend nötigen, integeren Umgang mit der Sexualität zeigen. Um authentische sexuelle Heilung zu erzielen, müssen wir unsere heilende Arbeit an der Sexualität in den Dienst der höchsten Wahrheit stellen, damit sie nicht von unbewussten, eigennützigen Zielen und Hintergedanken verhindert wird.

      Manchmal bin ich etwas entmutigt, wenn ich sehe, in welche Richtung wir uns bewegen. Die Seher aus der Antike nannten das Zeitalter, in dem wir heute leben, die dunkle Zeit der großen Täuschung, in der Menschen lediglich eine eigennützige materielle Lebensausrichtung verfolgen. Es ist gut, die sexuelle Entwicklung auch in einem größeren Zusammenhang zu betrachten. In einer solch verwirrenden Zeit können wir kaum große Schritte tun, das geht einfach nicht. Was die Weiblichkeit jetzt braucht, ist ein geschützter Rahmen. Im Moment geht es darum, dass einzelne Menschen wie du und ich in unserem Inneren einen heilenden Tempel erschaffen, in dem die kostbaren weiblichen Schätze ungestört heranwachsen können, in dem sie beschützt und bewahrt und uns erhalten bleiben können. Damit dies geschehen kann, musst du die weiblichen Heiligtümer mit deinem Schweigen versiegeln.

      Die weiblichen Schätze benötigen Privatsphäre und Stille, um sich zu entfalten. Es braucht niemand außer dir zu wissen, was du in dir entdeckt hast. Es wäre schade, diese kostbaren Erfahrungen zu zerreden oder an die große Glocke zu hängen. Es reicht aus, dass du es weißt und dich von dieser weiblichen Magie immer wieder neu verzaubern lässt. Auf dem weiblichen Weg geht es nicht darum, Massen zu bewegen oder zu missionieren, es geht lediglich darum, einzelne Menschen in ihrer Wahrhaftigkeit zu unterstützen, damit sie ihre eigenen Schätze finden. Und genau das möchte ich mit diesem Buch auch tun.

      Teil 1

      GRUNDLAGEN

       1. Einführung

      Es ist doch erstaunlich, dass sich Sexualität, die seit jeher ein natürlicher Bestandteil des menschlichen Lebens ist, zu einer derart großflächigen, ja globalen Problemzone entwickeln konnte. Menschen sind im Umgang mit ihrer Sexualität unbeholfen, verunsichert und hilflos, und sexuelle Weisheit und sexuelle Intelligenz sind in der heutigen Zivilisation kaum vorhanden. Die von wilden Hippies, Antikriegsgegnern, verrückten Idealisten und exotischen Gurus eingeleitete sexuelle Befreiung hat schnell wieder an Kraft verloren. Die mit viel Enthusiasmus und Idealismus freigesetzten Kräfte wurden erfolgreich gebändigt. Inzwischen haben sich diese unterdrückten, unterentwickelten sexuellen Kräfte in den Bereichen Medizin, Psychologie und der New-Age-Szene in ihrer ewigen Bedürftigkeit als lukrativer Geschäftszweig etabliert. Vielen ist damit gedient, Hilfesuchende bekommen die gewünschte Aufmerksamkeit und bleiben trotzdem harmlos, bedürftig und manipulierbar. Und der Rubel rollt.

      Auf dem spirituellen Weg orientieren wir uns an der höchsten Wahrheit und dem Erlangen der Einheit und nicht an sexuellen Symptomen oder Problemen. Indem du lernst, dein Leben und deine Weiblichkeit in Einklang mit den universellen weiblichen Gesetzen zu bringen, verschaffst du deiner Sexualität die Möglichkeit, heil und authentisch zu werden und sich natürlich zu entwickeln.

      Die


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