Die Knochennäherin. Martin Arz

Die Knochennäherin - Martin Arz


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seine Kündigung erhalten hatte. »Zuerst haben sie seine Band nicht mehr in der Serie einbauen können oder wollen, dann haben sie seine kleine Rolle komplett gestrichen. Charmebolzen hin oder her. Ich bin ehrlich gesagt froh darüber, der Junge soll schließlich für sein Abitur lernen.«

      »Recht so, strenger Vater«, sagte Gerda Pettenkofer und lachte raucherhustend.

      »Wenn du ihn übrigens heutzutage bei der Arbeit sehen willst, dann geh am Freitagnachmittag oder Samstag zu Getränke Wittler. Da kannst du ihn dann beim Getränkekistenschleppen bewundern.«

      »Auch ein cooler Job!«

      »Und er hat tatsächlich ab und an bezahlte Auftritte mit seiner Band.«

      »Quasi auf dem Weg zum Superstar, der Junge.«

      »Quasi.«

      »Bis die Tage, Maxl.«

      Nachdem Pfeffer aufgelegt hatte, stellte Kommissarin Annabella Scholz ihrem Chef den Espresso macchiato hin und setzte sich auf die Schreibtischkante. »Mord?«

      »Doppelmord. Sozusagen.« Pfeffer rührte zwei Löffel Zucker unter und nahm einen kleinen Schluck. »Der Mann im Farbtrog wurde vergiftet und das Skelett erstochen.«

      »Ich schick dann gleich die Kollegen in die Wohnung von Joseph Bloch, oder sollen wir selbst hin?«

      »Vorerst nicht. Schick die Kollegen.«

      »Ist dir eigentlich klar, dass diese Nives Marell irgendwie mit beiden Fällen zu tun hat?« Kommissarin Scholz umklammerte ihren Milchkaffee mit beiden Händen. »Wir finden auf ihrem Land das Skelett, und sie arbeitet momentan am Residenztheater. Wenn das mal kein Zufall ist.«

      »Na, keine voreiligen Schlüsse. So offensichtlich sehe ich da noch keinen Zusammenhang.« Pfeffer leerte seine Tasse in einem Zug. »Jetzt muss ich erst mal den Oberstaatsanwalt weichklopfen.«

      Früher konnte man das Verhältnis zwischen Oberstaatsanwalt Bauer und Kriminalrat Pfeffer als beinahe freundschaftlich bezeichnen. Die beiden Männer hatten viele Fälle gemeinsam bearbeitet und waren immer gut miteinander ausgekommen. Jeder respektierte die Kompetenz des anderen. Bei schwierigen Rechtslagen oder kniffligen Angelegenheiten hatten sie sich mehr als einmal arrangiert.

      Doch seit jenem Fall, bei dem sich Oberstaatsanwalt Bauer als Diener zweier Herren entpuppt hatte, als Staatsdiener und als Kirchendiener, als er Pfeffer mehr oder minder unverhohlen zu schlampiger Arbeit aufgefordert hatte, um höchste kirchliche Kreise zu schützen – seit damals war das Verhältnis beider Männer extrem abgekühlt. Bauer war natürlich so geschickt gewesen, sich juristisch nichts zuschulden kommen zu lassen. Doch in den ersten Monaten nach dem Vorfall hatte sich Bauer um jede Begegnung mit Pfeffer gedrückt, ließ sich im Zweifelsfall sogar krankschreiben. Danach fanden sie langsam wieder zu einem distanzierten Miteinander. Doch auch Außenstehenden fiel seitdem auf, dass sich die Machtverhältnisse verschoben hatten.

      Früher waren Pfeffer und Bauer als beinahe gleichstarke Alphamännchen aufgetreten. Nun gab es ohne Zweifel nur noch einen Alpha: Maximilian Pfeffer. Auch bei diesem Telefonat.

      »Wozu diese C-14-Analyse, Herr Pfeffer«, sagte der Oberstaatsanwalt. »Wissen Sie, was das kostet?«

      »Nein, das weiß ich nicht. Sagen Sie es mir.« Pfeffer wechselte den Telefonhörer zum anderen Ohr, weil er mitschreiben wollte.

      »Gute zweihundert Euro.«

      Pfeffer musste ein Lachen unterdrücken. »Das ist nicht Ihr Ernst. Sie blocken ab wegen zweihundert Euro, Herr Bauer?«

      »Es sind immer nur hier mal zweihundert, dort mal hundert Euro. Auch zweihundert Euro sind Geld des Steuerzahlers. Nach aktuellem Stand der Dinge sind sich unsere Frau Doktor Pettenkofer plus dieser Mann vom Landesamt für Denkmalpflege darin einig, dass das Skelett älteren Datums ist. Wir haben hier anderes zu tun, als nun daraus einen Fall zu konstruieren. Was, wenn sich herausstellt, dass es tatsächlich ein keltischer oder frühmittelalterlicher Fund ist? Wir sind nicht dazu da, anderen Behörden wie den Denkmalschützern die Unkosten abzunehmen. Wir sind hier auch nicht in einer dieser realitätsfernen amerikanischen Serien, in denen bei jedem abgerissenen Finger eine Armada von Spezialisten in Bewegung gesetzt wird. Wo die Labors vor Hightech nur so blitzen und Ameisenkacke analysiert wird, um einen Täter zu fangen. Das hat auch in den USA nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Wir haben ganz klare Anweisungen, welche Kosten vertretbar sind, um Verbrechen aufzuklären, und welche nicht. Radiokohlenstoffanalysen von Skeletten, die nach Auskunft des Landesamtes für Denkmalpflege plus der Rechtsmedizin eindeutig älteren Datums sind, gehören definitiv nicht dazu. Hören Sie, Kriminalrat Pfeffer, ich brauche mehr Beweise, dass …«

      »Eine Radiocarbonanalyse wird uns Sicherheit geben, Herr Bauer. Wenn es Probleme mit der Budgetierung gibt, können wir gerne mit Kriminaldirektorin Staubwasser sprechen. Da finden wir eine Lösung. Wir sind bereits dabei, die Vermisstenkarteien der Region durchzugehen«, sagte Pfeffer und ärgerte sich im gleichen Augenblick, dass er daran nicht schon längst gedacht hatte. Auf die einfachsten Dinge kam man manchmal nicht. »Idiot, damischer«, sagte er in Gedanken zu sich und gab Bella einen Wink. Die verstand und machte sich eine Notiz. Dann setzte sie sich an den Computer.

      »Die Vermisstenkartei?« Oberstaatsanwalt Bauer zögerte hörbar.

      Darauf hatte Pfeffer gewartet. Er wusste, dass er bald am Ziel sein würde. Er sagte: »Vermisste aus Zacherlkirchen und den Nachbarorten.«

      »Na gut, wenn Sie mir einen Fall aus den letzten zwanzig Jahren bringen, der möglicherweise mit dem Skelett in Zusammenhang stehen könnte, dann sollen Sie Ihre Analyse haben.«

      »Danke, Oberstaatsanwalt Bauer. Aber ich denke, zwanzig Jahre reichen nicht. Wir sollten …«

      »Zwanzig Jahre müssen reichen, Herr Pfeffer. Es dürfte auch Ihnen bekannt sein, dass die Akten über Vermisstenfälle nach zwanzig Jahren vernichtet werden.« Sarkasmus blitzte auf.

      »Sicher. Aber wir werden uns auch vor Ort umhören, wer weiß, vielleicht wissen die Alten von weiter zurückliegenden Vermisstenfällen. Vielleicht wurde einem alten Austragsbauern der Austrag nicht gegönnt. Der Steuerzahler hat sicher auch an der Aufklärung älterer Verbrechen ein Interesse. Vielen Dank, Herr Oberstaatsanwalt.«

      Der Kriminalrat legte schnell auf und sagte zu Annabella Scholz: »Bella, bring mir einen Vermissten aus Zacherlkirchen bei, der unser Skelett sein könnte. Aber zackig.«

      »Ach Chef, was glaubst du, was ich hier gerade mache?«, kam es hinter dem Monitor hervor.

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