Unser Schrebergarten für Dummies. Christa Pöppelmann
Aber wie soll das mit dem Gießen funktionieren, wenden Sie nun vielleicht in Gedanken ein? Doch das lässt sich organisieren. Zum einen gibt es inzwischen sehr gute Systeme für eine automatische Bewässerung (mehr dazu in Kapitel 4), zum anderen tut es gerade tiefer wurzelnden Pflanzen wie Bäumen und Sträuchern, aber auch dem Rasen besser, wenn sie gelegentlich richtig gegossen werden, anstatt jeden (zweiten) Tag ein bisschen. Die einjährigen Kulturen sollten Sie natürlich anpassen. Zarter Salat übersteht eine Sommerwoche und anschließende lange Heimreise nicht unbedingt.
Überhaupt eignet sich diese Lösung vor allem dann, wenn es Ihnen in erster Linie um ein grünes Wohnzimmer für sich und Ihre Familie geht, nicht um das Gärtnern an sich. Wenn Sie jedes Pflänzchen liebevoll hätscheln, den Preis für den größten Kürbis und die schönsten Rosen gewinnen oder sich möglichst weitgehend von selbst gezogenem Gemüse ernähren wollen, dann wird es Sie kaum befriedigen, wenn Sie Ihrer Leidenschaft nur am Wochenende frönen können.
Wenn es aber darum geht, aus dem Alltagsstress rauszukommen und nicht nur die Arbeit, sondern auch den Alltag in der Wohnung hinter sich zu lassen, dann kann ein weiter entfernt liegendes Wochenendgrundstück sogar die bessere Lösung sein. Möglicherweise finden Sie gerade in etwas abseits gelegenen Gebieten sehr reizvolle Objekte, die es so in Kleingarten-Hotspots nicht gibt. Ein Wassergrundstück etwa oder eines mit altem Streuobstbestand.
Wenn Ihr Gartengrundstück nicht zu einem Kleingartenverein gehört, dann spricht auch nichts dagegen, dass Sie es für das ein oder andere Wochenende, an dem Sie verhindert sind, oder während Ihres Urlaubs Verwandten oder Freunden überlassen, die dort eine kleine Auszeit nehmen und dabei für Sie nach dem Rechten sehen.
Generell aber sollten Sie sich gut überlegen, ob so eine Fernbeziehung zu Ihrem Schrebergarten wirklich das Richtige für Sie ist und nicht nur eine schnelle Lösung. Denn der »ferne« Garten ist natürlich in der Regel mit erheblich mehr Aufwand verbunden als die Vereinsparzelle um die Ecke. Sie müssen ja zum Beispiel auch Gartengerät, Pflanzen und anderes Material dorthin schaffen. Andererseits beweisen zum Beispiel die Russen, was alles geht. Da pilgern jedes Wochenende Zigtausende von Menschen zu ihren teils weit entfernten Datschas und erzeugen beträchtliche Gemüsevorräte, die dann oft in überfüllten Zugabteilen heim in die Stadt geschafft werden.
Grabeland und andere Brachen
Grabeland ist klassischerweise Land, das nur saisonweise an Kleingärtner verpachtet wird, weil es mittelfristig anderen Zwecken dienen soll. Grabeland ist quasi die Quintessenz des Nutzgartens. Man bekommt einige Quadratmeter Beet für den Gemüseanbau, sonst aber gar nichts. Natürlich dürfen Sie auch ein paar hübsche Blumen einschmuggeln, aber der Anbau mehrjähriger Pflanzen ist nicht gestattet.
Klassisches Grabeland ist selten geworden. Wenige Grundbesitzer machen sich die Mühe, wegen ein paar Euro Pacht eine solche Zwischennutzung zu organisieren. Es gibt jedoch etwas sehr Ähnliches, was immer mehr in Mode kommt. Einen einheitlichen Begriff dafür gibt es nicht: Es wird von Mietgärten, Pachtgärten, Mietäckern, Gemeinschaftsäckern, Selbsternte und Saisongärten, in Süddeutschland und Österreich auch von Krautgärten gesprochen. Was aber versteht man darunter?
Ackerland für den Gemüseanbau wird parzellenweise für eine Saison verpachtet.
Die Parzellen sind viel kleiner als Schrebergärten. Sie reichen von etwa 20 bis 200 Quadratmetern.
Sie befinden sich meist im Umland größerer Städte.
Wie bei klassischem Grabeland pachtet man nur ein Stück Land für Gemüse. Keine Laube, keine schöne Terrasse, nichts zum Erholen, nichts, was Privatsphäre garantiert. Allenfalls können Sie einen mitgebrachten Liegestuhl aufstellen oder eine Picknickdecke am Rande des Geländes ausbreiten.
Verpächter sind oft die Landwirte und Landwirtinnen selbst. Oder aber sie kooperieren mit einem gewerblichen Anbieter.
In der Regel bestellt die Besitzerfamilie den größten Teil des Geländes im Frühjahr professionell und sät oder setzt einen bunten Mix aus 20 oder mehr gängigen Gemüsearten. Ein kleiner Teil jeder Parzelle bleibt frei und kann von den künftigen Pächtern selbst bestellt werden.
Die Pflege – und natürlich die Ernte – sind Sache der Pächter. Sie bekommen jedoch Wasser zum Gießen, die nötigen Geräte und oft auch fachliche Beratung gestellt.
Da es keine einheitliche Bezeichnung dafür gibt, ist es auch nicht ganz leicht, herauszufinden, ob es in der eigenen Region ein solches Angebot gibt. Es existieren jedoch inzwischen einige überregionale Anbieter, die mit Landwirten an verschiedenen Standorten kooperieren.
Meine Ernte GmbH (www.meine-ernte.de
), deutschlandweit aktiv
Ackerhelden (www.ackerhelden.de
), deutschlandweit aktiv
Münchner Krautgärten (www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Kommunalreferat/stadtgueter/krautgaerten.html
), mehrere Standorte auf den kommunalen Stadtgütern
Tegut Saisongärten (www.tegut.com/saisongarten.html
), mehrere Standorte im Verbreitungsgebiet der tegut-Supermärkte in Hessen, Thüringen und Nordbayern
Sonnenäcker (www.unserland.info/projekte/sonnenaecker
), mehrere Standorte in Süddeutschland auf den Mitgliedsbetrieben des Regional-Vermarkters Unser Land e. V. (nur Vorbereitung des Ackers, keine Pflanzung)
Weitere Projekte sind etwa auf der Website grüneliebe.de/rund-um-den-garten/mietgarten-anbieter/ zusammengetragen.
Selbst ist der Gründer
Es ist eine verrückte Idee: Aber warum nicht einfach einen Kleingartenverein gründen, wenn es vor Ort keinen gibt oder viel zu wenige Parzellen? Grundsätzlich gilt das Kleingartenwesen als fördernswert. Deswegen sollte Ihr Engagement bei Ihrer Gemeindeverwaltung zumindest auf Wohlwollen stoßen. Ob es das wirklich tut, ist natürlich nicht garantiert. Aber es ist auch nicht ausgeschlossen, dass Sie tatsächlich auf offene Ohren stoßen und es durchaus infrage kommende Flächen gibt. Was dann?
Sie brauchen Mitstreiter. In einer Gegend, in der Kleingärten Mangelware sind und Sie selbst keine realistische Perspektive sehen, in absehbarer Zeit einen bestehenden zu erhalten, sollte dies möglich sein. Das Unterfangen braucht ja nicht allzu groß sein. Auch fünf Parzellen und ein gemeinsamer »Dorfplatz« ergeben eine Kleingartenanlage.
Sie müssen einen Verein gründen. Das können Sie tun, ohne ein Gelände zu haben. Denn der Vereinszweck, die Förderung des Kleingartenwesens, ist ja auch erfüllt, wenn erst noch eine Anlage entstehen soll. Für die Vereinsgründung brauchen Sie mindestens sieben Gründungsmitglieder. Mit diesen halten Sie eine Gründungsversammlung ab, legen eine Satzung fest (für die andere Kleingartensatzungen als Muster dienen können), wählen einen Vorstand, protokollieren das Ganze und tragen Ihren Verein im Vereinsregister ein.
Spätestens jetzt heißt es, ein Gelände zu finden und zu pachten.
Dann müssen Sie aus dem Gelände in Gemeinschaftsarbeit Gartenland machen. Dabei müssen Sie sich nicht unbedingt an herkömmlichen Kleingartensiedlungen mit geteerten Wegen, großen Vereinshäusern