Freche Fee und lustiger böser König. Märchen. Hanns Heinz Ewers

Freche Fee und lustiger böser König. Märchen - Hanns Heinz Ewers


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sie langweilten sich so sehr, daß dem einen ein Hühnerbein und dem andern ein Stück Brot und dem dritten ein Teltower Rübchen im Halse stecken blieb.

      Da schallte von draußen ein lustiges Schellengeläute und ein helles Peitschengeknalle in den Saal hinein.

      »Sehen Sie doch mal, was da los ist, lieber Sanftmut!« sagte der König zu seinem Kanzler.

      Der Kanzler sprang rasch auf und lief ans Fenster.

      »Da draußen vor dem Schloßtore steht ein merkwürdiges Gespann!« rief er. »Ein silberner Schlitten mit zwölf Füchsen bespannt. Mit richtigen Füchsen, denken Sie mal, Herr König!«

      »Wer sitzt denn in dem Schlitten?« fragte König Krökel.

      »Es sitzt etwas drin,« antwortete der Kanzler, »aber das ist so vermummt, daß man gar nicht erkennen kann, was es ist. – Der Kutscher ist ein ganz kleiner Bursch in dickem Pelzmantel, er ist gerade abgesprungen und befestigt kleine silberne Räder unter dem Schlitten.«

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      »Warum denn?« fragte der König Krökel.

      »Das weiß ich nicht,« antwortete der Kanzler von Sanftmut. »Jetzt steigt er wieder auf den Bock und fährt vor das Schloßtor. – Nein, so was! Er schlägt mit der Peitsche dagegen und die beiden Flügel springen auf! Nun fährt er hinein!«

      Man hörte jetzt das Schellengeläute auf der Treppe und gleich darauf einen lustigen Peitschenschlag gegen die Tür des Saales, die weit aufsprang.

      In dem Augenblick, als das Gefährt in den Saal rollte, warf der kleine Kutscher seinen Pelzmantel ab und die Prinzessin Fanfrilla folgte seinen Beispiel. Die zwölf roten Füchse hoben die Ruten hoch und jagten was sie konnten in den Saal hinein. Sie liefen rund um die große Tafel herum und alle die silbernen Schellchen klingelten, daß es eine Lust war. Der kleine Kutscher auf dem Bock trug ein gelb-weiß-grün-rotes Mützchen, dessen goldene Schellen mit denen am Schlitten um die Wette läuteten. – Vor dem König Krökel zog er die Zügel fest an, sofort blieben die zwölf Füchslein stehen. Die Prinzessin Fanfrilla sprang aus dem Wagen heraus, lief auf den König zu, umarmte ihn und küßte ihn mitten auf die Nase. Dabei rief sie:

      »Papa König! Wie gehts?«

      König Krökel war ganz überrascht über den plötzlichen Besuch seiner Tochter.

      »Ich weiß gar nicht,« wandte er sich an seinen Kanzler, »ob sich das eigentlich schickt.«

      Da stieg der kleine Kutscher auch aus dem Wagen, lief schnell hinter den König, faßte seinen Zopf und kletterte flugs daran in die Höhe. Dann sprang er über seinen Kopf weg und stellte sich mitten auf den Tisch vor ihm auf.

      »Helau!« rief er. »Helau!«

      Der König und seine Minister machten sehr dumme Gesichter und die Prinzessin Fanfrilla guckte den Kleinen erstaunt an.

      »Kennst du mich denn nicht mehr, Prinzessin?« rief der Kleine. »Ich bin ja der Februar! Und das hier,« fuhr er fort, indem er seine Mütze in der Luft schwenkte und mit der Pritsche klapperte, »das ist das Geschenk von der lieben Tante Hexe! Damit mache ich alle Welt heute lustig und vergnügt!«

      Er sprang auf den König Krökel zu und schlug ihm mit der Pritsche mitten vor den Bauch. Da fing der fürchterlich zu lachen an. Der kleine Februar lief aber über den ganzen Tisch herum und schlug die Gäste mit der Pritsche oder klingelte ihnen mit seiner Schellenmütze in die Ohren. Die schönen Damen und die edlen Herren, die sich vordem noch so gelangweilt hatten, wußten gar nicht, wie ihnen geschah, sie wurden plötzlich so fidel und so guter Dinge, daß sie am liebsten die ganze Welt abgeküßt hätten.

      »Sieh mal, was unten im Schlitten liegt!« rief der kleine Februar der Prinzessin Fanfrilla zu.

      Die ging hin und fand auf dem Boden des Schlittens eine große Menge von bunten Holzpritschen und seidenen gelb-grün-weiß-roten Mützchen. Sie hob ihr Röckchen hoch, nahm alles hinein und brachte es dem kleinen Februar hin.

      Der schlug mit seiner Pritsche an eine große Weinflasche und rief:

      »Helau! Seid mal still, ich will eine Rede reden! – Ich bin der Februar, auch der Prinz Fasching genannt. Ich bin gekommen, Euch von all Euren Sorgen und Grillen und allem dummen Griesgram zu befreien! Da! Setzt Euch die Mützen auf und klappert mit den Pritschen und seid vergnügt und lacht und schreit alle zusammen: – Helau!«

      Damit warf er die Mützen und Pritschen den Festgästen zu. Die Prinzessin Fanfrilla nahm die allergrößte Mütze und stülpte sie dem Papa König auf den Kopf, dann gab sie ihm die Pritsche in die Hand, die am meisten klapperte.

      König Krökel sprang auf und schrie so laut er konnte:

      »Helau!«

      Und alle andern sprangen auch auf und schrien und jubelten:

      »Helau! Helau! Helau!«

      Dann machten sie einen großen Rundzug durch den Saal. Zuerst kam König Krökel, der trug den kleinen Februar huckepack. Ihm folgte die Prinzeß Fanfrilla, die sich wieder in den hübschen Rollschlitten gesetzt hatte und nun selbst die Füchse kutschierte. Hinter ihr ging stolz der Kalendermann in seinem Sonntagsrock und dann kamen alle die andern. König Krökel schritt auf seinen Thron zu und setze sich, der kleine Prinz Fasching aber kletterte oben auf die Lehne.

      »Kalendermann!« rief der König. »Komm einmal her!«

      Der Kalendermann nahte sich und machte eine tiefe Verbeugung.

      »Kalendermann!« sagte König Krökel. »Eigentlich sollte ich dich erst aufhängen und dir dann den Kopf abschlagen lassen, weil du mir nie etwas von den ausgezeichneten Talenten des kleinen Februars gesagt hast. – Aber weil ich ein gnädiger König bin und weil der Kleine ein gutes Wort für dich eingelegt hat, so will ich dir statt dessen den großen Stern des närrischen Mondkalbordens erster Klasse mit Eichenlaub und Schwertern verleihen.«

      Der König winkte; der Kanzler trat vor und heftete dem überglücklichen Kalendermann den großen Orden an die Brust.

      »Ich aber,« fuhr der König fort, »König Krökel der Erste von Ulalume bestimme hiermit und verordne, daß von nun an jedes Jahr auf drei Tage der kleine Februar, unter dem Namen Prinz Fasching, mein Reichsverweser sein soll, und schalten und walten darf, wie er will!«

      Da zog der Kleine den dicken König wieder am Zopf und sagte ihm ins Ohr:

      »Reich mir doch die Prinzessin Fanfrilla herauf, Onkel König!«

      König Krökel beugte sich herab und hob das Prinzeßchen, das zu seinen Füßen saß, hoch auf den Arm. Der Kleine aber faßte sie in die schwarzen Locken und küßte sie mitten auf den roten Mund.

      Dann rief er laut in den weiten Saal hinein:

      »Helau! Ich bin der Prinz Fasching, und das ist meine schöne Prinzessin!«

      Da rief die ganze Versammlung:

      »Es lebe der Prinz Fasching und seine schöne Prinzessin! Helau! Helau! Helau!«

      Und alle lachten und jauchzten und jubelten, daß es eine Lust war.

      So kam es, daß der arme kleine Februar zu hohen Ehren kam, und noch heute der schönste Monat ist im ganzen Jahr!

      Aber nur in Ulalume, in Torelore und Thule und in ein paar andern Landen am Rhein und an der Isar.

      Die alte Postkutsche

      Eines Tages sagte Jupp zu Otto:

      »Wenn du Mut hast, können wir solche Abenteuer, wie sie die Großmutter erzählt, selbst erleben, ich wüßte auch, wo! Draußen auf dem Felde liegt eine alte Postkutsche, da müssen wir hineinkriechen. – Ich war schon ein paarmal dort!«

      Am nächsten Samstage zogen die beiden Jungen aufs Feld hinaus. Sie hatten auf Jupps Rat alles mitgenommen, was nötig war, um Abenteuer


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