Von singenden Mäusen und quietschenden Elefanten. Angela Stöger

Von singenden Mäusen und quietschenden Elefanten - Angela Stöger


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       INHALT

       1.Es ist zu laut

       Von der Faszination, den Tieren zuzuhören

       2.So ähnlich, so fremd I

       Von den vielen Bandbreiten innerhalb eines großen Spektrums

       3.Versetzen wir uns in andere Körper

       Wie der Perspektivenwechsel gelingen kann

       4.So ähnlich, so fremd II

       Wie wir uns mit moderner Technik verborgene Laute erschließen

       5.Der Zoo als Labor

       Erkenntnisse in „geschützter“ Umgebung

       6.Worüber Tiere miteinander sprechen

       Je sozialer, desto vokaler?

       7.Sich mit Tieren verständigen

       Was wir ihnen sagen – und was sie uns mitteilen

       8.Begriffe, die nur für Menschen gelten?

       Von der vermeintlichen Einzigartigkeit

       9.Hört wieder mehr hin!

       Vom Einander-Zuhören als Akt des Respekts

       Dank

       Literatur

       Bild- und Tonquellen

       image Hörprobe

      Mit den QR-Codes, die Sie in diesem Buch finden, können Sie zahlreiche Aufnahmen von Tierstimmen hören. Halten Sie dafür Ihr Smartphone mit geöffneter Kamera-App oder geöffnetem QR-Code-Scanner über den Code und folgen Sie dem Link, den Ihr Gerät anzeigt.

       https://www.brandstaetterverlag.com/buch/von-singenden-maeusen-und-quietschendenelefanten/

       1

       ES IST ZU LAUT

       Von der Faszination, den Tieren zuzuhören

      Vor dem Einschlafen liege ich wach und lausche. Wenn ich nach der langen Reise endlich im Nationalpark angekommen bin und der Großstadtlärm von Kapstadt langsam verhallt, genieße ich es, in meinem Zelt oder in meiner Hütte zu liegen und den nächtlichen Geräuschen Afrikas zu lauschen. Viele in der afrikanischen Savanne lebenden Tiere sind auch in der Nacht aktiv, vor allem Raubtiere wie Löwen oder Hyänen. Nachts ist zudem die Schallübertragung besonders gut. Ein Rascheln und Knacksen in der Nähe ist zu vernehmen und ich werde selbst ganz ruhig. Ganz still liege ich da, um gut zuhören zu können. Welches Tier war das, und wie nah ist es? Plötzlich höre ich den Laut einer Antilope und den Warnruf eines Zebras. Meine Sinne schärfen sich. Es ist aufregend, fast furchteinflößend, wenn sich dann die Hyänen mit ihrem typischen „Lachen“ und ihren „Whoop“-Rufen zur Jagd formieren oder vielleicht sogar ein Löwe mit seinem tiefen, mächtigen Brüllen sein Revier akustisch markiert. Schlafen kann ich dann natürlich nicht mehr. Aber es sind Situationen wie diese, in denen ich mich wieder als Teil der Natur fühle, als Teil des großen Ganzen, das man so schnell vergisst, wenn man nachts in der Großstadt nur das Rauschen des Verkehrs vernimmt.

      Ich fühle mich privilegiert, weil ich Situationen wie diese in Südafrika, in Botswana oder Nepal erleben darf. Aber ähnliche Erfahrungen können wir alle auch bei uns machen, in einem unserer Nationalparks oder einfach im nahen Wald. Oft reicht es, wenn man bei einem Spaziergang etwas abseits des Trubels aufhört zu plaudern, das Handy abschaltet, sich hinsetzt, innehält und beginnt zuzuhören.

      Die Tiere bemerken natürlich unsere Anwesenheit, sie flüchten oder verharren, um nicht aufzufallen. Wenn wir aber ruhig sitzen blieben, dann wagen sich einige Tiere aus ihrer Erstarrung heraus, bewegen sich wieder, interagieren. Das Eichhörnchen huscht durch die Blätter, vielleicht sehen wir es nicht, aber wir können es hören, genauso wie den Vogel im Gebüsch oder die Maus im Laub. Die Tiere beginnen wieder ihrem natürlichen Verhalten nachzugehen. Alles, was wir dafür tun müssen, ist innezuhalten, zur Ruhe zu kommen und uns, zumindest für einen kurzen Moment, wieder als Teil der Natur verstehen.

       Und dann erwacht das Forschungsinteresse

      Auf mich als Verhaltens- und Kognitionsforscherin mit einer Spezialisierung auf die Bioakustik üben Tierlaute natürlich eine besondere Faszination aus. In meiner Forschung beschäftige ich mich sowohl mit den Eigenschaften und der Entstehung der Laute als auch mit ihrer Bedeutung und Wirkung im Zusammenleben der Tiere. Die Art und Weise, wie Tiere miteinander kommunizieren, ermöglicht uns einen Einblick in ihre Lebensweise, in ihr Denkvermögen, in ihre Gefühlswelt.

      Die Bioakustik ist eine derzeit aufstrebende Forschungsdisziplin, aber wir sind noch weit davon entfernt zu verstehen, was Tiere wirklich „sagen“. Zwar ist sich die Wissenschaft darüber einig: Tiere kreischen, bellen, schnattern und quieken nicht zufällig. Sie verständigen sich auch nicht einfach nur durch ein rein instinktives Ruf-Antwort-Muster. Doch wie und warum kommunizieren sie dann? Welche Informationen transportieren sie in ihren Lauten? Welche Arten von Sprachen sprechen sie, und was macht aus Lauten überhaupt eine Sprache?

       Wir bemerken zuerst die „Laut-Auffälligen“

      Es mag überraschen, aber von vielen Tieren, selbst von sonst gut erforschten Vögel- und Säugetierarten, kennen wir noch nicht einmal das gesamte Lautrepertoire. Der Fokus der Forschung lag bisher auf jenen Arten, die leicht zugänglich waren – oder


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