12 Jesse Trevellian FBI Thriller August 2021: Krimi Paket. A. F. Morland
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13
Nina Charles hörte den Schuss nicht. Sie wälzte sich auf dem Bett herum und stand seufzend auf.
Allmählich bekam sie genug vom Warten auf Bobs Rückkehr.
Vielleicht hat er mich vergessen, dachte sie. Obwohl ich eigentlich zu den Mädchen gehöre, die man normalerweise nicht so schnell vergisst.
Sie zog Seidenhöschen und Spitzen-BH an und schlüpfte in ihr hautenges Minikleid. Sie wollte nachsehen, wo Bob Verbinski so lange blieb.
Er redete mit niemandem mehr. Also musste der Besucher das Haus bereits verlassen haben, und demzufolge hätte Bobs Rückkehr ins Schlafzimmer nichts mehr im Weg gestanden.
Wenn er sich damit so lange Zeit lässt, will ich wissen, warum, ging es Nina durch den Sinn, während sie aus dem Schlafzimmer trat. Falls er keinen Bock mehr auf weiteren Sex hat, muss er mir das sagen. Dann habe ich hier nämlich nichts mehr zu suchen und kann mir eventuell anderswo noch ein bisschen was dazu verdienen.
Sie stieg die Treppe hinunter. »Bob?«
Er antwortete nicht.
»Bob!«
Stille. Merkwürdig.
»Wo bleibt der Schampus, Bob?«
Nina erreichte das untere Ende der Treppe - und blieb plötzlich stehen, als wäre sie gegen eine unsichtbare Wand gelaufen!
Sie riss die Augen auf, zog die Luft scharf ein und legte die Hände fassungslos und entsetzt auf die bleichen Wangen.
Bob Verbinski lag mit verrenkten Gliedern auf dem Boden. Er hatte ein hässliches Loch in der Stirn. Die Champagnerflasche lag neben ihm auf dem Teppich.
Der nackte Mann war tot. Jemand hatte ihn erschossen.
Nina konnte es nicht fassen. Wenn sie geahnt hätte, dass Bobs Mörder immer noch im Haus war und sie beobachtete, hätte sie wahrscheinlich vor Angst den Verstand verloren.
Das schwarze Mädchen stieß einen hysterischen Schrei aus und stürzte zum Telefon.
Gore Gandolfini presste die Lippen zusammen und hob langsam die Waffe.
Er zielte auf Nina.
Sie rief ihren »Beschützer« an. »Louis!«, kreischte sie hysterisch, als er sich meldete. »Es - es ist etwas ganz Schreckliches passiert!«
»Verdammt, brüll mir nicht so ins Ohr!«, herrschte Louis Durante sie an. »Willst du, dass ich ’nen bleibenden Gehörschaden kriege?«
»Bob ist tot, Louis!«, jammerte das Mädchen.
»Hast du ihn etwa...«
»Bist du verrückt? Ich doch nicht.«
»Was ist passiert?«, wollte Durante wissen.
»Ich hab’s mit Bob einmal gemacht. Vor der zweiten Runde wollte er eine Flasche Schampus holen, aber...«.
»Was aber?«
»Er bekam Besuch.«
»Von wem?«, fragte Durante.
»Das weiß ich nicht. Ich hab bloß Stimmen gehört.«
»Was hat Bob mit dem anderen geredet?«
»Das habe ich nicht verstanden«, gab Nina zur Antwort. Ihre Stimme zitterte. »Als mir das Warten auf Bobs Rückkehr zu viel wurde, wollte ich nach ihm sehen... Ich fand ihn im Living-room... Allein... Nackt... Und tot... Die Champagnerflasche liegt neben ihm. Er bietet einen grauenvollen Anblick, Louis. Ich kann gar nicht hinsehen. Ich fürchte, mir wird schlecht. Ich muss gleich kotzen.«
»Wer kann ihn gekillt haben?«
»Herrgott noch mal, ich weiß nicht, wer es getan hat, Louis. Ich habe wirklich keinen blassen Schimmer.«
Diese Worte retteten Nina das Leben.
Gore Gandolfini sah keinen Grund, sie ebenfalls zu töten. Er ließ die Pistole langsam sinken und verhielt sich völlig ruhig.
»Was sollich jetzt tun, Louis?«, fragte Nina mit Tränen in den Augen.
»Was wohl?«, schnauzte Durante sie an. »Abhauen natürlich, du selten dämliches Stück. Oder willst du etwa auf das Eintreffen der Bullen warten und ein nettes Schwätzchen mit ihnen halten?«
»Entschuldige, Louis, aber ich bin so furchtbar durcheinander - Bob ist... Er ist mein erster Toter... Ich hab noch nie ’ne echte Leiche gesehen...«
»Verschwinde aus seinem Haus!«, trug Durante ihr auf. »Hau ab! Geh nach Hause, verpass dir ’ne Dröhnung und melde dich morgen Vormittag bei mir!«
»Okay, Louis«, flüsterte Nina. »Okay...«
Sie ließ den Hörer auf den Apparat klappern.
14
Laura Holdens dicke Freundin fand keine besonders schmeichelhaften Worte für Andrew Holden, als wir sie interviewten. Da Mrs. Holden aus Audrey Zimas Haus verschwunden war, hatten wir sie aufgesucht, um ihr ein paar Fragen zu stellen.
»Ich habe es geistig noch immer nicht verkraftet, dass Laura aus meinem Haus entführt wurde«, seufzte die füllige Frau.
»Ist Ihnen irgendetwas aufgefallen, Mrs. Zima?«, wollte ich wissen.
»Bitte nennen Sie mich Audrey«, verlangte sie.
»Audrey«, sagte ich.
Sie richtete den Blick auf den Boden. »Wir haben uns unterhalten und Eierlikör getrunken. Plötzlich war mir, als hätte ich ein Geräusch vernommen.«
»Was für ein Geräusch?«, erkundigte sich Milo.
»Die Scharniere der Tür, die von der Küche zum Kräutergarten hinausführt, sind trocken. Wenn man die Tür bewegt, ächzen die Scharniere leise.«
»Und das haben Sie gehört?«, fragte mein Partner.
Audrey Zima nickte. »Ja, das habe ich gehört. Ich habe sehr gute Ohren. Laura wollte wissen, ob irgendetwas nicht in Ordnung sei. Ich gab ihr darauf keine Antwort, stand auf und sagte, ich würde uns was zum Knabbern holen. Bei der Gelegenheit wollte ich auch gleich in der Küche nach dem Rechten sehen. Ich fand die Tür offen vor.«
»Was haben Sie getan?«, fragte mein Partner.
»Ich habe sie geschlossen.«
»Ohne dass Sie sich dabei irgendetwas dachten?«, fragte Milo.
Audrey zuckte mit den Achseln. »Die Tür schließt schon seit längerem nicht mehr perfekt. Es kommt vor, dass sie hin und wieder einfach auf springt. Vor allem an windigen Tagen ist das sehr leicht möglich. Ich schloss sie - und dann wurde ich von hinten niedergeschlagen.«
»Konnten Sie während des Fallens noch irgendetwas wahrnehmen, Audrey?«, fragte ich.
Sie schüttelte