Einfach.Nur.Tom.. Darius Tech
Einfach. Nur. Tom.
Ein Roman von Darius Tech
Impressum:
© dead soft verlag, Mettingen 2021
© the author
Cover: Irene Repp
http://www.daylinart.webnode.com
Bildrechte:
© KIRAYONAK YULIYA – shutterstock.com
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1. Auflage
ISBN 978-3-96089-470-4
ISBN 978-3-96089-471-1 (epub)
Inhalt:
Eigentlich hat Detective Mickey Simmons sein Leben im Griff. Er macht einen Job, den er liebt, und die Hochzeit mit seiner Verlobten steht kurz bevor.
Aber nicht nur der Tod seines Partners Nat Cunningham stürzt sein Leben ins Chaos. Da ist ein dunkelhäutiger Engel, der lang verdrängte Gefühle in ihm weckt, ein Serienmörder, der sich Opfer sucht, mit denen Mickey eine unangenehme Seelenverwandtschaft teilt und eine neue Partnerin, die auf dem Revier niemand ernstnehmen will.
Am Ende steht die Hoffnung, trotz allem das große Glück im Leben zu finden. Aber manchmal bedarf es dafür einiger Umwege.
Liebe*r Leser*in,
Mickey und Tom begleiten mich schon sehr lange, genauer gesagt seit dem Jahr 1996. Warum ich das so genau sagen kann? In diesem Jahr erschien der Film „Echte Kerle“. Ich war 15, ich wusste, dass ich ein Transmann/-junge war und wohl bereits auch irgendwo tief in mir drin, dass ich schwul bin. Letzteres war mir in meiner Identitätsfindung aber noch nicht möglich zuzulassen. Wie auch immer, jeder hat seine eigene Geschichte, nicht wahr? Aber der Film hat trotzdem seinen Eindruck hinterlassen.
Geboren wurden die zwei aus der Frage: was wäre, wenn? Was wäre, wenn die Geschichte anders ausgeht? Was wäre, wenn sich der Polizist doch in den Mechaniker verliebt? Damals schrieb ich ein zweiseitiges alternatives Ende, mit anderen Namen und einem neuen Beruf für den Mechaniker, jetzt war er ein Werbegraphiker. Die handschriftliche Kurzgeschichte hieß „Seitenwechsel“. Immer wenn sie mir in die Hände fiel, wurde sie erneuert und überarbeitet; ich weiß nicht mehr, wie viele Male. Trotzdem ist das meine älteste M/M Liebesgeschichte.
Viel ist nicht von der ursprünglichen Geschichte übrig geblieben. Noch immer erwacht Mickey eines Morgens ohne klare Erinnerung an den Vorabend in den Armen eines Mannes, nachdem ihn seine Verlobte rausgeworfen hat. Noch immer verdient Tom sein Geld mit Werbung, während Mickey ein Cop ist.
Mickey soll sichtbar sein, damit man vielleicht auch die Kinderseele sieht, die um Hilfe schreit. Und er soll Hoffnung machen, Hoffnung, einen Weg aus dem Trauma zu finden. Er hat einen harten Hintergrund und ich gehe hier das Risiko ein, zu spoilern, weil nicht jeder mit dem Thema umgehen kann und will. Das ist auch völlig in Ordnung.
Nur, um Missverständnissen vorzubeugen, ich hatte eine schöne und ziemlich untraumatische Kindheit, meine Eltern haben mich sowohl mit Flügeln, Wurzeln als auch mit Fallschirmen beschenkt.
Aber ich habe die Folgen von Kindesmissbrauch bei jemandem beobachtet, als ich selbst noch ein Kind und machtlos zu helfen war … Deswegen hat es mich auch niemals völlig losgelassen, dieses schwere und schwerwiegende Thema. Mein jugendlicher Kopf vermischte beide Eindrücke miteinander und Mickey war geboren. Mickey wurde als Kind von seinem Onkel missbraucht. Sein Fall ist natürlich fiktiv, aber er besitzt Parallelen zu dem, was ich damals beobachtet habe und mir im Nachhinein zusammenreimen konnte.
Überhaupt taucht dieses Thema immer wieder angedeutet in dieser Geschichte auf. Nicht nur er hat seine Vergangenheit nicht wirklich verarbeitet, aber das wäre jetzt wirklich ein Spoiler.
Die ganze Zeit in Mickeys Kopf zu sein, war eine intensive Erfahrung. Es ist nicht immer schön und fröhlich an diesem Ort, ganz und gar nicht. Mickey ist auch nicht perfekt, er täuscht sich, er hat manchmal Vorurteile und ab und zu könnte ich ihn schütteln. Immer sind seine Gedanken Momentaufnahmen. Aber er lernt, und um es mit den Worten von Selma Cunningham zu sagen, er hat ein Herz aus Gold. Zumindest sitzt es am rechten Fleck.
Das gesagt, ich denke, es gibt auch eine Menge Licht und Lachen in der Geschichte von Mickey und Tom. Eine Partnerin, die ihn herausfordert, Freunde, die ein überraschender Halt sind, Sprüche klopfende Kollegen und nicht zuletzt ein ganz besonderer Engel lassen es nicht langweilig oder finster werden. Und weil die beiden einen Haufen Mist durchmachen mussten, Detective Bastien Cadeaux würde wohl eher von einem Haufen gequirlter Scheiße reden, bekommen sie auch eine gute Portion Zuckerguss ab. Versprochen!
Gewidmet allen, die auf dem Weg aus ihrer eigenen Dunkelheit sind, egal, was diese verursacht hat.
Prolog
Ich habe mich schon immer für einen ganz harten Kerl gehalten. Klar klingt das erst einmal dämlich, wenn man es so sagt. Aber ich denke, diese Behauptung ist durchaus berechtigt. Ich bin mit knapp elf Jahren durch die Hölle gegangen und am anderen Ende in einem Stück wieder herausgekommen. Nicht ohne den Teufel dabei in seine eigene Zelle zu stecken und den Schlüssel wegzuwerfen.
Heute jage ich Monster wie jenes, das mir das damals angetan hat. Um dazu in der Lage zu sein, bin ich ein Cop geworden und habe den verschlafenen kleinen Ort, in dem ich aufgewachsen bin, weit zurückgelassen. Natürlich verfolge ich auch andere Verbrecher, ich kann mir meine Fälle nun einmal nicht aussuchen.
Davon allerdings abgesehen, glaube ich, jeder andere Kerl wäre ebenso wenig wie ich begeistert davon, dass die Frau, die er in knapp zwei Monaten heiraten soll, ihn nur noch mit Mitleid betrachtet. Vor knappen zwei Wochen hätte ich dazu noch aus voller Überzeugung gesagt, dass ich sie heiraten will. Heute bin ich mir nicht mehr so sicher. Denn ich hasse Mitleid, es ist mein Hassgegner seit High School Tagen. Es ist mir schlicht und ergreifend schon zu oft in meinen 27 Jahren entgegengebracht worden. Mickey Simmons braucht kein Mitleid, das hat ohnehin noch nie jemandem geholfen.
Die Albträume von Nagsville gehören genau dort hin, nicht nach Los Angeles. Nein, meine Gegenwart ist schon schrecklich genug. Meine Verlobte Kelly ahnt nichts von meiner Vergangenheit, dabei möchte ich es auch belassen. Nicht umsonst hat sie meine Eltern niemals kennengelernt, ich habe einfach behauptet, sie seien tot. Und meinetwegen dürften sie das auch sein, aber alle paar Monate besteht meine Mutter darauf, mich anzurufen und mir Vorwürfe zu machen. Nicht das Übliche, eher ein toxisches Gemisch aus Selbstmitleid und „Was sollen die Anderen denken, wenn unser Sohn nicht einmal an Thanksgiving heimkommt?“ Gefolgt von der Frage, ob ich noch immer in diesem schrecklichen Hotel wohne, welches sie niemals gesehen hat. Ich höre es mir an, versuche so wenig wie möglich zu sagen und bin froh, wenn sie endlich wieder auflegt.
Ich weiß schon, warum sie weder meine Adresse noch unsere Festnetznummer besitzt.
Meine Verlobte reißt mich aus meinen Gedanken. „Schatz, du erinnerst dich doch bestimmt an meinen Onkel Mel, oder?“
Die fette, haarlose Qualle, die bei der gefühlt hundertsten Hochzeit ihrer Mutter nicht vom Buffet zu trennen war? Ja, der war nicht zu übersehen. Darüber hinaus, in den anderthalb Jahren unserer Beziehung war es bereits die zweite Hochzeit ihrer Mutter. Man könnte sich fragen, ob das noch normal ist. Aber jeder Mensch braucht schließlich ein Hobby.
„Vage, ist das relevant?“
Kelly rollt mit den Augen. „Ja!“ Ihr genervter Tonfall versetzt mich in Alarmbereitschaft, irgendwie ahne ich, dass sie wieder etwas ausheckt.
„Seine Frau Mary-Ann ist letztes Jahr gestorben.“ Sie setzt ihre besonders ernste Miene auf, während ich mich noch