Harzmagie. Jürgen H. Moch

Harzmagie - Jürgen H. Moch


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Dort hinten gibt es eine Abzweigung. Die können wir nehmen.«

      Sabrina wurde total panisch. Sie spürte, dass etwas Schreckliches passiert sein musste. Die Abzweigung, die Burglos erwähnt hatte, entpuppte sich als ein steiler Trampelpfad, der in Serpentinen den Hang hinabführte. An mehreren Stellen rutschten sie und die anderen Helfer aufgrund ihrer Eile leicht weg. Als Sabrina etwa auf der Hälfte ankam, sah sie den Turnschuh wieder. Sie wartete nicht auf die Lehrer, sondern lief quer über den Hang, sich immer an den Bäumen abstützend, auf den Schuh zu. Die anderen eilten hinterher. Sie erreichte die Stelle. Es war eindeutig Elisabeths Laufschuh. Das Schlimmste befürchtend blickte sie den Hang hinunter. Zwischen ihnen und dem unteren Weg war es noch ein Stück. Ein Fichtendickicht versperrte ihnen die Sicht, doch unten auf dem Weg liefen Leute. Jetzt konnten sie zwei Sanitäter ausmachen, die mit einem Notfallkoffer den Weg entlang gerannt kamen.

      »Ich gehe vor! Der Hang ist hier unten nicht mehr ganz so steil. Wir können es riskieren.« Herr Burglos begab sich an die Spitze und ging direkt auf den Tumult zu.

      Den Turnschuh wie eine Puppe an die Brust gedrückt und mit den Tränen ringend, stieg Sabrina hinterher. Keine zehn Meter weiter prallte sie gegen ihren Lehrer, der abrupt stehengeblieben war und sich an einem Baum abstützte. Am Stamm der nächsten Fichte direkt oberhalb des Dickichts hing ein großer Stofffetzen eines T-Shirts, er war voller Blut. Zwei junge Fichten lagen umgeknickt da. Als sie dem Blick ihres Lehrers dahinter folgte, wurden Sabrina die Knie weich. Kleidungsfetzen und noch mehr Blut, viel Blut. Es war einfach zu viel. Theobald wurde kreidebleich und hielt sich an Stetter fest. Burglos schaute mit grimmiger Miene zwischen die Bäume, dann stieg er tiefer und bückte sich. Er fand noch den zweiten Turnschuh, aber Elisabeth selbst war nirgends zu sehen. Er ging noch ein paar Schritte hinab, dann hob er etwas auf, dass er stirnrunzelnd betrachtete. Es war eine Hundeleine mit dem Rest eines Halsbandes daran.

      »Ich geh nicht weiter! Ich kann das nicht!«, stammelte Sabrina.

      Manfred Burglos, der immer noch die Hundeleine in der Hand hielt, wandte sich an seinen Kollegen. »Herr Stetter, wir gehen außen herum. Sie nehmen den Jungen, ich führe das Mädchen.« Er legte behutsam eine Hand auf Sabrinas Schulter und gab ihr den zweiten Turnschuh, den sie wie einen Schatz ebenfalls an ihre Brust drückte. »Es ist ein Krankenwagen da. Sie werden versuchen, sie zu retten! Komm, deine Mutter erwartet uns sicher schon unten!« Aus irgendeinem Grund hängte er sich die Hundeleine über die Schulter.

      Emilia Wollner und Martha Schubert kamen in dem Moment angelaufen, als sie auf den unteren Weg stießen. Sabrina fiel ihrer Mutter in die Arme und heulte nur noch hysterisch. Emilia Wollner ignorierte alle und rannte zu den anderen Leuten und den Sanitätern, die über eine Person gebeugt arbeiteten und sie gerade reanimierten. Sie kam aber postwendend wieder.

      »Es ist ein Rentner mit Herzstillstand, soweit ich sehen konnte. Wo ist meine Tochter?«

      Sabrina heulte immer noch hemmungslos und drückte die Schuhe an ihre Brust.

      Herr Burglos rief noch ein warnendes »Nein!«, aber Theobald antwortete, ohne nachzudenken.

      »Oben im Dickicht haben wir ihre Turnschuhe gefunden, zerrissene Kleidung, und bei den Bäume hangabwärts war alles voller Blut.«

      Der Sportlehrer konnte noch im letzten Moment hinzuspringen, als Emilia Wollner die Beine wegzusacken drohten. Doch dann loderte ein wilder Blick in ihren Augen und sie stieß Burglos weg.

      »Ich muss meine Tochter finden. Sie ist da oben und sicher verletzt. Wir müssen sie suchen. Ich muss was tun, lassen Sie mich los!«

      Es brauchte beide Lehrer, um sie daran zu hindern, Hals über Kopf loszurennen. »Frau Wollner, beruhigen Sie sich, Elisabeth war nicht in dem Dickicht. Ich habe schon nachgesehen.«

      Ihr Geschrei hatte die anderen Leute aufmerksam gemacht, die sich bislang nur um den Mann geschart hatten. Eine längere Pause entstand. Plötzlich ertönte ein Klingeln wie von einem alten Telefon. Als die beiden Lehrer merkten, dass sie nur an ihr Handy gehen wollte, ließen sie Elisabeths Mutter los.

      »Ja? Klara, Schatz, was ist los? … Was? … Wer?« Frau Wollner fasste sich an die Stirn, dann lachte sie schrill. Es klang schräg und unnatürlich. Dazu rannen ihr dicke Tränen über die Wangen. Alle anderen gafften sie nur an. »Sie ist zu Hause? Wie?« Wieder wurde sie unterbrochen und diesmal konnte Sabrina sogar etwas von dem verstehen, was Klara förmlich in den Hörer schrie: »… nackt … alles aufgegessen …«

      »Was hat sie gegessen?«

      Sabrina konnte genau sehen, dass die erste Erleichterung bei Frau Wollner wieder in Panik umschlug, als Klara weiter berichtete, bis ihre Mutter sie erneut unterbrach. Sie wurde sehr ernst und die nächsten Worte klangen nach einer Warnung.

      »Bleib ja, wo du bist, rühre dich nicht von der Stelle und verschließe die Tür! Ich bin gleich da.« Sie legte auf und drückte für einen Augenblick das Handy an ihre Brust, während sie die Augen schloss. Ihre Unterlippe kräuselte sich und zitterte, als ringe sie mit sich. Dann blickte sie mit Tränen in den Augen in die versammelte Menge.

      »Elisabeth lebt. Sie ist zu Hause, aber ihr geht es nicht gut. Ich muss da hin, danke für eure Hilfe. Es kommt alles wieder in Ordnung.« Den letzten Satz schien sie wohl eher zu sich selbst gesagt zu haben, denn sie wandte sich bereits ab. Ihre Augen hatten eine ganz andere Sprache gesprochen. Sie rannte los.

      Sabrina und Theobald sagten noch immer nichts. Sie konnten es nicht glauben, doch die Erwachsenen atmeten erleichtert auf und umarmten sich untereinander alle. Auch die Kinder wurden gedrückt. Schließlich zückte Manfred Burglos sein Handy und bestellte ein Taxi. Dann machten sie sich auf den Weg an die Straße. Die Männer gingen nun vorweg, dann folgte Martha Schubert, die jeweils einen Arm um die Kinder gelegt hatte. Sabrina und Theobald tauschten unterwegs stumme Blicke. Sie brauchten nichts zu sagen, denn sie wussten auch so, was der jeweilig andere dachte: Hier stimmte etwas gewaltig nicht!

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