Philosophie der Wissenschaft. Georg Römpp

Philosophie der Wissenschaft - Georg Römpp


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3.1.3Theorienerzeugende und theorienprüfende Experimente

       3.2Experimente und die Entscheidung über Theorien

       3.2.1Das Experiment als Frage und die Natur als Antwort

       3.2.2Das Experiment zwischen altem und neuem Wissen

       3.2.3Das ‚experimentum crucis‘

       3.3Analytische Urteile und ihre Bedeutung für das Experiment

       3.3.1Das Problem

       3.3.2Quines Kritik am Gedanken der Analytizität

       3.3.3Analytizität und Übersetzungsunbestimmtheit

       3.3.4Holismus und Experiment

       3.4Fazit

       3.4.1Was ein Experiment voraussetzt

       3.4.2Das Experiment als ‚Kontakt‘ mit der Natur?

       3.4.3Der Status des Experiments in der Wissenschaft

       4Wissenschaft, Sprache und Welt

       4.1Gegenstandstheorie der Bedeutung

       4.1.1Eigennamen

       4.1.2Allgemeinbegriffe

       4.1.3Prädikate

       4.2Mentalistische Theorie der Bedeutung

       4.2.1Das Problem mit den Wörtern und ihren Bedeutungen

       4.2.2John Locke und die Bedeutungen im Kopf

       4.2.3Von den Begriffen zu Sätzen

       4.3Bedeutung durch den Gebrauch der Sprache

       4.3.1Kommunikative, strategische und repräsentierende Sprache

       4.3.2Bedeutung, Sprachspiele und Lebensformen

       4.3.3Verwendungsbedeutung und ‚Weltverlust‘

       4.4Bedeutung durch Regeln und das Problem des Regelfolgens

       4.4.1Das Problem

       4.4.2Rigidität und Freiheit im Regelfolgen

       4.4.3Regeln und Regelinterpretieren

       4.5Unterbestimmtheit von Bedeutung und von Theorien

       4.5.1Quines empiristischer Ansatz

       4.5.2Bedeutungszuschreibung für eine radikal fremde Sprache

       4.5.3Unbestimmtheit der Übersetzung

       4.6Bedeutungen als Ansprüche und Verpflichtungen

       4.6.1Die normative Grundlage von Bedeutung

       4.6.2Die Regeln des Spiels

       4.6.3Regel und Regelveränderung

       4.7Bedeutung über ‚Bedeutungen‘ hinaus

       4.7.1McDowells Einwand gegen die Bedeutungstheorie

       4.7.2Unmittelbares Verstehen jenseits des cartesischen Weltbildes

       4.7.3Verstehen ohne Interpretieren

       5‚Realismus‘ und die Erfolge der Wissenschaft

       5.1Realismus und Wissenschaft

       5.1.1Von Wahrnehmung und Sprache zur ‚Realismus‘-Frage

       5.1.2‚Realismus‘ in der Wissenschaft

       5.1.3Realismus auf der Basis des ‚Erfolgsarguments‘

       5.1.4Ein wissenschaftstheoretisches Gegenargument

       5.2Wissenschaftsphilosophie und Erfolgsargument

       5.2.1Der Begriff des Erfolgs

       5.2.2Erklärung und Wahrheit

       5.2.3Intuition und Begründung im Erfolgsargument

       5.2.4Realismus, Anti-Realismus und die Wissenschaftsphilosophie

       6Wissenschaft und wissenschaftsphilosophische Reflexion

       6.1Wissenschaft und ‚alternative‘ Wissenschaft

       6.2Verschiedene Perspektiven auf die gleiche Welt?

       6.3Wissenschaft und Differenz

       6.4Das Gelten der Naturgesetze

       7Literaturhinweise

       8Register

      Die empirische Wissenschaft beeinflusst unser Leben weniger durch die technischen Apparaturen und Behandlungsmethoden zur Lösung von Problemen, in denen sich ihr Fortschritt mit zunehmender Veränderungsgeschwindigkeit darstellt. Es ist weit mehr die Entwicklung des wissenschaftlichen Denkens zum Orientierungsmodell alles Denkens, das unser Selbstverständnis und unser Verständnis der Welt und damit unser Leben prägt.

      Diese Entwicklung hat ihre Grundlage in einer bestimmten Auffassung von Wissenschaft, der zufolge sie einen exklusiven Zugang zur Welt besitzt, die sich in der wissenschaftlichen Sprache so darstellen kann, dass wir uns mit ihr miteinander und über die Welt verständigen können.

      Die folgende Einführung zeichnet an den für den Weltbezug der empirischen Wissenschaft zentralen Stellen die Entwicklung der Wissenschaftsphilosophie seit Mitte des 20. Jahrhunderts hin zu einer fundamentalen ‚Kritik‘ an der Wissenschaft nach. Eine solche Philosophie wollte und will aber kein besseres Wissen als die Wissenschaft entwickeln, sie will der Wissenschaft nicht sagen, wie sie zu forschen hat, und sie will die empirische Wissenschaft auch nicht als ein schlechtes Wissen kennzeichnen.

      Auch dadurch unterscheidet sich die Philosophie der Wissenschaft von der Wissenschaftstheorie. In diesem Buch wird aber auch nicht das übliche Quartett der Wissenschaftstheorie vorgestellt: Popper, Lakatos, Kuhn und Feyerabend. In das, was Wissenschaftsphilosophie heute ist, wird stattdessen durch eine Untersuchung der zentralen Grundlagen für einen Erfahrungsgehalt in der empirischen Wissenschaft eingeführt: die Wahrnehmung als ‚Kontaktstelle‘ mit der Welt, das Experiment als konstruierte Wahrnehmungsmöglichkeit, und die wissenschaftliche Sprache, in der sich die in Wahrnehmung und Experiment zur Erfahrung werdende Welt in wissenschaftlichen Theorien darstellt.

      ‚Kritik‘ ist die Philosophie der Wissenschaft deshalb, weil sie an der Grenzbestimmung des wissenschaftlichen Denkens arbeitet. Sie stellt also gedankliche Grundlagen zur Verfügung, um die rechtmäßigen Wissensansprüche der empirischen Wissenschaft von einer Verabsolutierung ihres Denkens zum alleinigen Orientierungsmodell alles Denkens unterscheiden zu können.

      Damit arbeitet sie an der Freiheit, sich die Erfolge der empirischen Wissenschaft zunutze machen zu können, ohne sich auf ihre gedanklichen Grundlagen auch jenseits der wissenschaftlichen Erarbeitung eines technisch verwertbaren Wissens verpflichten zu müssen. Deshalb stellt Wissenschaftsphilosophie das sich in der Wissenschaft darstellende Denken in den weiteren Zusammenhang der Entwicklung des Denkens, Sprechens und Kooperierens in unserer Spezies, die uns – und nicht die Skorpione oder Kängurus – zur Herrschaft über diesen Planeten führte.

      Die folgende Einführung in die Philosophie der Wissenschaft soll für studierende und studierte Naturwissenschaftler und Philosophen einen Beitrag zur Entwicklung der Freiheit in diesem Prozess leisten und unter diesem Vorzeichen den Dialog zwischen empirischer Wissenschaft und Philosophie fördern, der seit zwei Jahrhunderten nur noch fragmentarisch geführt wird.