Politisch motivierte Kriminalität und Radikalisierung. Stefan Goertz

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Morgenland verbunden ist, allerdings religiös-politisch ein durchaus neutraler Überbegriff für harb, quital und weitere Begriffe mit Referenz auf Kampf, Krieg, Angriff oder Schlacht der Primärquelle Koran und zahlreicher Sekundärquellen des Islam ist. Die religiös-politische Konzeption Jihad ist umfassender als ein rein militärischer Krieg. Jihad ist eine religiös-politische Theologie, Kultur und Strategie des Krieges, eine Kultur des Todes, Kultur der Apokalypse. Der Begriff Jihad ist über 1400 Jahre alt, findet sich – gemeinsam mit anknüpfenden Begriffen wie Kampf, Angriff, Feldzug, etc. – an zahlreichen Stellen im Koran und hat als Theologie, politisch-religiöse Ideologie und Konzept bis heute verschiedene Interpretationen erfahren.[1]

      Die international anerkannte Encyclopedia of Islam erklärt Jihad mit

      Der Prophet Mohammed erhielt seine göttlichen Offenbarungen, die im Koran verankert wurden, in einem Jahrzehnt der Kriege und militärischen Offensiven. So sagt Sure 22 Vers 40 und 41:

      Der Koran identifiziert Allah als den Handelnden der Schlacht und die Ursache des Sieges der Muslime. Weiter wird in den Versen 16-18 der Sure 8 ausgeführt:

       Oh die ihr glaubt, wenn ihr auf die Ungläubigen stoßt, die im Heerzug vorrücken, so kehrt ihnen nicht den Rücken. Und wer ihnen an einem solchen Tage den Rücken kehrt, es sei denn, er schwenke ab zur Schlacht oder zum Anschluss an einen Trupp, der lädt führwahr Allahs Zorn auf sich und seine Herberge soll die Hölle sein. Schlimm ist die Bestimmung!

       Nicht ihr habt sie erschlagen, sondern Allah erschlug sie. Und du warfest nicht, als du warfest, sondern Allah warf, auf dass er den Gläubigen eine große Gnade von sich selbst bezeige.

      Zahlreiche Suren des Koran thematisieren den Jihad, so u.a. die Suren 8, 9, 33, 48. Sure 9, Vers 5 des Koran stellt dabei – von der herrschenden Meinung der internationalen Islamwissenschaften anerkannt – einen entscheidenden Vers für den Jihad im Koran dar:

      Der Jihad, wie er in Sure 9 des Koran entwickelt wird, fokussiert sich auf das dualistische Verhältnis von Gläubigen (Muslime) und Nicht-Gläubigen bzw. Ungläubigen. So fordert Sure 9, Vers 28 des Koran im Imperativ:

      Zusammenfassend: Eine Verbindung der Primärquelle Korantext zu jihadistischer, terroristischer Gewalt ist im Literalsinn des Koran nach ebenso festzustellen wie in den Sekundärdokumenten der sunnitischen Rechtsschulen und in den Gutachten diverser islamischer Rechtslehrer. Die jihadistische Lesart des Koran nutzt also einerseits den Koran im Literalsinn (siehe die oben zitierten Suren und Verse) und beruft sich andererseits auf wichtige muslimische Rechtsschulen, wie beispielsweise den Wahhabismus und den Hanbalismus sowie auf alte und neue Prediger des Jihad.

      Anmerkungen

       [1]

      Ebd., S. 12-13.

       [2]

      Zitiert nach: Bearman/Binquis/Bosworth 2004.

       [3]

      Cook 2015; Firestone 1999; Johnson 1997; Morabia 1993; Goertz 2017b, S. 13.

       [4]

      Ebd.

       [5]

      Ebd.

       [6]

      Ebd.

       [7]

      Ahmadiyya Muslim Jamaat in der BRD 2016.

       [8]

      Cook 2015; Firestone 1999; Johnson 1997; Morabia 1993; Goertz 2017b, S. 13.

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