Return, Viktoria. Gerhard Wolff

Return, Viktoria - Gerhard Wolff


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und ihre Mutter und munterte beide wieder auf. Dann ging er wieder zu den Tafts, die auf ihre Tochter warteten.

      „Ganz ohne Zweifel!“, meinte Fisher, als er wieder auf der Tribüne bei ihnen war. „Ihr Kind ist ein richtiges Talent. Sie müssen sie auf jeden Fall wieder kommen lassen!“

      „Keine Angst, sie kommt wieder. Und mit ihr der Mitgliederbeitrag!“, grinste Frank.

      „Sie ist ein Genie, Mr. Taft!“, versuchte es der Trainer nochmals. „Sicher ist neben dem Talent auch die Haltung wichtig. Sie wissen schon, zehn Prozent Inspiration und 90 Prozent Transpiration!“ Er grinste, aber Frank verstand ihn nicht.

      „Wenn es ihr gefallen hat, wird sie wiederkommen!“, versprach Sofia.

      Der Trainer beachtete Frank nun nicht weiter. Er sah Sofia kurz in die Augen. „Dann werden wir uns noch oft sehen, Mrs. Taft, noch sehr oft!“

      2

      „Was ist denn hier los?“, rief Elisabeth, die um ein Jahr ältere Schwester Viktorias, als sie das Spielzimmer der Taftkinder betrat, aus. Sie blieb vor Überraschung stehen. Das Spielzimmer enthielt die Spiele und Geräte, die zu groß für die Kinderzimmer waren oder die die Kinder gemeinsam spielen konnten. Sie hatte eine Weile bei Musik auf ihrem Minitrampolin herumhüpfen wollen, musste aber feststellen, dass dieses an der Wand in der Ecke verstaut war.

      Vicky war ihr so vehement hinterhergelaufen, dass sie auf Beth, wie Elisabeth genannt wurde, auflief. Die beiden mussten kurz kichern, dann sahen sie sich wieder interessiert um.

      Nun war auch Sofia bei ihnen, die sie ins Spielzimmer begleitete.

      „Was ist denn hier los?“, wiederholte Beth ihre Frage.

      Alle Spielgeräte waren an den Rand des Zimmers geräumt, so dass sich in der Mitte ein großer Raum ergab. Dieser war jedoch durch ein niedrig aufgestelltes Badmintonnetz geteilt und an den Rändern standen Hütchen, die ein Spielfeld markierten.

      „Das ist eine Art Tennisfeld!“, erklärte Sofia.

      „Oh, Tennis, ich liebe Tennis!“, rief Vicky begeistert aus.

      „Aber ich hasse Tennis!“, konterte die elfjährige Beth. „Ich will Trampolinspringen und zwar jetzt. Das Tennisfeld muss weg!“

      „Kommt nicht in Frage!“, meinte Sofia streng zu ihr. „Du wirst dich damit abfinden müssen, dass hier Tennis geübt wird.“

      Vicky sah sie fragend an. „Aber das Feld ist viel zu klein. Wie soll man denn da Aufschläge machen?“

      Sofia legte die Hand auf ihre Schultern. „Du hast natürlich Recht, Liebes!“, nickte sie. „Aber dein Trainer hat gesagt, es sei auch sinnvoll, etwas für das Ballgefühl zu tun. Und das kannst du prima mit Softbällen üben, die du von unten über so ein Netz spielst. Man muss immer von unten spielen und die Bälle immer „volley“ nehmen!“

      „Oh, klasse!“, rief Vicky begeistert aus.

      „Wenn dir das Spiel wirklich Spaß macht, werden wir am Ende des Grundstücks, ganz hinten, hinter den Büschen einen Tennisplatz hin bauen, wo du dann alles richtig üben kannst!“, ergänzte sie nun.

      „Oh, Mama, das ist ja wunderbar, das ist ja wunderbar!“ Vicky fiel ihr um den Hals und küsste sie.

      „Und wo kann ich spielen?“, meinte Beth beleidigt.

      „Du spielst auch hier, und zwar Tennis!“ Sofia sah Beth in die Augen. „Du bist von jetzt an Vickys Trainingspartnerin zuhause. Du bekommst natürlich auch ein paar Trainingsstunden. Aber das hier kannst du schon probieren.“

      „Aber, aber ich hasse Tennis!“, rief nun Beth. „Erinnere dich doch, wie schrecklich es für mich war, als ihr mich letztes Jahr zum Tennis geschleppt habt. Ich habe keinen Ball getroffen und es hat mir auch keinen Spaß gemacht, mit einem Schläger auf so einen blöden Ball zu schlagen. Und dann das Getue von diesen eingebildeten, dummen Zicken, die da rumlaufen.“

      „Beth!“, fuhr Sofia sie da an. „Benimm dich!“ Sie holte Luft, um ihre Fassung wieder zu gewinnen. „Ein bisschen Übung und du wirst es schon können. Natürlich nicht so gut, wie Vicky, aber vielleicht so gut, dass es dir auch Spaß macht.“

      „Ich, ich will nicht!“, rief Beth aus.

      „Bitte, versuch es doch mal, mir zu Liebe!“, versuchte es nun Sofia im Guten.

      „Ich kann nicht!“

      „Bitte, Beth, für mich!“, flehte nun Vicky.

      Da begab sich Beth auf das Spielfeld und Vicky folgte ihr.

      „Immer nur von unten und nur „volley“!“, erläuterte Sofia nochmals.

      Obwohl man Beth ansah, dass sie sich Mühe gab, wurde allen schnell klar, dass sie überhaupt kein Ballgefühl und keine Begabung für diesen Sport hatte.

      „Ich kann das nicht, Mama!“, flüsterte Beth schließlich den Tränen nahe.

      Auch Vicky hatte das eingesehen und stand ratlos da.

      „Es ist gut!“, meinte Sofia enttäuscht.

      Beth ließ den Schläger fallen und rannte weinend hinaus.

      „Willst du mal?“, fragte Vicky ihre Mutter.

      Diese winkte ab und dachte nach. „Isabella!“, rief sie dann das Dienstmädchen. „Isabella, komm doch mal!“

      Tatsächlich erklärte sich Isabella bereit, mit Vicky zu spielen, und sie konnte es zur Überraschung Sofias ganz gut.

      „Gut genug für zuhause. Im Club bekommst du von jetzt an neben dem Gruppentraining und Partnertraining auch Einzeltraining. Und hier zuhause trainiert Isabella täglich eine Stunde mit dir Ballgefühl!“, entschied die Mutter.

      „Oh, oh danke!“, rief Viktoria aus und sie begannen zu spielen.

      „Und ich muss mich jetzt um Beth kümmern und versuchen, das wieder hinzukriegen!“ Damit eilte sie ihrer Tochter hinterher.

      3

      Die Tafts saßen bei Kaffee und Kuchen auf der Veranda ihres Hauses und unterhielten sich über Vickys ersten Spieltag.

      Das Haus lag im Süden von Los Angeles. Ein Bankier hatte es im letzten Jahrhundert erbaut und den Plantagenvillen der Südstaaten nachempfunden, weil er aus Atlanta in den Westen gekommen war. Es hatte 12 Zimmer mit riesigen Fenstern. Der breite und lange Balkon wurde von fünf dicken, hohen und schneeweißen Marmorsäulen getragen. Davor lag die Terrasse, die so lang war wie das Haus selbst und ebenfalls mit Marmorplatten bedeckt war. Sofias Vater hatte es erstanden, nachdem er mit seiner Firma vermögend geworden war. Das Haus war uMr.ingt von einem parkähnlichen Grundstück. Wenn man die von einem Marmorgeländer eingefasste Treppe ein paar Stufen hinunterstieg, so konnte man auf einem das riesige Grundstück uMr.undenden und zerschneidenden Kiesweg durch herrlichen Rasen und unter alten Eichen spazieren gehen oder sich auf eine der Holzbänke setzen und sich an einigen Springbrunnen mit Messingfiguren erfrischen. Sofia hatte sich den Garten so gewünscht. Frank hielt das für übertrieben, aber er wollte seiner Frau und seiner Tochter jeden Wunsch erfüllen, den er mit Geld bezahlen konnte. Ihm selbst war es gleich, wo er wohnte. Er erinnerte sich noch gut an seine Jugendzeit, als er mit seiner Mutter in einer kleinen, stickigen Wohnung in der Bronx von New York gelebt hatte. Seinen Vater hatte er nie gekannt. Er erinnerte sich umso besser an seine Mutter, sah immer, wenn er an sie dachte, ihr von der schweren Arbeit ausgemergeltes Gesicht vor sich und hörte ihre feste und entschlossene Stimme, mit der sie ihn angetrieben hatte, etwas aus sich zu machen. Die Arbeit hatte sie kaputt gemacht, und ehe er so richtig erwachsen war, starb sie vor Schwäche und er begann eine Lehre als Kaufmann. Er arbeitete sich schnell nach oben und heiratete schließlich die Tochter des Chefs, Vickys Mutter Sofia. So war er selbst Herr einer großen Firma geworden.

      Vicky war schon nach wenigen Wochen im Club in die Ligamannschaft ihrer Altersstufe berufen worden


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