Return, Viktoria. Gerhard Wolff

Return, Viktoria - Gerhard Wolff


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Eltern dankten ihm durch ein freundliches Nicken.

      „Das ist sicher richtig!“, meinte auch Jefferson. „Aber versuchen Sie nicht, das Mädchen zu einer „Serve-and-Volley-Spielerin“ zu machen. Das ist sie nicht und sie würde schnell den Spaß am Sport verlieren.“ Er zeigte auf Vicky. „Das ist eine Ausdauerspielerin und eine Technikerin. Und ich habe in den ganzen letzten Jahren nicht ein Mädchen gesehen, dass für diese Art des Spiels so geeignet ist, wie Ihre Tochter. Versprechen Sie mir das!“

      „Versprochen!“, meinten die Tafts schnell im Chor.

      „Versprochen!“, lachte auch Marc.

      „Ihre Tochter wird eine große Zukunft haben!“, versicherte er den Eltern. Dann warf er dem Vater des anderen Mädchens noch einen verächtlichen Blick zu und ging hinunter zum Spielfeld, um das Training und die Mädchen noch aus der Nähe zu betrachten.

      8

      Es folgten nun eine Reihe von Nachwuchsturnieren, die Viktoria alle für sich gewinnen konnte. Auch in der Liga gewann sie meistens. So vergingen die Monate und Jahr, ihr Name wurde durch die Medien und ihre Erfolge bekannt und sie wurde von vielen schon als das kommende Nachwuchstalent gehandelt. Vicky war inzwischen zwölf geworden.

      Nachdem sie an einem Samstag wieder ein Turnier in Santa Monica gewonnen hatte, legte Frank wie immer am nächsten Tag auf dem Frühstückstisch die Sonntagszeitungen aus, die über ihren Sieg berichteten. Er wusste inzwischen, welche Zeitungen und Zeitschriften das waren, holte sie gleich am Morgen vom Kiosk und abonnierte sie bald, sah sie durch und legte sie mit den aufgeschlagenen Sportseiten auf Vickys Platz. Wenn Vicky dann zum Frühstück kam, konnte sie über ihre Erfolge lesen und sich die Bilder von ihr ansehen. Zum einen waren die Eltern natürlich sehr stolz auf sie, zum anderen hoffte Frank, dass dies Vicky motivierte, was es auch tat, obwohl sie sich auf den Bildern hasste.

      „Ihh! Da sieht man meine Zahnspange!“, rief sie einmal aus. „Nein, nein, ich spiele nicht mehr, so lange ich eine Zahnspange brauche!“ Das meinte sie natürlich nicht ernst und deshalb lachten alle.

      Eines Tages jedoch kam es zu ernstem Streit zwischen Mutter und Tochter, Frank war kurz zu seinem sonntäglichen Kontrollbesuch in die Firma gefahren.

      „Vicky, wenn du willst, dann helfe ich dir bei den Hausaufgaben!“, meinte Sofia ehrlich, während sie das Geschirr wegräumte.

      „Oh, nein!“ Vicky schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Nicht auch das noch!“

      „Ich komme gleich hoch zu dir und dann fangen wir an.“

      Vicky sah ihre Mutter trotzig an. „Heute ist Sonntag. Niemand arbeitet am Sonntag.“

      „Ja, heute ist Sonntag!“, bestätigte die Mutter. „Aber die Hausaufgaben kennen keinen Sonntag und sie müssen doch gemacht werden!“, entschied sie dann.

      „Keine meiner Freundinnen macht am Sonntag Hausaufgaben!“, rief Vicky ärgerlich aus.

      „Keine deiner Freundinnen hatte am Samstag vom Morgen bis zum Abend ein Turnier! Die hatten Zeit, die Hausaufgaben da zu erledigen!“

      „Dann werde ich also noch dafür bestraft, dass ich Tennis spiele!“, steigerte sich Viktoria in den Konflikt hinein.

      Die Mutter versuchte, sie zu beruhigen. „Aber Kind! Das ist doch dein Hobby. Wenn man sein Hobby liebt, dann macht man es und dann muss man seine Pflichten, also die Hausaufgaben, eben zu einer anderen Zeit machen!“

      Vicky begriff, dass gegen die Argumentation ihrer Mutter kein Kraut gewachsen war. „Aber ich bin müde, ich will mich heute ausruhen, ich will chillen, ich will ausruhen!“, jammerte sie.

      „Du hast dich gestern körperlich verausgabt!“, erklärte die Mutter. „Das ist die ideale Voraussetzung, um sich geistig zu beschäftigen. Also ist jetzt die richtige Zeit, die Hausaufgaben zu machen!“

      „Ich will vielleicht zu einer Freundin!“, warf Vicky ein.

      „Das kannst du ja, aber heute Morgen erledigen wir die Hausaufgaben!“, bestand die Mutter auf ihrem Wunsch.

      „Ich habe keine Lust!“, rief Vicky wütend aus.

      „Und ich habe einen Brief von der Schule bekommen, der sagt, dass deine Leistungen sich sehr verschlechtert haben. Da ist es höchste Zeit, dass wir etwas dagegen tun.“

      „Aber, aber ich habe das Recht, mich mal zu erholen. Und heute will ich mich erholen!“ Viktoria stampfte zornig mit dem Fuß auf den Boden. „Ich streike, ich streike!“, rief sie den Tränen nahe aus.

      Sofia bemerkte, wie sehr ihre Tochter aufgewühlt war. „Also gut!“, beschloss sie dann. „Dann überlasse ich dir, wann wir heute deine Hausaufgaben machen. Morgen musst du sie auf jeden Fall haben! Das verlangt die Schule!“

      „Aber ich möchte heute Nachmittag zu einer Freundin!“

      „Ich überlasse den Zeitpunkt dir, habe ich gesagt!“, sagte die Mutter listig. „Wenn du sie nicht heute Morgen machst, dann kannst du eben nicht zur Freundin oder du kannst nicht so lange bleiben!“ Sie wusste, dass das wirkte.

      „Also gut!“, antwortete Vicky zerknirscht. „Dann lege ich alles bereit und du kommst gleich nach oben und wir erledigen den Quatsch!“ Damit trollte sie sich davon.

      Die Mutter sah ihr nachdenklich nach. „Da kommt noch etwas auf uns zu!“, begriff sie.

      9

      Einige Jahre waren vergangen und aus Vicky war ein Teenager geworden, sie war inzwischen vierzehn Jahre alt.

      „Verdammt, ich kriege einen Busen!“, hatte sie entsetzt bemerkt. „Hoffentlich behindert der mich nicht beim Spielen.“

      Sofia und Frank hatten entsetzt auf ihre Oberweite geblickt, aber Marc hatte nur gelacht. „Glaub mir, daran wird es nicht scheitern!“

      Und wirklich gewann Viktoria auch mit Busen ihre Spiele weiter souverän. Sie hatte sich an das Siegen gewöhnt und sich einen Namen im Nachwuchstennis gemacht, der Stolz und die Hoffnung der Eltern kannten keine Grenzen und sie winkten überheblich ab, wenn man ihnen sagte, dass nur aus wenigen der Talente schließlich auch große Spielerinnen wurden. Eines Tages geschah auf einem der Turniere dann folgendes.

      „Ich, ich verliere!“, meinte Vicky, als sie sich zwischen zwei Spielen auf die Bank setzte zu Marc, der neben ihr saß. „Ich, ich verstehe das nicht!“, rief sie fassungslos aus. „Ich, ich …!“ Sie war den Tränen nahe.

      „Ja, ich glaube, heute verlierst du!“, antwortete Marc ruhig.

      „Wie bitte?“ Sie sah ihn mit blitzenden Augen an. „Wie kannst du, als mein Trainer, so etwas sagen? Du musst mir Mut zusprechen, mich aufbauen. Das kann ja nichts werden, wenn mein eigener Trainer gegen mich ist!“, fuhr sie ihn empört an.

      „Es ist immer gut, wenn man jemanden ermutigt“, erwiderte er ruhig. „Aber nur dann, wenn es sinnvoll ist. Und heute ist es sinnlos!“ Er zeigte auf Vickys Gegnerin. „Angela ist heute einfach besser als du!“

      „Du, du, ich kann es nicht glauben!“, rief sie ihm wieder empört zu. „Natürlich verliere ich, wenn du mich entmutigst und nicht an mich glaubst.“ Sie schnaubte. „Wenn man ermutigt wird, dann gewinnt man und wenn man entmutigt wird, dann verliert man, das ist doch klar!“

      „So ein Unsinn! Man gewinnt nicht, weil man will, sondern weil man besser ist. Und man verliert nicht, weil das Schicksal es so vorbestimmt, sondern weil die Gegnerin in besserer Form ist und sich den Sieg erkämpft.“ Marc schüttelte den Kopf. „Du verlierst heute, weil Angela besser ist, als du. Und das hat seinen Grund!“ Er sah sie streng an.

      „Was, was soll das nun wieder heißen?“ Sie blickte ihn böse an.

      „Das heißt, dass du so viele Spiele und Turniere gewonnen hast, dass du in letzter Zeit das Training vernachlässigt


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