Return, Viktoria. Gerhard Wolff

Return, Viktoria - Gerhard Wolff


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mit Freude trainiert hatte, was vor allem an Marcs abwechslungsreichem Training lag. Sie gewann auch alle ihre Ligaspiele und einige Nachwuchsturniere, bei denen er sie auch coachte, weil er auch der Trainer der Ligamannschaft ihrer Altersgruppe war. Er verstand es auch, hervorragend mit ihr umzugehen. Und so sammelten sich in einer extra eingerichteten Vitrine in ihrem Zimmer schon Pokale und andere Siegestrophäen.

      Umso überraschender war es dann, als Vicky eines Tages nicht aufzufinden war, als sie zum Training sollte.

      „Wo verdammt noch mal ist Vicky?“, rief Frank durch das Haus, rannte wie ein wilder Stier herum und suchte sie.

      Er stürmte in die Küche, wo Sofia noch zusammen mit Isabella den Kaffeetisch aufräumte.

      Die beiden Frauen sahen ihn fragend an. „Steht sie denn nicht wie jeden Tag, an dem sie Training hat, in der Diele mit ihren Sachen bereit?“, fragte Sofia überrascht.

      „Wie Roboter!“, bemerkte Isabella grinsend mit leiser Ironie, duckte sich aber im nächsten Moment unter den bösen Blicken Franks, beschloss sofort, von nun an lieber zu schweigen.

      „Fehlt es dir an Arbeit?“, fuhr sie Sofia nun an. „Klar, dass jemand wie du nicht begreift, wenn Menschen höhere Ziele haben, als nur den Fußboden sauber zu machen!“

      Frank kümmerte sich nicht um die Angestellte. „Wo ist Vicky, verdammt noch mal! Wir kommen eh schon zu spät zum Training und ich kann sie nicht finden!“

      „Lass uns in ihrem Zimmer nachsehen!“, beschloss Sofia mit dem praktischen Wesen einer Frau, nahm ihren Mann bei der Hand und zog ihn die Treppe nach oben.

      Gleich darauf standen sie in Viktorias Zimmer und sahen diese für einige Sekunden sprachlos an.

      Vicky saß an ihrer Puppenstube und spielte damit. Sie sah nicht auf, als ihre Eltern herein kamen, spielte mit trotzigem Gesichtsausdruck einfach weiter.

      „Was, was soll das?“, rief Frank verärgert aus, als er sich von seinem Staunen erholt hatte. „Du hast jetzt Training, komm schon, wir kommen eh schon zu spät!“

      Viktoria rührte sich nicht von der Stelle. „Ich habe heute keine Lust!“

      Die Eltern schwiegen wieder überrascht.

      „Du hast jetzt Training. Also hör mit der blöden Spielerei auf und komm jetzt, aber dalli!“, schrie der Vater laut. „Sollen wir das Geld umsonst ausgeben?“

      Sofia legte die Hand auf seinen Arm, damit er sich beruhigte, da sie sah, dass man mit Vicky anders umgehen musste. „Viktoria, bitte, komm jetzt! Du weißt, dass du zum Training musst. Du bist zwar unglaublich begabt, aber ohne Training kannst du nichts erreichen. Und du willst doch etwas erreichen?“

      „Heute will ich nur meine Ruhe, ich will nur meine Ruhe!“, meinte Viktoria leise.

      „Aber du wirst den Anschluss verpassen, wenn du nicht trainierst. Im Moment bist du ganz weit vorne und hast die Chance, Erste zu sein. Aber wenn du nicht trainierst, wirst du bald nur noch eine von vielen sein. Das willst du doch nicht, oder?“, fragte nun auch der Vater vorsichtiger.

      „Ich will gar nichts sein, ich will nur meine Ruhe!“, antwortete sie, ohne die Eltern anzusehen.

      Einen Augenblick standen diese ratlos da.

      „Du darfst dir etwas wünschen, wenn du kommst, ich kaufe dir, was du willst!“, rief der Vater hilflos.

      „Ich bin müde, mir tut alles weh und deswegen habe ich keine Lust. Ich will heute nicht trainieren und morgen auch nicht. Ich will meine Ruhe!“, rief nun Viktoria aus und warf ein Möbelstück aus der Puppenstube ins Eck.

      Der Vater wollte wieder etwas sagen, aber Sofia drückte noch fester seinen Arm, um ihm zu zeigen, dass er schweigen solle. Sie dachte angestrengt nach. „Wenn du schön brav jeden Tag zum Training gehst, dann spiele ich mit dir, und wenn Beth Lust hat, dann darf die auch mit dir spielen, jeden Abend mit dir und deinem Puppenhaus, was meinst du, ist das ein Angebot?“

      Viktoria sah sie skeptisch an. „Versprochen?“ Sie blickte ihre Mutter misstrauisch an.

      „Versprochen! Großes Ehrenwort!“ Sofia machte das Schwurzeichen.

      Da stand Viktoria auf, packte schnell ihre Sachen und ging zum Auto.

      „Weiber!“, murmelte Frank kopfschüttelnd und folgte ihr.

      7

      „Was für ein Ballgefühl? Was für ein Talent?“, rief Kent Jefferson, der Leiter des kalifornischen Tennisverbands aus, als er Viktoria beim Training mit den anderen Mädchen sah, die zu einem Auswahltrainingswochenende nach Santa Monica eingeladen worden waren. Vickys Club hatte sie mit Susan Andrews, der Nummer Eins des kalifornischen Mädchentennis in Vickys Altersstufe, zum Auswahltraining geschickt. Wer für gut genug befunden wurde, sollte in das amerikanische Nationalteam in Vickys Altersstufe berufen werden.

      Die Trainerin Mr.s Jennings war noch mit dem Aufwärmtraining beschäftigt, sie ließ die Mädchen Bälle jonglieren, danach mussten sie den Ball an den Linien entlang topsen und aneinander vorbeikommen, ohne ihren Ball zu verlieren, wenn sie sich auf der Linie begegneten.

      Vickys Trainer Marc und ihre Eltern saßen so wie viele andere Eltern, die das Training zu einem Wochenendausflug genutzt hatten, auf der Tribüne und lauschten gierig auf die Worte des allseits bekannten Jefferson. Er genoss über die Grenzen Kaliforniens hinaus den Ruf eines Tennisgurus. Was er sich ausdachte, wurde Mode und Prinzip, wen er entdeckte, der würde es schaffen.

      „Das Mädchen mit der Nummer sieben …“ -Allen Mädchen wurde eine Nummer auf ihre Trikots gebügelt, so dass man sie kannte-. Er blätterte in seinen Unterlagen. „Viktoria Taft“, las er. Dann sah er auf. „Das ist ein Talent.“

      Marc und Vickys Eltern sahen sich freudestrahlend an.

      Inzwischen standen sich die Mädchen in einem Spalier aus Paaren gegenüber und mussten ihrem Partner den Ball „volley“ zuspielen und ihn dann ebenfalls „volley“ zurückspielen. Jeder konnte sehen, dass Viktoria die einzige war, die hier keine Fehler machte.

      „Die Kleine ist ja genial!“, rief Jefferson nun aus.

      Vickys Eltern sahen ihn unsicher an, obwohl Marc ihnen gesagt hatte, wie zuverlässig sein Urteil war.

      Jefferson bemerkte ihre ungläubigen Blicke. „Was?“ Er schüttelte den Kopf. „Wenn ich das sage, dann ist es so!“ Er sah sie grimmig an.

      „Das, das ist unsere Tochter!“, meinte Frank dann vorsichtig.

      Da hellte sich die Miene des Mannes auf. „Verstehe!“, grinste er nun. „Herzlichen Glückwunsch!“

      Die Trainerin spielte den Mädchen inzwischen Bälle zu und diese mussten zunächst auf die Trainerin „returnen“ und beim zweiten Ball diesen einmal „longline“ und dann „cross“ spielen. Vicky beherrschte alle Übungen hervorragend. Man konnte im Gesicht der Trainerin ein Staunen erkennen.

      „Grandios!“, meinte Jefferson nun. „Die Kleine hat eine natürliche Begabung für den Sport.“

      „Meinen Sie wirklich?“, fragte Frank stolz.

      „Wenn ich es sage!“, erwiderte der Mann erstaunt, dass jemand an seinen Worten zweifelte.

      „Na, wir wollen mal nicht übertreiben!“, konnte man da plötzlich von der Seite hören.

      Alle drehten sich um. Dort saß der Vater eines anderen Mädchens. „Der Aufschlag ist ja nicht gerade umwerfend. Wenn Sie das mit dem Aufschlag meiner Tochter, es ist die Nummer fünf, vergleichen.“

      Tatsächlich übten die Mädchen inzwischen Aufschläge und man konnte sehen, dass der Aufschlag der Tochter des Mannes wirklich härter, schneller und auch platzierter kam, als der von Viktoria.

      Jefferson verzog die Miene. „Aufschlag ist nicht alles!“, knurrte er.

      „Aber ohne einen guten Aufschlag


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