Showdown Jerusalem. Hans J Muth

Showdown Jerusalem - Hans J Muth


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Funden, wenn es denn welche gibt. Sie erhalten ihren Lohn für getane Arbeit, nicht für offensichtliche Risiken.

      Dumont kam eine Idee. „Ein paar kräftige Handschuhe bitte!“, rief er nach unten und wenige Minuten später fing er die von einem der Gruppe hochgeworfenen Arbeitshandschuhe auf, zog sie über und wagte einen erneuten Versuch.

      Vorsichtig, sich mit der linken Hand am oberen Ende des linken Holmes festhaltend, wagte er den Vorstoß mit der rechten in die erste, ihm am nächsten liegende Öffnung. Vorsichtig, Zentimeter für Zentimeter, glitt erst seine Hand, dann der Unterarm in die Felsöffnung.

      Bis zum Ellbogen war sein Unterarm verschwunden, als Dumont mit dem Kopf schüttelte und den Arm herauszog.

      „Da ist nichts“, rief er nach unten. Er tat dies lauter, als es notwendig gewesen war. Es war die Erleichterung darüber, dass im Inneren des Felsen keine Überraschung auf ihn gewartet hatte.

      „Diese Höhle ist leer!“, rief er, immer noch in der erhöhten Lautstärke. „Ich werde es mit der zweiten versuchen.“

      Kaum, dass er den Unterarm in die Öffnung gesteckt hatte, spürte er einen Widerstand und zuckte unwillkürlich zurück, dass es ihn fast von der Leiter gehauen hätte.

      Als sich die Phobie in seinem Inneren etwas gelegt hatte, wagte er einen erneuten Versuch und die Tatsache, dass die Berührung seiner Hand einen harten Gegenstand ertastete, beruhigte ihn einigermaßen. Es war kein Tier, das seine Hand gefühlt. Es war kein Fell und auch keine glatte Haut, wie die einer Schlange. Das, was in der Höhle lag, war einfach nur hart.

      Dumont tastete mit der rechten Hand, stehend auf den letzten Leitersprossen, die Linke den Holmen umklammernd, in der Höhle. Dann hatte er wieder diesen Kontakt. Er fühlte den Gegenstand ab und projizierte ihn von seiner Hand auf sein Gehirn.

      Leder, dachte er. Es fühlt sich an wie Leder.

      Er tastete weiter und konnte schließlich den Gegenstand greifen. Mit Daumen und Zeigefinger fasste er dieses Etwas wie mit einer Zange und zog vorsichtig daran. Schließlich war er imstande, mit der gesamten Hand zuzugreifen und beförderte den Gegenstand schließlich ans Tageslicht.

      In seiner Hand hielt er ein Stück gegerbtes und ausgehärtetes Tierfell, dessen glatte Seite nach außen zeigte. Offensichtlich hatte man in dieses Fell etwas eingeschlagen. Etwas, das so groß war wie eine kleine Frauenhandtasche.

      Dumont wusste gleich, dass er etwas in der Hand hielt, das eine lange Zeit überdauert hatte. Die Oberfläche des Fells war so trocken, dass er Bedenken hegte, der Druck seiner Hand würde es zerstören.

      Vorsichtig stieg er die Leiter hinab, den Fund wie einen wertvollen Schatz in seiner gestreckten Hand haltend. Die Arbeiter, die seine Leiter stützen, wichen zurück und machten Dumont Platz, der seinen Fund nun mit beiden Händen zum Körper zog, um ihn so vor einem Herabfallen zu schützen.

      Die Schar der Arbeiter wie in einem Schlepptau hinter sich herziehend, suchte Dumont zielstrebig das Zelt auf, das er mit Lafette teilte und wischte mit einer Bewegung seines Unterarmes die Reste des Frühstückmahls beiseite.

      Als er schließlich seinen Fund vor sich auf dem Tisch betrachtete, fielen ihm die überkreuzten Schnüre auf, die ihm durch die Staubschicht auf dem Fell verborgen geblieben waren.

      Etwas ist in das Fell eingeschlagen, dachte er. Der Professor muss her. Die Öffnung muss er vornehmen. Das hier ist seine Grabungsstelle. Ein wichtiger Fund wird sein Verdienst sein. Und nach einem wichtigen Fund sieht es verdammt noch mal aus.

      Dumont nahm eine Wolldecke von seinem Lager und legte sie vorsichtig über den noch unbekannten Fund. Dann wandte er sich an den Vorarbeiter, eine Art Capo, der sein Vertrauen genoss.

      „Du lässt das hier nicht aus den Augen! Hast du verstanden? Ich werde den Professor verständigen.“

      „Sie werden sehen, Monsieur Lafette: Die Fellachen hat es doch hierhergezogen.“ Professor Rosenbaum wandte sich zu Dumont, der keuchend durch den Sand pflügte und rief:

      „Na, mein Lieber, ich hoffe, Sie bringen gute Nachrichten. Haben Sie etwa den Beweis für die ehemalige Existenz von Fellachen an dieser Stätte gefunden? Was glauben Sie, Lafette, treibt diesen Mann durch den heißen Wüstensand?“

      Dumont blieb kurz stehen und legte die letzten Meter gemächlich, aber atemlos zurück.

      „Nein, keine Fellachen“, keuchte er, kaum wahrnehmbar. „Es ist etwas Anderes. Sie sollten es sich selbst ansehen.“

      Rosenbaum schlug das Herz bis zum Hals, als er das in Fell eingeschlagene Paket in seinen Händen hielt.

      Er betrachtete die Schnüre aus Lederstreifen, die den Fund zusammenhielten und unter der dicken Staubschicht kaum zu erkennen waren.

      Was erwartet uns? dachte er. In fast ängstlicher Erwartung sah Rosenbaum erst George Dumont, dann Henri Lafette an. Sein Blick glitt weiter zu Luigi Zanolla, der sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn wischte.

      Rosenbaum erhielt keine Antwort auf seine Frage, aber er sah die Erwartung in den Gesichtern seiner Mitarbeiter.

      Er legte das Bündel vorsichtig auf dem Tisch ab und sah noch einmal in die Runde, als wolle er bereits in diesem Moment um Verzeihung bitten, sollte bei der Öffnung des Pakets etwas schiefgehen.

      „Der Knoten ist nicht zu öffnen“, sagte er nach einiger Zeit des Bemühens, ihn mit den Fingernägeln zu öffnen.

      Er sah eine Bewegung zu seiner rechten und blickte auf die glänzende Schneide eines langschäftigen Dolches.

      „Versuchen Sie es damit“, sagte Lafette aufmunternd. „Ein zerschnittener Lederriemen wird die Geschichte nicht verändern.“

      Rosenbaum nickte und nahm das Messer. Dann machte er sich daran, die Klinge mit vorsichtigen Bewegungen über den Lederriemen zu führen.

      Dann hatte er es geschafft. Doch das Ziel war noch nicht erreicht. Das in sich verklebte Leder, in das der Inhalt eingeschlagen war, musste er mit dem Messer voneinander lösen. Während der gesamten Prozedur war es totenstill im Inneren des Zeltes. Auch die nach und nach hinzugeeilten einheimischen Arbeiter schienen den Atem anzuhalten.

      Rosenbaum legte das Messer beiseite und schlug vorsichtig die Enden des Felles auseinander. Die Enttäuschung war seinem Gesicht anzusehen.

      „Papiere“, stöhnte Rosenbaum. „Nur Papiere.“

      „Vielleicht haben die Fellachen uns eine Nachricht hinterlassen“, kam die trockene Bemerkung von Dumont, der sofort verstummte, als ihn der strafende Blick des Professors traf.

      Rosenbaum wandte sich kopfschüttelnd wieder dem Bündel, bestehend aus aufeinanderliegenden Schriftstücken zu und versuchte die zum Teil verblassten und sichtlich porösen Blätter vorsichtig voneinander zu lösen.

      „Pergament“, sagte er leise vor sich hin. „Das ist Pergament. Beschriebenes Pergament. Für die Ewigkeit haltbar gemacht. Was zum Teufel ist das?“

      Plötzlich klang seine Stimme erregt.

      „Monsieur Dumont, die Leute sollen den Rest des Tages freimachen. Zanolla, Lafette, vor uns liegt ein gutes Stück Arbeit. Noch weiß ich nicht, was das hier zu bedeuten hat. Schieben Sie die Tische zusammen! Wir werden die Blätter voneinander trennen und einzeln sichten. Mein Gott, was kommt hier an Arbeit auf uns zu?“

      *

      Die Dunkelheit war hereingebrochen. Die einheimischen Arbeiter hatten sich in einem Zelt versammelt und genehmigten sich einen Schluck erfrischenden schwarzen Tees, angereichert mit Gewürzen wie Safran, Rosmarin und Nelken.

      Rosenbaum hatte ihnen in seiner Euphorie ausnahmsweise Alkohol erlaubt, den die muslimischen Helfer jedoch mit weit ausholenden Gesten ablehnten. Doch nach Anbrechen der Dunkelheit, in der sie glaubten, dass Allah sie nicht sah, griffen sie hier und da verstohlen nach einem der gefüllten Gläschen.

      Der Professor und seine Partner hatten den ganzen Nachmittag damit zugebracht, die einzelnen


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