Apostasie. Marie Albes

Apostasie - Marie Albes


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treu! Wie kann derart verdorben unsere Hilfs-bereitschaft ausnutzen?‘

      Sie hastete weiter und spie Feuer aus den Augen. Plötzlich hörte sie eilige Schritte hinter sich.

      „Chiara!“, rief eine Stimme ungestüm. „Wo gehst du hin?“

      Menschliche Gefühle kommen unvermutet: warm und unkontrollierbar – sie sind lebendiger als wir selbst. Dieser ihr bekannte Akzent ließ in Chiara ein tobendes Feuer aufflammen, das ihr von der Brust über das Herz bis ins Gesicht stieg. Das Einzige, was sie tun konnte, war zu weinen oder weiter zu laufen.

      Sie drehte sich um und sah José durch die Bäume zu ihr laufen. Mit einer nervösen Bewegung drehte sie sich mit dem Rücken zu ihm und lief.

      ‚ Ich will ihn nicht sehen‘, widerholte sie sich und beschleunigte ihren Schritt. Sie würde ihn in diesem Hain abhängen, in dem sie sich, im Gegensatz zu ihm, wie ein Spatz auskannte.

      Sie lief nordwärts am Fluss entlang und näherte sich einer kleinen Lichtung, die von Buchen, Kastanien und Ulmen umgeben war. An einer Uferseite ragte eine Felswand mit einer Höhle hervor.

      Chiara war ausgesprochen schnell, aber José war nicht weniger agil.

      ‚ Warum rennt sie weg?‘, fragte er sich, während sein Herz nicht ausschließlich wegen dem Lauf stark pochte. „Chiara halt an!“, rief er erneut, aber die Nonne ließ nicht nach.

      Nach einer Weile war die Jagd aussichtslos. José näherte sich ihr, konnte sie aber nicht einholen, bis sich beide in der kleinen Lichtung vor der Höhle befanden. José beschleunigte und streckte seine Hand nach vorne aus, um ihren Arm zu ergreifen. Das Einzige, was er fassen konnte, war ihr Kopftuch, das wegrutschte und ihren Nacken entblößte.

      Chiara spürte das lose Haar, das sich in der Luft ausbreitete, und dies vor José. Sie drehte sich zu ihm um, gefolgt von der Haarmähne, die ihr in Wellen auf die Schultern glitt.

      Sie starrte José in Panik an. Er war der erste Mann, der sie ohne Kopftuch sah, zumindest seitdem sie das Gelübde abgelegt hatte. Sie fühlte sich nackt, blasphemisch, eine Sünderin, die eine Unerlaubtes tat, da sie mit offenen Haaren ohne schwarzweißen Stoff von jemandem gesehen wurde.

      José war seinerseits nicht fähig, ein Wort zu äußern.

      Zuerst schaute er verdutzt auf seine Hand, in der er Chiaras schwarzes Kopftuch mit dem weißen Saum hielt. Dann schaute er zur bildhübschen Monja und die Welt entfernte sich von ihnen. Sie befanden sich in einem von der Realität entfernten Universum.

      Er betrachtete Chiaras geschmeidigen Gesichtszüge, die weiches, honigbraunes Haar umrahmte. Ihr Haar war in seinem wiedergewonnenen Freisein lebhaft und rebellisch. Der Wind bewegte sanft ihre gelockten. Es schien, als würde der Gott des Windes Aiolos verspielt seine Hände durch die Locken fahren. José fragte sich, was ihn davon abhielt, sich ihr zu nähern.

      * * *

      

      

      Wenn Gefühle unkontrollierbar sind, werden sie rücksichtslos und verfehlt, ohne sie bezähmen zu können. Er ließ ihr Kopftuch zu Boden fallen. José lief zu Chiara, welche ihn regungslos anstarrte. Ungehemmt nahm er ihr Gesicht zwischen seine Hände. Diese rosigen Lippen waren trotz Ordensgelübde außerordentlich provokativ. Wie in seinem Traum waren sie in diesem Moment mit seinen vereint.

      Von der Leidenschaft beherrscht, drückte er sie an sich, küsste sie wie das natürlichste auf der Welt und kostete ihren Geschmack.

      Obwohl es ein Fehler war, verspürte er den immensen Drang, den süßen Geschmack ihrer Haut zu schmecken. Er presste seinen Mund auf den von Chiara, ließ seine Finger durch ihr Haar gleiten und liebkoste sie sanft, Strähne um Strähne.

      Chiara blieb reglos und hielt ihre Augen geschlossen, da sie Angst hatte und zugleich überrascht war, mit dem Geschmack der Liebe auf dem Mund. Sie fühlte Josés Lippen ungestüm auf ihre Lippen pressen, die nie zuvor einen Mann geküsst haben, sondern ausschließlich das Kreuz ihres Rosenkranzes. Sie wusste, dass sie ihn sofort fern halten musste – es war eine Katastrophe!

      Aber sie tat es nicht. Sie schloss einen Moment die Augen und antwortete leichtfertig der zärtlichen Liebkosung. Ihre Lippen wussten trotz ihrer Unerfahrenheit, was zu tun war. Während die Liebe sie umtanzte, verglichen Chiaras Gedanken ihr Leben mit einer Wüste, in dem José zwangsläufig die Oase sein musste.

      Die ihre ausgetrockneten Herzen umhüllende Süße war von ausgesprochen kurzer Dauer. Dann kehrte Chiaras Verstand zurück: mit Wut schubste sie José von sich weg, dass er ein paar Schritte zurücktaumelte.

      „Rühr mich nicht an!“, schrie sie ungehalten und folgte ihm, um ihm eine Ohrfeige zu versetzen. Sie wendete sich sofort um und betrachtete ihre Hand, die den jungen Mann so unschicklich geschlagen hatte: Warum? ... Warum hatte sich die alte Chiara derart verloren?

      José nahm seine Hand zur Wange, die in gleicher Heftigkeit schmerzte wie seine Wut. Sollte er tirar la toalla?, wie es auf Spanisch heißt. Nein, er würde nicht aufgeben.

      „Darf ich erfahren, was du hast?“, schrie er sie an, war aber eher über sich selbst wütend, dass er die Kontrolle verloren hatte. Chiaras Verhalten ihm hingegen war widersprüchlich.

      „Du durftest mich nicht küssen!“, erklärte Chiara wütend. „Meinst du, ich trage dieses Gewand zum Vergnügen? Ich bin nicht wie die Frauen, die du nachts aufsuchst!“

      „Ich habe einen Fehler gemacht!“, fuhr er fort. Als Zeichen des Nachgebens hob er seine Hände, obwohl er nicht die Wendung verstand, die das Gespräch genommen hatte. „Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe, dich zu küssen. Erkläre mir bitte, warum du dich so verhältst!“

      „Ich habe nichts getan, um von dir zur Rede gestellt zu werden!“, beendete Chiara das Gespräch, drehte ihm den Rücken zu und wollte sich von ihm entfernen. Aber José blieb hartnäckig, näherte sich ihr, packte sie am Handgelenk und zwang sie, sich umzudrehen.

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