Der Eid Der Brüder . Морган Райс
abgaben. Es sah aus wie ein Versteigerungspodest.
Jubel brandete auf, und Godfrey beobachtete, wie ein Adliger des Empire den Kiefer eines Sklaven untersuchte, eines Sklaven mit weißer Haut und strähnigem braunem Haar. Der Adlige nickte zufrieden, und ein Zuchtmeister kam und legte dem Sklaven Fesseln an, als ob damit das Geschäft abgeschlossen war. Der Zuchtmeister ergriff den Sklaven beim Hemd und warf ihn mit dem Gesicht voran von der Plattform auf den Boden. Der Mann schlug hart auf dem Boden auf und die Menge jubelte zufrieden, als mehrere Krieger kamen und ihn davonzerrten.
Eine weitere Sklavenkarawane kam aus einer anderen Ecke der Stadt und Godfrey sah zu, wie der größte Sklave vorgeschoben wurde. Er war mehr als einen Kopf grösser als die anderen, stark und gesund. Ein Empire-Krieger hob seine Axt und der Sklave duckte sich.
Doch der Zuchtmeister schlug seine Fesseln durch und das Klirren der Axt hallte über den Platz.
Der Slave sah den Zuchtmeister verwirrt an.
„Bin ich frei?“, fragte er.
Doch mehrere Krieger kamen herbeigeeilt, ergriffen die Arme des Sklaven und zerrten ihn zum Sockel einer großen Statue im Hafen, eine weitere Statue von Volusia, deren Finger hinaus aufs Meer wies. Wellen brachen sich unter ihren Füssen.
Die Menge versammelte sich dicht um sie herum, als die Krieger den Mann festhielten und seinen Kopf mit dem Gesicht voran auf den Fuß der Statue drückten.
„NEIN!“, schrie der Mann.
Der Empirekrieger mit der Axt trat wieder vor, schwang sie erneut, und diesmal enthauptete er den Mann.
Die Menge jubelte verzückt, und ging auf die Knie, um der Statue zu huldigen während das Blut über ihre Füße floss.
„Ein Opfer für unsere große Göttin!“, rief der Krieger. „Wir widmen dir die besten unserer Früchte.“
Die Menge jubelte erneut.
„Ich weiß nicht, wie es mit dir steht“, flüsterte Merek drängend in Godfreys Ohr, „doch ich habe keine Lust mich irgendeinem Idol opfern zu lassen. Nicht heute.“
Ein weiterer Peitschenhieb, und Godfrey konnte sehen, dass der Eingang zum Platz näher kam. Sein Herz pochte, während er über Mereks Worte nachdachte – er hatte Recht. Er wusste, dass sie etwas tun mussten, und zwar schnell.
Eine plötzliche Bewegung ließ Godfrey herumfahren. Aus dem Augenwinkel sah er fünf Männer in leuchtendroten Umhängen mit Kapuzen, die schnell die Straße hinunter in die andere Richtung gingen. Er bemerkte, dass sie weiße Haut, Hände und Gesichter hatten, sah dass sie zierlicher waren, als die muskelbepackten Rohlinge der Rasse des Empire und wusste sofort, wer sie waren: Finianer. Die einzige Ausnahme. Ihnen war erlaubt, frei zu leben, Generation um Generation, denn sie waren zu reich, um sie zu töten, hatten zu gute Verbindungen, und waren zu fähig, sich unabdingbar zu machen und mit ihrer Macht zu verhandeln. Sie waren leicht zu erkennen, hatte man ihm gesagt – an ihrer schneeweißen Haut, an ihren scharlachroten Umhängen und dem kupferroten Haar.
Godfrey hatte eine Idee. Jetzt oder nie.
„BEWEGT EUCH!“, rief er seinen Freunden zu.
Godfrey drehte sich um und rannte hinten aus der Karawane heraus, vorbei an den überraschten Sklaven, dicht gefolgt von den anderen.
Godfrey rannte keuchend, beladen mit den schweren Goldsäcken an seinem Gürtel, die bei jedem Schritt klirrten. Vor sich sah er die fünf Finianer in eine schmale Gasse einbiegen; Er rannte direkt auf sie zu und betete, dass sie die Gasse erreichten, bevor sie jemand entdeckte.
Godfrey, dessen Ohren rauschten, bog um die Ecke, und als er die Finianer vor sich sah, sprang er ohne weiter nachzudenken hoch und warf sich von hinten auf die Gruppe.
Er warf drei der Männer zu Boden, und seine Rippen schmerzten, als er mit ihnen auf dem Steinboden aufschlug. Er blickte auf und sah Merek, der seinem Beispiel folgte, einen weiteren angreifen, während Akorth sich auf einen weiteren stürzte und Fulton den letzten, den kleinsten der Gruppe angriff. Godfrey sah entnervt, wie Fulton sein Ziel verfehlte und stattdessen stöhnend zu Boden stolperte.
Godfrey schlug einen nieder, und hielt einen weiteren fest, doch er verfiel in Panik, als der kleinste davonlief und im Begriff war, um die Ecke zu biegen. Er beobachtete aus dem Augenwinkel wie Ario ruhig vortrat, einen Stein aufhob, ihn in der Hand wog und dann warf.
Ein perfekter Wurf traf den Finianer an der Schläfe, als er gerade um die Ecke biegen wollte, und ließ ihn zu Boden gehen. Ario rannte zu ihm hinüber, zog ihm seinen Mantel aus und zog ihn an – offensichtlich hatte er Godfreys Plan verstanden.
Godfrey, der immer noch mit dem anderen Finianer kämpfte, konnte ihm schließlich seinen Ellbogen ins Gesicht rammen und ihn KO schlagen. Merek würgte seinen lange genug, sodass er das Bewusstsein verlor und Godfrey beobachtete, wie sich Merek auf den letzten Finianer rollte und ihm einen Dolch an die Kehle drückte.
Godfrey wollte Merek gerade zurufen, aufzuhören, als eine Stimme ihm zuvorkam.
„Nein!“, befahl eine barsche Stimme.
Godfrey blickte auf und sah, dass Ario über Merek stand und ihn missmutig ansah.
„Töte ihn nicht!“, befahl Ario.
Merek sah ihn finster an.
„Tote Männer reden nicht“, sagte Merek. „Wenn ich ihn gehen lasse, sterben wir alle.“
„Egal!“, sagte Ario. „Er hat dir nichts getan. Er wird nicht getötet.“
Trotzig stand Merke auf und sah Ario an.
„Du bist halb so groß wie ich, Junge“, zischte Merek. „Und ich habe einen Dolch. Fordere mich nicht heraus.“
„Vielleicht bin ich halb so groß wie du“, antwortete Ario ruhig. „Doch ich bin doppelt so schnell. Greif mich an und ich werde dir den Dolch abnehmen und dir den Hals aufschlitzen, bevor du fertig ausgeholt hast.“
Godfrey war erstaunt über den verbalen Schlagabtausch besonders, weil Ario so ruhig war. Es war surreal. Er blinzelte nicht, bewegte keinen Muskel und sprach, als hätte er die ruhigste Konversation auf Erden. Und das machte seine Worte noch überzeugender.
Merek musste derselben Meinung gewesen sein, denn er bewegte sich nicht. Godfrey wusste, dass er sie unterbrechen musste, und zwar schnell.
„Das ist nicht der Feind.“, sagte Godfrey, und ergriff Mereks Handgelenk mit dem Dolch. „Der Feind ist da draußen. Wenn wir gegeneinander kämpfen, haben wir keine Chance.“
Glücklicherweise senkte Merek seine Hand und steckte den Dolch weg.
„Beeilt euch jetzt. Entkleidet sie und legt ihre Kleider an. Wir sind jetzt Finianer.“
Sie zogen die Finianer aus und warfen sich ihre leuchtend roten Umhänge mit den Kapuzen um.
„Das ist lächerlich“, sagte Akorth.
Godfrey sah ihn an und sah, dass sein Bauch zu dick und er zu groß war; der Umhang war zu kurz für ihn und reichte ihm gerade mal bis zu den Waden.
Merek kicherte.
„Hättest vielleicht ein Bier weniger trinken sollen“, sagte er.
„Ich zieh das nicht an!“, sagte Akorth.
„Das ist keine Modenschau“, sagte Godfrey. „Willst du dich lieber erwischen lassen?“
Akorth fügte sich mürrisch.
Godfrey stand da und betrachtete seine Gruppe. Alle trugen sie die roten Mäntel, doch sie waren in einer fremden Stadt, umgeben von Feinden. Ihre Chancen waren bestenfalls gering.
„Was jetzt?“, fragte Akorth.
Godfrey drehte sich um und blickte in Richtung der Hauptstraße. Er wusste, dass die Zeit reif war.
„Lasst uns gehen und uns ein wenig in Volusia umsehen.“
KAPITEL FÜNF
Thor stand am Bug eines kleinen Segelschiffs. Reece, Selese, Elden, Indra, Matus und O’Connor saßen hinter