Jane Eyre. Шарлотта Бронте

Jane Eyre - Шарлотта Бронте


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er­wähnt, es war ein pit­to­res­ker Weg, der an dem Wald­bach und den herr­lichs­ten Win­dun­gen des Tals ent­lang führ­te; aber an die­sem Tage dach­te ich nur an die Brie­fe, die mich in dem klei­nen Markt­fle­cken er­war­te­ten oder nicht er­war­te­ten, nicht an die Rei­ze von Berg und Tal.

      Mein os­ten­si­bler Vor­wand bei die­ser Ge­le­gen­heit war ge­we­sen, mir das Maß zu ei­nem Paar Schu­he neh­men zu las­sen; folg­lich mach­te ich die­ses Ge­schäft zu­erst ab, und nach­dem es er­le­digt, ging ich aus dem La­den des Schuh­ma­chers quer über die klei­ne, rein­li­che Stra­ße in das Post­bü­ro. Eine alte Dame ver­wal­te­te das­sel­be; sie trug eine Horn­bril­le auf der Nase und schwar­ze ge­strick­te Puls­wär­mer an den Hän­den.

      »Sind ir­gend­wel­che Brie­fe für J.E. an­ge­langt?« frag­te ich, mir ein Herz fas­send.

      Sie blick­te mich über ihre Bril­le for­schend an; dann öff­ne­te sie eine Schieb­la­de und wühl­te so lan­ge zwi­schen dem In­halt der­sel­ben um­her, dass mei­ne Hoff­nung zu schwin­den be­gann. End­lich, nach­dem sie ein Do­ku­ment min­des­tens fünf Mi­nu­ten lang vor ihre Au­genglä­ser ge­hal­ten hat­te, reich­te sie es mir durch den Post­schal­ter hin, in­dem sie die­se Tat zu­gleich mit ei­nem zwei­ten fra­gen­den und miss­traui­schen Bli­cke be­trach­te­te – – der Brief war an J.E. adres­siert.

      »Ist nur ein ein­zi­ger da?« frag­te ich.

      »Es sind kei­ne wei­te­ren da«, sag­te sie; ich schob ihn in die Ta­sche und mach­te mich auf den Nach­hau­se­weg. Jetzt konn­te ich ihn nicht öff­nen; die Haus­re­gel ver­pflich­te­te mich, um acht Uhr zu­rück zu sein, und es war be­reits halb acht.

      Bei mei­ner Heim­kehr harr­te mei­ner die Er­fül­lung ver­schie­de­ner Pf­lich­ten; ich hat­te die Mäd­chen wäh­rend ih­rer Ar­beits­stun­de zu über­wa­chen; dann war an mir die Rei­he, das Ge­bet zu le­sen; dar­auf zu se­hen, dass die Schü­le­rin­nen schla­fen gin­gen – und dann nahm ich das Abendes­sen mit den an­de­ren Leh­re­rin­nen ein. Selbst als wir uns end­lich für die Nacht zu­rück­zo­gen, war die un­ver­meid­li­che Miss Gry­ce noch mei­ne Ge­fähr­tin. Die Ker­ze in un­se­rem Leuch­ter war fast her­ab­ge­brannt – und ich fürch­te­te, dass Miss Gry­ce spre­chen wür­de, bis das Licht ver­lö­schen wür­de; glück­li­cher­wei­se übte aber das sub­stan­ti­el­le Mahl, wel­ches sie zu sich ge­nom­men, eine ein­schlä­fern­de Wir­kung. Sie schnarch­te be­reits, als ich mich noch nicht ent­klei­det hat­te. Noch war ein Zoll­lang Ker­ze vor­han­den – ich zog mei­nen Brief her­vor, – das Sie­gel trug den An­fangs­buch­sta­ben F – ich er­brach es, der In­halt war kurz.

      »Wenn J.E., wel­che am letz­ten Don­ners­tag eine An­non­ce in den …s­hi­re He­rald rücken ließ, die auf­ge­zähl­ten Fä­hig­kei­ten be­sitzt und wenn sie in der Lage ist, ge­nü­gen­de Re­fe­ren­zen über Cha­rak­ter und Wir­kungs­kreis ge­ben zu kön­nen, so wird ihr eine Stel­lung ge­bo­ten, wo der Ge­halt sich auf drei­ßig Pfund Ster­ling im Jahr be­läuft, und sie nur ein klei­nes Mäd­chen un­ter zehn Jah­ren zu un­ter­rich­ten hat. – J.E. wird ge­be­ten, Re­fe­ren­zen, Na­men, Adres­se und al­les Nä­he­re ein­zu­sen­den un­ter der Adres­se:

      Mrs. Fair­fax, Thorn­field bei Mill­co­te – …s­hi­re

      Lan­ge prüf­te ich das Schrift­stück; die Hand­schrift war alt­mo­disch und ziem­lich un­si­cher, wie die ei­ner al­ten Frau. Dies war ein be­ru­hi­gen­der Um­stand, denn eine heim­li­che Furcht hat­te mich ge­quält, dass ich durch die­ses ei­gen­mäch­ti­ge Han­deln, ohne ir­gend ei­nes Men­schen Rat ein­ge­holt zu ha­ben, ins Un­heil ge­ra­ten wür­de; und vor al­len Din­gen wünsch­te ich doch auch, dass das Re­sul­tat mei­ner Be­mü­hun­gen an­stän­dig pas­send, mit ei­nem Wor­te en règle sein sol­le. Jetzt fühl­te ich, dass eine äl­te­re Dame durch­aus kei­ne schlech­te In­gre­di­enz für die Sa­che sei, wel­che ich so selbst­stän­dig in die Hand ge­nom­men. Mrs. Fair­fax! Ich sah sie in ei­nem schwar­zen Klei­de und in der Wit­wen­hau­be; viel­leicht et­was steif – aber nicht un­höf­lich: ein Mus­ter der ält­li­chen, eng­li­schen Re­spek­ta­bi­li­tät. Thorn­field! das war ohne Zwei­fel der Name ih­rer Be­sit­zung, ge­wiss ein sau­be­res, or­dent­li­ches Fleck­chen Erde; ob­gleich es mir trotz der größ­ten An­stren­gung nicht ge­lang mir ein kor­rek­tes Bild des gan­zen Grund­stücks zu ma­chen. Mill­co­te, …s­hi­re! ich frisch­te mei­ne Erin­ne­rung an die Kar­te von Eng­land auf; ja, da la­gen sie vor mir, die Graf­schaft so­wohl wie die Stadt …s­hi­re war Lon­don um sieb­zig Mei­len nä­her, als die ent­le­ge­ne Graf­schaft, in wel­cher ich jetzt leb­te: das war schon eine große Emp­feh­lung in mei­nen Au­gen. Ich sehn­te mich dort­hin, wo Le­ben und Be­we­gung war; Mill­co­te war eine große Fa­brik­stadt am Ufer des A… ge­le­gen, ein ge­schäf­ti­ger Ort ohne Zwei­fel; de­sto bes­ser, das wür­de we­nigs­tens eine gründ­li­che Ver­än­de­rung sein. Nicht dass mei­ne Fan­ta­sie etwa bei dem Ge­dan­ken an hohe Fa­brik­schorn­stei­ne und Rauch­wol­ken in Ex­ta­se ge­ra­ten wäre – »aber« fol­ger­te ich wei­ter, »Thorn­field liegt wahr­schein­lich eine gute Stre­cke Wegs von der Stadt ent­fernt.«

      Hier er­losch die Ker­ze; voll­stän­di­ge Dun­kel­heit herrsch­te, – ich schlief ein.

      Am fol­gen­den Tage muss­ten neue Schrit­te ge­tan wer­den. Mei­ne Plä­ne konn­ten nicht län­ger in der ei­ge­nen Brust ver­schlos­sen blei­ben; um sie ih­rer Aus­füh­rung nä­her zu brin­gen, muss­te ich Mit­tei­lung von ih­nen ma­chen. Nach­dem ich bei der Vor­ste­he­rin des In­sti­tuts eine Au­di­enz nach­ge­sucht und er­hal­ten hat­te, teil­te ich ihr wäh­rend der Mit­tags-Er­ho­lungs­stun­de mit, dass ich Aus­sicht auf eine neue Stel­lung habe, in wel­cher der Ge­halt das Dop­pel­te von dem be­tra­gen wür­de, den ich jetzt er­hielt, – in Lo­wood gab man mir nur fünf­zehn Pfund Ster­ling jähr­lich – und bat sie, die An­ge­le­gen­heit für mich bei Mr. Brock­le­hurst oder ir­gend ei­nem an­de­ren Mit­glie­de des Ko­mi­tees zur Spra­che zu brin­gen und sich ver­ge­wis­sern zu wol­len, ob die­se Her­ren ge­son­nen sei­en, Aus­kunft über mich zu ge­ben. Sehr ver­bind­lich wil­lig­te sie ein, in die­ser Sa­che als Ver­mitt­le­rin auf­tre­ten zu wol­len. Am nächs­ten Tage trug sie Mr. Brock­le­hurst die An­ge­le­gen­heit vor; die­ser er­wi­der­te, dass man an Mrs. Reed schrei­ben müs­se, da die­se mei­ne na­tür­li­che Vor­mün­de­rin sei. In­fol­ge­des­sen ging eine No­tiz an die­se Dame ab, auf wel­che sie ant­wor­te­te, dass ich ganz nach ei­ge­nem Er­mes­sen han­deln kön­ne, da sie längst jede Ein­mi­schung in mei­ne An­ge­le­gen­hei­ten auf­ge­ge­ben habe. Die­ser Brief mach­te die Run­de bei dem Ko­mi­tee, und nach lan­ger, wie es mir schi­en, sehr un­nö­ti­ger Ver­zö­ge­rung, er­hielt ich die Er­laub­nis, mei­ne Stel­lung zu ver­bes­sern, wenn die Ge­le­gen­heit sich dazu böte. Die­ser Ein­wil­li­gung folg­te die Ver­si­che­rung, dass man mir, da ich so­wohl als Leh­re­rin wie als Schü­le­rin mir die voll­stän­di­ge Zufrie­den­heit der Leh­re­rin­nen in Lo­wood er­wor­ben, un­ver­züg­lich ein Zeug­nis über Cha­rak­ter wie über Fä­hig­kei­ten, das von al­len In­spek­to­ren der An­stalt un­ter­zeich­net, zu­stel­len wür­de.

      Nach un­ge­fähr ei­ner Wo­che er­hielt ich dem­zu­fol­ge das Zeug­nis, schick­te eine Ab­schrift des­sel­ben an Mrs. Fair­fax, und er­hielt die Ant­wort die­ser Dame, wel­che be­sag­te, dass sie zu­frie­den sei und mich bin­nen vier­zehn Ta­gen in ih­rem Hau­se er­war­te, wo ich den Pos­ten als Gou­ver­nan­te


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