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nicht von der Hand zu weisen. Austin Gorrands und seiner Freunde Wegelagererstückchen, das nur durch den Doppeldecker so jäh gestört worden, stellte dem Manne kein gutes Zeugnis aus.

      „Möglich, daß du recht hast,“ entgegnete ich vorsichtig, denn einen Verdacht äußern und ihn nur schwach stützen können, ist nicht meine Sache.

      Achi erhob sich da. Sein Gesicht war dicht vor dem meinen. Seine Zähne blinkten.

      „Mussu, Austin Gorrand und viele andere immer reiten heimlich hinüber nach Mac-Arthur-Station … Soll da sein Scheibe mit schwarz und rot, soll sich drehen, soll Geld gewinnen mit Scheibe …“

      „Roulette?“

      „Ja – so heißen … Roulette, ich vergessen das, ich nur kennen Lederbecher und Würfel und Karten mit Bilder, Roulette nie gesehen, Mussu. Auf Mac-Arthur-Station auch spielen Bruder von Percy Dobber, heißen Armand, der erben Millionen von Old Dobber, und der auch waren hinter Missu Daisy her wie Hund hinter Ratte … noch schlimmer … Aber Kolonel ihn schmeißen raus, weil Armand falscher Mensch und böser Schleicher … Das sein alles Feinde von Percy, bestimmt!“

      Dieser Percy hatte soeben drüben das Brett unter der kleinen Öffnung gelüftet und rief, – nur die Beine sah ich von ihm –: „Willst du einen Skelettwald sehen, Abelsen? Das Feuer ist vorüber … Der Busch ist nur noch ein Feld schwarzer Stangen …“

      Er kam zu uns. „In einer Stunde ist der Boden genügend ausgekühlt … Natürlich gibt es als Folge des Feuers ein Gewitter und ordentlichen Regen. Wir müssen also in einer Stunde auf und davon, denn ich muß meine Höhle hier wieder sauber zudecken … Die Schurken suchen vielleicht nach unseren knusprigen Braten … vielleicht auch nicht.“

      „Also Austin Gorrand,“ sagte ich geradezu.

      Er stutzte merklich. „Wie kommst du auf den, Abelsen? Falls er mit dabei ist, spielt er nur eine Nebenrolle.“

      Ich wollte Klarheit haben. „Und die Hauptrolle spielt dein Bruder Armand …!“

      Er sog zischend die Luft zwischen den zusammengebissenen Zähnen in den mächtigen Brustkasten ein.

      Er flüsterte nur: „Ja, Armand!“ aber dieses Flüstern hörte sich an wie das Knirschen von Stein auf Stahl …

      Dann drehte er sich jäh um und setzte sich drüben auf seine Wolldecke.

      Auch nachher war er wenig mitteilsam. Über den Grund seines Einsiedlerlebens verlor er kein Wort, und mit einem Mißtrauen, das beinahe verletzend wirkte, hielt er mich und Achi von dem Riesenpaket, das mit einem Lederüberzug versehen war, nach Möglichkeit fern. Seine Verschlossenheit war anderseits entschuldbar. Ich kannte ihn erst wenige Stunden, denn unser gemeinsamer Aufenthalt in 112 hatte wie gesagt nichts Gemeinsames gehabt.

      Die Stunde, bis wir uns wieder nach oben wagen konnten, verstrich sehr schnell, da wir abwechselnd durch das kleine Schlupfloch Ausschau hielten.

      Der Busch bot einen trostlosen Anblick. Die halb verkohlten Bäume glichen den schwarzen Sparren und Balken eines niedergebrannten Dachstuhls. Einzelne Stämme hatte der Orkan umgelegt. An manchen Stellen flackerten noch Flämmchen. Die traurigen Reste rauchten noch. Der Boden war mit Asche und toten Blättern bedeckt, und noch immer jagte der Sturm über diese Stätte der Verwüstung hinweg und fegte Aschentromben in den Lichtungen empor.

      Ich hatte derartiges noch nie gesehen. Es war der erste große Waldbrand, den ich erlebt hatte, und er ließ sich nur mit der Feuersbrunst in einer ausgedörrten Kieferschonung vergleichen.

      Der Himmel war in Dunstschleier gehüllt. Sicherlich bekamen wir Gewitter und Regen. Die Sonne war nur als heller verwaschener Fleck zu erkennen.

      Freund Achi schob seinen Kopf gleichfalls durch das Loch.

      „Mussu,“ sagte er leise, „wir nicht reden über Burg vorläufig … Percy Dobber sehr still, wir auch. Besser sein, wenn wir behalten Burg für uns …“

      Ich betrachtete ihn mir mit einigem Mißbehagen. Er hatte zweifellos einen sehr feinen Instinkt für menschliche Schwächen, obwohl er kaum sechzehn war. Aber er war ein halber Wilder, und seine überraschenden vielfachen Fähigkeiten verdankte er in der Hauptsache seinen geschärften Sinnen.

      „Meinst du,“ fragte ich ebenso leise, „daß Percy uns gegenüber nicht offen sein kann?“

      „Leute viel reden, Mussu …“ erwiderte er mit einer Miene, als ob er jeden Klatsch als wertlos ablehnte. „Leute sagen, er sein Verbrecher und sein im Ausland … Viel Geheimnis bei alledem, Mussu. Ich denken, Geheimnis sei am meisten in Burg in Turnbull-Feld.“

      Über die „Burg“ hatte ich bereits so meine besonderen Gedanken, aber diese mit Achi zu erörtern, war zwecklos. Wenn Achis Beobachtungen stimmten und er tatsächlich dort zwölf Leute in geisterhaftem Aufzuge beobachtet hatte – man stelle sich vor: inmitten einer grenzenlosen Einöde ein solcher Fastnachtspuk! –, dann steckte hinter alledem, davon war ich überzeugt, irgendeine Verbrecherbande mit ganz seltenen und seltsamen Gebräuchen.

      Unser Gespräch endete hiermit, und wir begannen die Stützen der Bretter zu entfernen, nachdem Achi oben die Lehm- und Sandschicht weggeräumt hatte.

      Das große Loch lag frei. Die Pferde wurden hinausgeführt. Sie sträubten sich. Der Brandgeruch war ihnen lästig, und aus ihren Augen sprach die Angst vor dieser grauenvollen Umgebung. Sie schnaubten und drängten sich eng zusammen, und erst als Percy ihnen die Augen verbunden hatte, wurden sie ruhiger. Gerade ihr Schnauben hätte uns verraten können.

      Die künstliche Decke des Eingangs war sehr bald wieder aufgerichtet. Wir ließen nur das kleine Loch frei, denn Percy wollte den Lehm reichlich mit Wasser begießen, damit wieder eine zusammenhängende Lehmschicht entstände. Wir beeilten uns mit der Arbeit, wir streuten nachher Asche, Sand und verkohlte Zweige in die Mulde und kein Mensch hätte nun ahnen können, daß dort in der Tiefe kühles Naß in Überfülle vorhanden war.

      Dobber ritt voran. Er hatte Achi das Packpferd überlassen. Als ich den Ballen einmal befühlte, merkte ich, daß es sich um ein Gebilde aus Stäben handelte, die mit Leder bespannt waren.

      Der Weg durch den toten Busch war ein Weg des Grauens. Der düstere Himmel tat das Seinige dazu, den niederdrückenden Eindruck dieses schwarzen Stangenwaldes noch zu erhöhen. Wir stießen auf ganze Haufen gestürzter Stämme, die noch lichterloh brannten, wir ritten in dünnen Qualmschwaden dahin, und über uns rollte der Donner des aufziehenden Gewitters.

      Dobber hielt genau südwestliche Richtung. Wir gaben uns keine Mühe, unsere Spuren zu verbergen, der Regen würde sie in kurzem wegwaschen. Nach einer halben Stunde erreichten wir die Grenze des vernichteten Busches. Es war inzwischen fast finster geworden, und jeden Augenblick konnte der Himmel seine Schleusen öffnen … Vor uns lag eine wellige sandige Ebene, endlos, kahl und eintönig. Percy nahm sein Fernglas und suchte den Horizont sorgfältig ab.

      Er reichte es mir.

      „Der Doppeldecker,“ sagte er nur und deutete geradeaus.

      Das Flugzeug war selbst mit dem Glase kaum noch zu erkennen und tauchte dann in die Wolken ein.

      Dobber trabte schweigend an. Als die ersten Tropfen fielen, stießen wir in einem steinigen Tale auf die Eindrücke der Räder des großen Vogels und auf eine Menge Fußspuren, auch auf Hufeindrücke.

      Percy schwieg auch jetzt. Nur ein grimmes Lächeln verzerrte sein offenes kühnes Gesicht. Er ritt weiter, und ich blieb neben ihm.

      „Dobber, deine Feinde sind modern,“ meinte ich anzüglich. „Aber die Anwesenheit des Doppeldeckers hier, mag sie eindeutig genug sein und die Brandstifter verraten, widerlegt entschieden die Annahme, daß Austin Gorrand beteiligt ist, denn er und seine beiden Freunde wurden von den Fliegern gefesselt.“

      Er schnallte seinen Gummistoffumhang los … „Abelsen, ich habe nie behauptet, daß Gorrand zu ihnen gehört. Ich behaupte nur, daß man vom Flugzeug aus Brandbomben abwerfen und einen meilenweiten Busch im Nu ringsum anzünden kann, und so wird es wohl


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