Ein erlesener Mord. Фиона Грейс

Ein erlesener Mord - Фиона Грейс


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hielt inne, die Lippen aufeinandergepresst, aber es war zu spät. Olivia stürzte sich auf dieses Detail, das er unbeabsichtigt preisgegeben hatte.

      „Sie wird dreißig? Eine Geburtstagsparty! Ihr Geschenk beinhaltet nicht zufällig eine Reise nach Bermuda, oder?“

      Olivia hörte, wie jemand am Nachbartisch erstaunt nach Luft schnappte.

      Die Schuld stand ihm regelrecht ins Gesicht geschrieben. Olivia wurde schlecht. Matt war fünfunddreißig und nur ein Jahr älter als sie, und als sie das erste Mal miteinander ausgegangen waren, hatte sie Angst gehabt, dass sie vielleicht zu alt für ihn war. Obwohl sie wusste, dass sie nichts dagegen tun konnte, hatten sie und ihre Friseurin sich zusammengetan und sichergestellt, dass er unmöglich nach jemandem suchen konnte, der blonder war. Das hatte ganz klar nicht geholfen.

      „Du hast mich hier in dieses reizende Restaurant gebracht und das Erste, das du tust, ist mit mir Schluss zu machen?“

      Sie war geschockt über die Kaltherzigkeit dieser Aktion.

      „Du hast das getan, damit ich keine Szene veranstalte, stimmts? Du dachtest, nur weil du das hier in einem schicken Restaurant machst, würdest du davonkommen, ohne dass ich wütend werde oder mich aufrege.“

      Olivia sprang auf und funkelte auf ihn herab.

      „Ich bin sauer. Ich bin wütend. Und ich werde eine Szene veranstalten. Du behandelst mich wie Dreck. Wie kannst du es wagen, hinter meinem Rücken eine Affäre zu haben und dann zu versuchen, mich dazu zu kriegen, dass ich mich fühle, als wäre ich nicht genug, indem du sagst, dass du jemanden brauchst, der auf dich aufpasst, und damit andeutest, dass ich das nicht getan habe? Das ist der manipulativste Mist, den ich je gehört habe.“

      „Das ist unzumutbar“, hörte sie eine der Frauen nebenan sagen. „Du bist besser dran ohne jemanden, der dich betrügt, deine Kochkünste beleidigt und deine Kleiderwahl bemängelt. Mach dir keinen Kopf um dein Strumpfhosenproblem, keine von uns hat das überhaupt bemerkt. Ich glaube, dass er nicht einmal dein hübsches Kleid bemerkt hat. Wo wir schon von Fehlern reden.“

      „Du bist wahrscheinlich einfach nur zu gut für ihn, und er fühlt sich von dir bedroht“, bot eine andere in zuvorkommendem Ton an.

      „Der Müll bringt sich gerade selber vor die Tür, Schätzchen“, bemerkte eine Dritte.

      „Danke“, sagte Olivia an die Frauen gewandt.

      Sie sah sich im Restaurant um und bemerkte auch zustimmendes Nicken von anderen Gästen, die das Drama verfolgt hatten. Ein junger Mann an einem Tisch nahe der Tür hatte sein Telefon herausgeholt und machte sich daran, das Ganze zu filmen.

      Mit hochrotem Kopf blickte Matt starr auf das gestärkte Tischtuch.

      „So – so habe ich das nicht gemeint“, murmelte er. „Wollen wir nicht lieber woanders hingehen und das besprechen?“

      Er sah aus, als hoffte er, dass sich der Erdboden, oder zumindest die Granitkacheln des Restaurants, sich auf magische Weise auftun und ihn verschlucken würde.

      Da dies allerdings nicht der Fall war, würde er die Villa 49 zu Fuß verlassen müssen und an jedem einzelnen dieser Menschen vorbeigehen müssen. Jeder von ihnen ein neuer Kritiker von Matt Glenn. Er würde mit jedem Schritt verurteilt werden, und Olivia entschied, dass er diesen Walk of Shame alleine gehen müssen würde.

      „Ich gehe“, sagte sie, diesmal etwas leiser. „Wenn du deine Sachen bis heute um zehn nicht aus meiner Wohnung geschafft hast, stifte ich alles, was bis dahin noch übrig ist, der Wohlfahrt.“

      Ihr Blick fiel auf den herrlichen, toskanischen Roten, den sie mit solcher Sorgfalt und Begeisterung ausgesucht hatte. Obwohl sie das Essen hier nicht hatte probieren können, würde sie den Teufel tun, diesen Wein zurückzulassen.

      „Und der hier geht mit mir.“ Sie schnappte sich die Flasche vom Tisch und umklammerte das kühle, dunkle Glas. „Der geht auf deine Rechnung.“

      Die Frauen von nebenan fingen an, zu applaudieren.

      Olivia nahm ihre Handtasche, drehte sich um und marschierte zur Tür.

      KAPITEL VIER

      Vor dem Restaurant rief Olivia ein Taxi. Sie zitterte noch immer vor Wut und wäre am liebsten wieder hineingegangen, um Matt noch mehr von ihrer Meinung wissen zu lassen.

      Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Es wäre vernünftiger, es auf sich beruhen zu lassen und ihn aus ihrem Leben auszuradieren. Das bedeutete, dass sie sich einen anderen Ort suchen müsste, wo sie jetzt hingehen konnte, denn sie hatte Matt eine Frist bis zehn Uhr gesetzt. Sie konnte nicht früher in ihre Wohnung zurück, damit sie ihn dort nicht antraf, wie er seine Hemden und Anzüge zusammenpackte und seinen gigantischen Flachbildschirm abbaute.

      Unentschlossen runzelte sie die Stirn. Klar, sie hatte Freunde. Aber – nicht wirklich viele, vor allem nicht hier in Chicago. Ihre Arbeitszeiten in den letzten Jahren hatten ihr nur selten die Gelegenheit gegeben, unter Leute zu kommen, und ihre zwei besten Freunde waren im Urlaub.

      Sie kletterte in ihr Taxi und hörte, wie sie dem Fahrer die Adresse von Bianca gab, denn das war die einzige Adresse, die ihr einfiel.

      Zwanzig Minuten später klopfte sie zögerlich an die Tür ihrer Assistentin, in der Hoffnung, dass diese das nicht als Zumutung betrachten würde.

      „Ist alles okay?“, fragte Bianca, als sie sah, dass Olivia auf ihrer Türschwelle stand. Sie trug einen pinken Jogginganzug mit einem blauen Kaninchen auf der Tasche, und ein köstlicher Pizzaduft drang aus der kleinen Wohnung an ihre Nase.

      Sie starrte Olivia unsicher an, und Olivia bemerkte, dass das Letzte, das sie wollte oder erwartet hatte, war, ihren Boss ohne Vorwarnung vor ihrer Tür stehen zu sehen.

      Biancas Hand wanderte unwillkürlich zu ihrem Mund und Olivia widerstand dem Drang, ihr Handgelenk zu greifen, als sie begann, an ihrem Daumennagel zu kauen.

      „Ich wusste nicht, wo ich sonst hingehen sollte“, gestand Olivia.

      „Ist etwas passiert?“, fragte Bianca.

      „Matt hat mich zum Essen eingeladen und dann mit mir Schluss gemacht. Mir ist deine Adresse eingefallen. Ich habe Wein“, fügte Olivia noch schnell hinzu, als wäre das der mögliche Dealbreaker.

      Bianca schnappte erschrocken nach Luft.

      „Oh, Oliva, das ist ja schrecklich. Komm rein. Bist du okay? Du musst ja unter Schock stehen. Bitte setz dich. Kann ich dir einen süßen Tee anbieten? Dass macht man doch bei Schock, oder? Ist dir kalt, oder geht deine Atmung schneller als sonst?“

      „Mir geht’s gut“, sagte Olivia.

      „Hast du etwas gegessen? Ich habe eine große Pizza bestellt, weil ich mir etwas fürs Frühstück aufheben wollte. Sie ist gerade angekommen. Es ist mehr als genug für uns beide.“

      „Das ist so lieb.“

      Obwohl sie noch brodelte vor Wut, fiel Olivia auf, dass sie am Verhungern war. Sie hatte ihr Mittagessen ausfallen lassen, weil sie sich auf das Festmahl in der Villa 49 gefreut hatte.

      Dennoch fühlte sie sich in Biancas Wohnung wie ein Eindringling. Sie arbeiteten zwölf Stunden und mehr pro Tag zusammen, aber sie hatten nie wirklich die Chance gehabt, Freunde zu werden, oder über etwas zu reden, was nicht mit ihrem Job zu tun hatte.

      Sie stellte die Weinflasche neben den Pizzakarton in Biancas Küche, öffnete ihn und schenkte ihnen jeweils ein großes Glas ein, in der Hoffnung, dass dieser die Stimmung zwischen ihnen ein wenig lockern würde.

      „Den hatte ich zum Abendessen bestellt. Er kommt aus der Toskana“, sagte sie.

      Sie hob das Glas und sog das Bouquet ein. Vollmundig, gehaltvoll und aromatisch, mit einer Nase von dunklen Kirschen. Das war ein Wein, der mit Leidenschaft und Sorgfalt hergestellt worden war. Einfach grandios.

      Sie nahm einen kleinen Schluck und spürte die vielen Geschmacksnoten auf ihrer Zunge tanzen. Es war wie ein Feuerwerk in ihrem Mund.

      Olivia bedauerte es, dass sie diesen Wein nicht zusammen


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