Auf Entdeckungslaufreise. Hannes Kerfack
Wie intelligent ist eine Pflanze oder ein Tier?) wirklich um ein Lebewesen handelt, das die Biokriterien wirklich erfüllt und selbständig leben und sich weiterentwickeln kann. Aber Menschen vermenschlichen auch Tiere, mal so mal so, aufgrund ihrer Gefühle zu diesen. Andererseits werden Tiere auch als „Objekte“ behandelt, denken wir an die Erfahrungen mit Tierzucht und co.
Es ist interessant, wie Menschen im vermeintlichen, toten „Gegenstand“ Selbstidentität stiften. Frei zu argumentieren und zu improvisieren kann eine enorme theologische Sprengkraft, besonders das Leichtgläubige, auslösen, aber es muss auch kritisch betrachtet werden. Leidenschaft und Kritik müssen zusammen gedacht werden. Ich war als Kind auch ein begeisterter RMS Titanic-Fan und ich wusste so gut wie alles darüber und gerade in dieses Schiff wurde auch Gottesebenbildlichkeit hinein projiziert, mit fatalen Folgen: Ein unverfügbarer Eisberg und Schaden am Rumpf (die schicksalhafte „6. Abteilung“. Bei 5 vollgelaufenen Abteilungen hätte sich das Schiff noch über Wasser halten können!), machte den Traum der Meere in dieser Zeit ein Ende. Aber Leidenschaft muss nicht von jedem geteilt werden. Als ich einmal im Gespräch mit einem Pastor war, der mich mit seiner theologischen Leidenschaft „zu textete“, kam das nicht bei mir an. Ich konnte ihm irgendwann nicht mehr zuhören. Das heißt: Man muss sich gegenseitig auch zuhören und gegebenenfalls seine Leidenschaft zugunsten eines gelingenden Gesprächs mit dem Anderen zurückstellen. Mutig war, dass ich dem Pastor das sogar sagte und er mit Verlegenheit darauf reagierte, welch schlaue Antwort ich wohl gab. Andererseits ist ein Feedback immer auch etwas „von oben herab“, sodass immer die Empathie im Blick bleiben muss und das Priestertum aller Gläubigen. Den Ehrenamtlichen eine „Chance“ geben, sich zu entfalten, mal eine Predigt halten usw. Das entlastet den Pastor ja auch, aber das muss gleichzeitig der verantwortlichen Kommunikation gegenüber einem Hörerkreis unterliegen. Das setzt eine gewisse Ausbildung, auch nur eine kurzzeitige oder „ein kurzer Blick“ auf das Manuskript voraus. Der alttestamentliche Aufsatz greift die Ambivalenz der Objektliebe auf. Die Auslegung der Geschichte vom goldenen Kalb zeigt das Spannungsfeld. Einerseits macht sich das Volk Israel seinen Gott in Form eines goldenen Kalbes aus den Ringen aus Ägypten, weil sie keinen Gott sehen, ihn nicht anfassen können. Das kann zermürbend sein. Also: Was ich mir nicht vorstellen kann, daran kann ich auch nicht glauben. Also mache ich mir etwas, woran ich glaube. Gott schickt Mose die zwölf Tafeln, um doch etwas in die Hand geben zu können, was man anfassen und lesen kann, sodass das goldene Kalb nicht anstelle Gottes verehrt wird. Neutestamentlich wäre die Frage nach dem Verhältnis von Sub- und Objekt im Kreuz und Sakrament Christi interessant. Also: Wie viel göttliches und wie viel menschliches Werk ist im Kreuz und daher auch im Abendmahl? Ist die Hostie ein menschliches Werk? Ja oder nein? Systematisch spielt die Tierethik und das Verhältnis zum vermeintlichen Objekt eine große Rolle. Wie viel Subjekt ist im Tier? Im praktischtheologischen Teil habe ich schriftliche Ergebnisse von Collagen aufgenommen. An eine umfassende, empirische Studie mit Fragebögen und Interviews habe ich mich nicht getraut. Denn ich glaube kaum, dass viele, die meinen nichtreligiös zu sein, dass sie zugeben wollen, dass sie doch „religiöser“ sind als sie selbst glauben. Religion ist seit spätestens der Aufklärung eine Privatsache geworden und die Kirche verliert oder gewinnt in anderer Gestalt an neuer Bedeutung. Objektliebe ist ein faszinierendes Thema, aber zugleich auch ein riskantes Thema, weil die Unterscheidungen zwischen Hetero- , Homu-, Bisexualität und so weiter immer noch weit verbreitet sind und durch die Behauptung, dass der Mensch alles lieben kann, in Grund und Boden gedrückt werden. Aber trotzdem gibt niemand zu, dass er seine Tasche, seine Schuhe (bei den Frauen) gerne mal vergöttert und ein Vermögen an Geld für sie ausgibt, teilweise egoistisch und „selbst ergötzend“. Daher ergibt sich die These: Die Menschen und Christen sind „objektliebender“ als sie es selbst zugeben würden, weil sich die Gefühle auf eine andere Art entladen (auch im möglichen, negativen Sinn), wo sie enthalten werden müssen. Das ist aber auch etwas Menschliches und total Wunderschönes: Gefühle zu haben. Gefühle zuzulassen, lassen Dämme brechen. Der Körper wehrt sich dagegen, weil er es einfach will und es tut weh, wenn Gefühle unterdrückt werden. So sind wir geschaffen von Gott mit Gefühlen, die auch widergöttlich missbraucht werden können. Sind die Gefühle ein menschliches oder göttliches Werk? Denken wir an den Sündenfall, so ist es etwas Menschliches, sich verführen zu lassen - menschliches Versagen oder göttliches Versagen? Der Baum war ja da, als geschaffenes Objekt Gottes. Oder ein gelingendes Scheitern für mehr Liebe auf der Erde? Es sind so viele Spannungsfelder und Fragen und ich kann sie in diesem Sammelband nur exemplarisch ausführen. Und ich finde, dass es eine Chance für mehr Liebe auf der Welt ist, für alle Menschen, wenn der Mensch erkennt, dass er alles lieben kann, solange es keine schädliche Liebe ist (Liebe zu Waffen und co.), wo wir wieder die Ambivalenz der Objekt-Theologie sehen, um den anderen Menschen ihre Gefühlswelt und Leben zu lassen. Erinnern wir uns an die Attentate von Nizza und Berlin im Dezember 2016, wo die physikalische Wucht der Geschwindigkeit eines Autos missbraucht wurde, um andere Menschen zu töten und schwer zu verletzen, als Mittel des Attentates. Vielleicht drückt das auch Zweideutigkeit aus. Religion und ObjektTheologie können missbraucht oder gebraucht werden. Es ist eine Frage der Deutung und der Interpretation. Diese sprechen ganz deutlich im Sinne der engemannschen Auredits5, was ich in die indirekten Sätze hinein interpretieren soll. In diesem Sinne kann ich nur sagen: Stehe zu deinen Gefühlen und was du magst. Es muss dir nicht peinlich sein. Es ist etwas Wunderschönes und Menschliches zugleich, was eine enorme Energie im Alltag und Beruf entfalten kann, wenn wir uns der Liebe Gottes in all seinen Facetten und seinen Engeln öffnen. Sich von Gott streicheln lassen, wenn das Göttliche in einem erkannt wird und in anderen, dann entfliehen wir der Demut hinein in die Freiheit des Lebens. Das hat wenig mit Selbstbezogenheit zu tun, denn das Doppelgebot der Liebe sagt: „Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst.“ Also: Wenn ich mich lieben kann, kann ich meine Liebe auch dem Anderen weitergeben, ohne vollkommen auf mich bezogen zu sein. Ich bin kein Narzisst dadurch, indem ich mich selbst gerne habe, ohne zu vergessen, dass es auch andere Menschen auf der Welt gibt.
Praktisch-theologische Collage
Das erste Fragment gehört zur Geschichte von Fabian, der Goldschmied, wo das Geldsystem kritisiert wird. Ich glaube, dass Geldgier auch eine Form der Objektliebe ist, von der ich mich abhängig machen kann, weil Glücksgefühle ausgelöst werden. Immer mehr haben wollen, hat etwas mit einer pathologischen Sucht (Sammelsucht) zu tun. Der Zins steuert zu dieser Sammlung ja immer mehr dazu. Der Film kritisiert die Funktion des Zinses-Zins und zeigt die Grenzen des Geldsystems auf, das Schulden dadurch in das Unermessliche steigen und die Hauptschuld nicht abgetragen werden kann. Folgen sind Armut, Kriege und soziale Ungleichheit, dessen Faktoren sich alle wechselseitig bedingen. Der Film führt dazu Beispiele an.6
Ein weiteres Beispiel für Objektliebe ist die Liebe zu Büchern. Sie verbindet mehrere Dinge. Erstens kann Objektliebe auch eine pathologische Sammelsucht bezeichnen. Denken wir an die „bibliophilen“ Autoren wie Goethe und Schiller, die dutzende Bücher in ihrem Leben angesammelt und geschrieben haben. Sie leben in ihren Büchern weiter. So ist die Frage, ob ein toter Gegenstand sich nicht „fortpflanzen“ kann, etwas hinfällig und relativ zu betrachten. Das Buch ist mein Freund (amicus inter amicos), auch wenn es ein relativ lebloser Gegenstand ist, so ist er doch lebendig durch das, was wir in die Bücher hineinschreiben. „Etwas von der Seele schreiben“ ist ein gutes Stichwort dafür, wie man es auch in Tagebüchern schreibt. Bücher werden durch die Namensschilder personifiziert. Ich identifiziere mich damit, indem ich meinen persönlichen Stempel dahinein setze (z.B. Exlibris).
Die „Liebe zum Laufen“, die ich in Läufer-Foren einmal gefunden habe, ist wahrscheinlich nicht nur eine Metapher, sondern eine Tatsache. Ich kenne das Gefühl nach dem Laufen, dass ich glücklich und ausgeglichen werde. Und es gibt Beispiele, dass Paare nach dem Laufen mehr Lust auf Sex haben, sodass da ein enger Zusammenhang mit den Glücksgefühlen liegt. Und wenn das Laufen ein sportlicher Gegenstand, ein sportliches Thema ist, dann ist es auch eine Hinwendung zu einem Gegenstand, der auch Gefühle bieten kann.
Die Schiffstaufe ist ein zivil-religiöses Fest. Das heißt: Es ist nicht explizit kirchlich orientiert, nimmt aber andererseits religiöse und liturgische Elemente auf. Fraglich ist, wenn wir Gegenständen so nahe stehen, also Schiffen z.B. durch die Namenstaufe Namen geben, ist es dann noch gerechtfertigt, dass es nicht auch andere alternative Kasualien und Formen der „Liebe“ geben könnte?