Vergiss mein nicht!. Kasie West

Vergiss mein nicht! - Kasie West


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      »Halte dich einfach nur an die Programme auf unserem Meditationstrack. Das sind die einzigen, die nachweislich helfen.«

      »Die dauern so ewig ...«

      Ich seufze, aber bevor ich irgendetwas erwidern kann, sagt sie: »Ja, ja, ich weiß, Langsam, aber sicher ist der beste Weg, unsere Talente voll zu entfalten. Blah. Blah. Blah. Du klingst wie deine Mom.«

      »Bitte sag nicht so was.« Meine Mom ist der letzte Mensch, mit dem ich verglichen werden will.

      »Na los, du musst mich noch vorstellen.« Wir bleiben vor Duke stehen und sie sieht mich erwartungsvoll an.

      »Äh, hi«, sage ich. Habe ich überhaupt schon mal zwei Leute einander vorgestellt? Vermutlich nicht, da ich keinerlei Plan habe, was ich als Nächstes sagen soll. Bisher war immer Laila dafür zuständig.

      »Hey, Addie.«

      Laila räuspert sich.

      »Duke, Laila. Laila, Duke.« Das klang schon mal nicht verkehrt. Aber vielleicht muss man noch irgendein Detail hinzufügen. Wie zum Beispiel: Duke, das ist Laila, sie findet dich sexy. Laila, das ist Duke, er und sein Spiegel haben ein sehr vertrautes Verhältnis.

      Ganz offensichtlich brauchen die beiden meine Hilfe nicht, denn sie fangen sofort an, locker zu plaudern.

      »Ja, wir sind uns schon ein paarmal begegnet. Nett, dich kennenzulernen«, sagt Duke.

      »Super Spiel heute Abend. Dieser letzte Touchdown war unglaublich.«

      Er lächelt. »Danke.«

      »Wie schaffst du es nur, so weit zu werfen?« Sie berührt seinen Arm. »Killer-Bizeps?«

      »Er hat halt trainiert«, füge ich nicht sehr hilfreich hinzu. Ich war nicht beim Spiel gewesen und deswegen ist das die geistreichste Bemerkung, die ich zur Unterhaltung beitragen kann.

      Er lacht. »Ja, das habe ich.«

      Obwohl Laila Expertin im Flirten ist, fühle ich mich total unbehaglich. »Okay, nett, dich getroffen zu haben. Wir gehen dann mal rüber zu unserem Freund.« Ich zeige vage auf eine Gruppe von Leuten, die am sandigen Ufer des Sees stehen. Erst dann schaue ich richtig hin und mir wird bewusst, dass ich direkt auf Bobby gezeigt habe, der allen beweist, wie gut er die Materie im Griff hat, indem er übers Wasser läuft. Wo wir gerade von Angebern sprechen. Würg. Ich verdrehe die Augen.

      »Bobby? Das ist einer meiner besten Freunde.«

      War ja klar. Das passt zu meinem Gefühl, was Dukes wahren Charakter betrifft, und erklärt, woher Duke meinen Namen weiß. Bobby hat ihm wahrscheinlich erzählt, wen er zum Ehemaligenball einladen wollte.

      »Im Ernst? Ihr seid beste Freunde?«, fragt Laila. »Aber ich sehe euch nie zusammen. Ich dachte, du und Ray seid beste Freunde.« Sie blickt sich um, als wäre ihr gerade erst aufgefallen, dass Ray gar nicht hier ist, um ihre Worte zu untermauern, und sie müsste ihn jetzt finden.

      »Ja, sind wir auch. Wir alle drei. Wir wohnen in derselben Straße, sind zusammen aufgewachsen. Wir kennen uns von klein auf.«

      »Oh.« Laila pfeift leise durch die Zähne, als ob ihr jetzt alles klar werden würde.

      »Gut zu wissen.« Ich greife Lailas Arm. »Wir sehen uns beim nächsten Football-Spiel.« Ich will sie wegziehen.

      »Tja, das glaube ich eher nicht«, sagt er und Laila bleibt abrupt stehen.

      »Wieso? Bist du verletzt oder so?«, fragt sie.

      »Nein, ich meinte Addie.« Sein Blick hält mich fest. »Was ist los mit dir? Magst du kein Football oder hältst du nichts davon, deine Schule zu unterstützen?«

      »Seit mich ein Football am Kopf getroffen hat, sehe ich die Dinger anscheinend mit anderen Augen.«

      Er blickt mich spöttisch an. »Du willst mir also erzählen, dass du vor zwei Wochen noch zu jedem Football-Spiel gegangen bist?«

      »Woher weißt du, dass ich nicht gegangen bin?« Hat der Typ mich überprüft oder was?

      »Weiß ich ja nicht. Es war eine Frage.«

      »Klingt wie eine, auf die du offenbar schon die Antwort kennst.«

      »Ich denke, ja. Aber du kannst mich immer noch vom Gegenteil überzeugen.«

      Konnte ich nicht. Ich hatte nur ein Football-Spiel besucht. Das war in der neunten Klasse gewesen. Ich hatte ziemlich schnell kapiert, dass Para-Football nicht wirklich mein Ding war. Abgesehen davon, dass es eine totale Zeitverschwendung war, hatte es nicht viel mit dem Norm-Football gemeinsam, den ich mir manchmal mit meinem Dad anschaute. Angriffe fanden kaum statt, die Telekineten im Team sorgten dafür, dass der Ball immer in der Luft blieb, und passten ihn vor und zurück. Gelegentlich stolperte ein Spieler mal, ohne dass jemand in der Nähe war. Am Ende gewann das Team mit den besten Talenten. Weil ich aber Dukes eingebildeten Blick nicht ertragen kann, sage ich: »Du irrst dich.«

      Er schnappt sich einen Drink. »Na dann, tut mir leid, dass ich dir die Freude am Football für den Rest deines Lebens mit meinem Irrläufer verdorben habe.«

      »Ich dachte, du könntest perfekt zielen«, erinnere ich ihn.

      Er hebt sein Glas, als proste er mir zu. »Tue ich auch.«

      Verwirrt überlege ich, ob ich ihn fragen soll, schüttle aber stattdessen den Kopf und schaffe es endlich, Laila wegzuziehen.

      »Heilige Scheiße, was war denn das?«, fragt sie, als wir außer Hörweite sind. »Er mag dich. So richtig.«

      »Tut er nicht. Es ist Duke. Er flirtet mit jeder. Außerdem hast du’s ja selbst gehört, Bobby und er sind gute Freunde. Ich bin mir sicher, dass hier das Jungs-halten-zusammen-Prinzip gilt.«

      »Aber du hasst Bobby. Er weiß das und jetzt will er dich ganz klar ihm wegschnappen.«

      Ich bleibe vor einem Lautsprecher stehen. Die Musik ist höllisch laut und ich brülle: »Wegschnappen?«

      »Wage es ja nicht abzulenken. Der Junge mag dich. Du musst das unbedingt ausloten. Finde heraus, ob ... keine Ahnung, finde heraus, ob er mit dir gehen will oder so.«

      »Erstens kann ich nicht einfach das Universum befragen, ob Duke mich mag. So funktioniert das nicht. Ich muss vor der Wahl stehen. Hier gibt es aber nichts zu entscheiden. Zweitens, selbst wenn ich die Möglichkeit hätte, meine Zukunft mit Duke auszuloten, würde ich es nicht tun, denn wenn ich erfahre, dass ich am Ende doch noch eine Schwäche für diesen Typen habe, bringe ich mich auf der Stelle um.«

      »Diesen Typen? Dieser Typ ist Duke Rivers, Addie. Was ist mit dir los?«

      »Er spielt nur mit den Mädchen.« Der Song ist zu Ende und meine Worte hallen in der plötzlichen Stille wider. Ich fahre zu Duke herum. Er schaut mir eine Sekunde in die Augen und sieht dann weg.

      Laila senkt ihre Stimme und beugt sich zu mir. »Und vielleicht kannst du diejenige sein, die dem ein Ende macht.«

      Ich schüttle den Kopf. Ich will darüber nicht diskutieren. Und ganz bestimmt will ich nicht diejenige sein. Jede andere bekommt vielleicht weiche Knie, wenn Duke in der Nähe ist, aber das gilt nicht für mich.

      Der nächste Song beginnt und eine Gruppe hinter uns bricht in Jubel aus und fängt an zu tanzen.

      Das ist doch lächerlich. Selbst wenn ich an ihm interessiert wäre, ich bin doch nicht jemand, über den man sich streitet oder den man an seinen Freund weiterreicht oder was auch immer. Laila liest da viel zu viel hinein.

      »Ich muss der Sozialfall sein. Die angesagten Kids veranstalten einen ›Monat der guten Taten‹. Oder haben eine Wette abgeschlossen oder so. Sieht man ständig im Kino – zwei beliebte Typen testen aus, wer das Durchschnittsmädchen zuerst rumkriegt.«

      Laila wirft ihren Kopf zurück und stöhnt laut auf. »Mal im Ernst, wer hat dir eigentlich beigebracht, so zynisch zu sein? Du siehst umwerfend gut aus und du bist


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