Geschmackssache oder Warum wir kochen. Günther Henzel

Geschmackssache oder Warum wir kochen - Günther Henzel


Скачать книгу
Baringo-Sees in der Nähe des Vulkans Karosi in Kenia Feuer gemacht, wie Werkzeuge aus Lavagestein und gebranntem Ton vermuten lassen; Feuerstellen wurden auch an der äthiopischen Grenze an der Ostseite des Turkana-Sees (Camp Koobi Fora) gefunden, also beides Orte in der Nähe aktiver Vulkane (LEAKEY; LEWIN 1980)

      140 Allein die Vorstellung, ein behaarter Schimpanse hielte sich in der unmittelbaren Nähe offener Flammen auf, lässt uns die Gefahr sofort erkennen

      141 Der Mensch verfügt über eine Wahrnehmung für Strahlungsenergie, die im mittleren Wellenbereich der Infrarotstrahlung (Wellenlängen von 3,0 µm bis 8 µm) als angenehm erlebt wird

      142 Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass Schimpansengehirne über ein geringeres Maß jener neuronalen Stränge verfügen, die beim Menschen während handwerklicher Tätigkeiten aktiv sind (STOUT 2016; S. 36)

      143 Haare (Fäden verhornter Zellen) bestehen hauptsächlich aus Keratin, ein Eiweiß mit hohem Schwefelanteil, wodurch bei der Verbrennung entsprechend übelriechende Schwefelverbindungen entstehen

      144 Zweifellos haben Hominini solche Beobachtungen und Erfahrungen gemacht. Aber erst ab einer Gehirnleistung, die ihnen erlaubte, kausale Zusammenhänge zu erkennen, konnten diese Erfahrungen zu Auslösern planvollen Handelns werden

      145 In der Kognitionsforschung wird als prozedurales, nichtdeklaratives Gedächtnis bezeichnet, was »alle Fertig-keiten, über die wir verfügen, seien sie kognitiver (…) oder motorischer Art, sowie die Ausbildung von Gewohn-heiten umfasst« (ROTH 2011; S. 7)

      146 In der Kognitionsforschung wird als prozedurales, nichtdeklaratives Gedächtnis bezeichnet, was »alle Fertigkeiten, über die wir verfügen, seien sie kognitiver (…) oder motorischer Art, sowie die Ausbildung von Gewohnheiten umfasst« (ROTH 2011; S. 7)

      147 Die diesen Handlungen zugrunde liegenden hormonellen Regelkreise, insbesondere die des Belohnungserwartungssystems, sind inzwischen gut erforscht (ROTH, STRÜBER 2014; S. 147–150)

      148 Die verschiedenen genetisch bedingten neuromodulatorischen Regelkreise unter dem Einfluss von Erfahrungen (mit epigenetischen Folgen) und daraus entstehenden individuellen Handlungsweisen bzw. -motiven (ROTH; STRÜBER 2014)

      149 Wärmestrahlung ist ein Phänomen (thermisches Spektrum vieler Materieteilchen), das ein Körper (Glut, heiße Steine u. a.) infolge seiner Temperatur aussendet (deshalb wird die Wärmestrahlung auch als Temperaturstrahlung bezeichnet). Sie gehört zur elektromagnetischen Strahlung und ist in ihrer Ausbreitung nicht an Materie gebunden (wirkt auch im Vakuum). Im Spektrum der elektromagnetischen Strahlen schließt sich die Wärme-strahlung an das sichtbare rote Licht an. Sie wird daher auch als Infrarot- oder Ultrarot-Strahlung bezeichnet (HTWK Leipzig 2019 'A'), (HTWK-Leipzig 'B'). Bei einem Abstand von 25 cm wird ein kleines Feuer auf der Haut schon nach ca. 21 Sekunden als viel zu heiß empfunden; bei einem großen Feuer in einem Abstand von einem Meter bereits nach gut einer Minute. Die Temperaturen der Flammen reichen von etwa 800° bis 900° C. Die Wärmestrahlung selbst ist unsichtbar (Planet Schule SWR/ WDR 2019)

      150 Diese physikalischen Phänomene und Beobachtungen sollten viele Jahrhunderthausende später zur Grundlage von Gartechniken werden; HARRER (1988) berichtet von Kochtechniken der Bewohner Neuguineas, bei denen Steine als »Kochplatten« und »Wärmespeicher« dienen; in Südalgerien, Tunesien, Sahara, Mali, Niger und Burkina Faso dient heißer Sand (durch Feuer erzeugt) zur Herstellung von Brotfladen (CLAUS; ROSSIE; 1976; wiss. Film)

      151 Das 'Nahrungsgedächtnis' ist vor allem im limbischen System eingebettet. Dorthin gelangen die von den Sinneszellen empfangenen Geruchs- und Geschmackseindrücke (allesamt bioelektrische Signale) in Kerngebiete und lösen dort energetisch definierbare Erregungszustände aus, die, so ist zu vermuten, mit den sie auslösenden (die Rezeptoren aktivierenden) chemisch-physikalischen Energiepaketen in 'energieäquivalenter' Beziehung stehen. Erzeugen diese Signale im Hippocampus (eine Art Gedächtnisregion und zentrale Schaltstelle im limbischen System) den dafür angelegten »Erinnerungswert« (ein 'Energiewert-Äquivalent'), kann das Stirnhirn (im präfrontalen Cortex) diesen entweder als 'gut' oder 'schlecht' bewerten. Diese Reizverarbeitung mit Bewertungssystem (u. a. aufgrund hormoneller Effekte) hat sich evolutionär entwickelt und folgt (überwiegend) genetischen Programmen. Deshalb 'weiß' der Organismus, was ihm guttut; dazu auch Wikipedia: Gehirn

      152 Noam und Cohen weisen den Zusammenhang zwischen chemosensorischen Effekten (durch Signale der Geschmacksrezeptoren) und der Immunabwehr des Körpers nach: Insbesondere die Epithelzellen der »Superschmecker« (dazu: Fußn. 504, S. 211; Fußn. 505, S. 212) setzten nach ihrer Stimulation, z. B. durch einen Bitterstoff, vermehrt Stickstoffmonoxid (NO) zur Abwehr eindringender Bakterien frei: »NO diffundiert in die Bakterien und tötet sie ab«; ebenda

      153 Blitzeinschlagsfeuer sind in diesen Regionen natürlich vorkommende Umweltfaktoren, die im Jahresmittel bei einem Blitz pro 5 000 m2 liegen

      154 »Wenn Buschbrände über die Savanne fegen, schreiten Störche (in Scharen) und andere Vögel hinter der Feuerfront her, um die solcherart 'gebratenen' Heuschrecken, kleinen Echsen und anderen Kleintiere aufzusammeln und zu verzehren« (REICHHOLF 2008; S. 134)

      155 Durch quantitative und qualitative Botenstoffwerte (abhängig von der Anzahl der Rezeptoren), die unser Organismus bei schmackhaften Speisen als »Memory-Faktor« ausschüttet (z. B. Serotonin), wodurch wir uns an das wertvolle Essen erinnern können. Hierzu auch (LEE; COHEN 2016) und (ROTH 2011; S. 95–152)

      156 »Bereits paläolithische Jäger dürften das Feuer zur Jagd benutzt und damit weiträumige Umgestaltung der Landschaft bewirkt haben …«; a. a. O., S. 68

      157 Die vom Erdinneren austretende Hitze am Islote de Hilario, ausgelöst durch eine Magmakammer in geringer Tiefe (4–5 km Tiefe), reicht aus, um Fleisch zu rösten; dazu auch Wikipedia: Nationalpark Timanfaya

      158 Feuerjagdtechniken sind auf der Welt weit verbreitet. Nicht nur die Indianer Nordamerikas setzten Feuer als Mittel zur Treibjagd ein, auch die Ureinwohner Australiens. Die Aborigines » jagen nicht nur mit ihren Speeren, sondern sie legen bei der Jagd auch kleine Feuer« (KUHRT 2913)

      159 ATP (Adenosintriphosphat) ist eine energiereiche Verbindung, die durch einen komplizierten Vorgang in den Membranen der Mitochondrien entsteht. Dabei werden Protonen aus dem Innenraum der Mitochondrien nach außen gepumpt (die Energie stammt von der 'Verbrennung', der Oxidation der Fette, Kohlenhydrate und Proteine), wobei ein energetisches Konzentrationsgefälle entsteht, das die Synthese von ADP (Adenosindiphosphat) und anorganisches Phosphat (Pi) antreibt – sobald die zurückströmenden Protonen den Ionenkanal passieren. Hier wird die elektrochemische Energie des Protonengradienten in chemische Bindungsenergie des ATP umwandelt. Dieser Ionenkanal wird ATP-Synthase genannt; REA, P. A. et al. 2015; S. 28

      160 Was, wie bereits genannt, zu morphologischen Veränderungen führte. Innerhalb der Entwicklungslinie der Hominini kam es zur Grazilisierung des Gebisses, der Dünndarm wurde länger und der Dickdarm kürzer u. a. m.

      161 Der deutsche Begriff dafür ist auch: Optimalitätsmodell; a. a. O., S. 204 ff.

      162 Das enterische Nervensystem besteht aus einem komplexen Geflecht von Nervenzellen (Neuronen), das nahezu den gesamten Magen-Darm-Trakt durchzieht. Es besitzt beim Menschen 4–5 Mal mehr Neuronen als das Rückenmark (etwa 100 Millionen Nervenzellen); siehe auch Wikipedia: Enterisches Nervensystem

      163 »Aus dem Fleisch und Blut werden während der Verdauung Exorphine (sog. Hämorphine) freigesetzt«; Exorphine sind kurzkettige Aminosäuren (Peptide), die in Eiweißmolekülen enthalten sind und von den Darmenzymen nicht in Aminosäuren zerlegt werden. Sie wirken opioid, weil sie an Opioidrezeptoren koppeln (POLLMER et al. 2008/2009; S. 8)

      164 »… erst wenn der Körper weiß, dass die Kost


Скачать книгу