Köder Null. Джек Марс

Köder Null - Джек Марс


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Morgen“, sagte Maria. Sie musste ein wenig lauter als normal sprechen, damit das Mädchen sie durch die Löcher in der Glaswand hören könnte.

      „Hallo.“ Zu Beginn drehte sich Mischa nicht, um sie anzusehen. Doch so war sie, so hatte sie sich benommen, seit Maria anfing, sie zu besuchen. Sie spielte die Unnahbare, zumindest für eine kleine Weile. Vielleicht stimmte das auch nicht, sondern sie gewöhnte sich an Maria.

      Das Mädchen war zwölf, blond und hatte grüne Augen. Maria fand sie hübsch, doch die ausdruckslose Fassade, die sie für gewöhnlich trug, ließ ihre Gesichtszüge flach wirken. Sie trug einen einfachen blauen Polyester/Baumwoll-Krankenhauskittel, wie eine Schwester in der Notaufnahme. Er hatte keine Taschen oder Reißverschlüsse, nichts aus Metall.

      Sie war barfuß. Normalerweise war ihre Laune missmutig, sie sprach wenig und konnte einen Mann, der drei Mal so groß wie sie war, ohne großen Aufwand töten. Das letzte Mal, als Maria sie ohne eine vier Zentimeter dicke Glaswand zwischen ihnen gesehen hatte, hatte sie tatsächlich versucht, sie und Null umzubringen.

      „Ich habe dir was mitgebracht”, sagte Maria auf Russisch. Sie war sich nicht sicher, woher das Mädchen ursprünglich kam, doch sie sprach Englisch perfekt akzentfrei. Während vieler Besuche hatte Maria entdeckt, dass sie ebenso gut in Russisch, Ukrainisch und Chinesisch war.

      Auf der Höhe von Marias Ellenbogen befand sich eine rechteckige Klappe in der Glaswand mit einer Schlinge als Griff. Sie zog sie auf und legte das Croissant hinein, das sie zuvor aus Nulls Wohnung mitgenommen hatte. Die Klappe auf der anderen Seite - auf Mischas Seite - war so eingestellt, dass sie nicht zur gleichen Zeit geöffnet werden konnte. Nicht, dass das etwas ausmachte. Das Mädchen nahm niemals etwas von dem Essen an, das sie mitbrachte, bis Maria wieder weg war.

      „Das sollte noch warm sein“, fügte sie hinzu.

      „Spasiba,“ sagte Mischa, fast unmerklich. Danke.

      „Bekommst du genug zu essen?“

      Das Mädchen zuckte nur mit einer Schulter.

      Maria schloss ihre Augen für einen Moment, um die Tränen herunterzuschlucken, die plötzlich aus ihr strömen wollten. Sie wusste nicht, warum sie bei jedem Besuch so rührselig wurde. Mindestens ein Mal bei jedem Besuch überkam sie eine Welle tiefster Traurigkeit darüber, dass ein so junges Mädchen in einer Haftzelle im Untergeschoss saß.

      Mischa hatte der chinesischen Gruppe mit der Ultraschallwaffe angehört. Ihr Vormund war eine rothaarige Russin gewesen, eine ehemalige Geheimagentin namens Samara, die zu den Chinesen übergelaufen war, um einen Terroranschlag auf amerikanischem Boden zu planen, der wie ein Angriff der Russen aussehen sollte. Samara und ihre Kollegen waren jetzt tot. Nur Mischa hatte überlebt. Allerdings hatte sich kein Land der Welt wegen ihr gemeldet. Die ganze Welt stritt jede Kenntnis von ihr ab.

      Der hauptsächliche Grund, warum sie weiterhin hier in Langley im Untergeschoss blieb, war sicherlich nicht, dass die CIA sie nicht ins marokkanische Geheimgefängnis gesteckt hätte. Nein, es lag daran, dass die Agentur einfach nicht beweisen konnte, dass sie wirklich ein Verbrechen begangen hatte. Niemand im Team - weder Null noch Strickland und ganz sicher nicht Maria - hatten gegen sie ausgesagt oder über ihre Handlungen gesprochen.

      Sie wussten einfach nicht, was tun mit einem möglicherweise gefährlichen, hochtrainierten und definitiv tödlichen Kind, das man vermutlich einer Gehirnwäsche unterzogen hatte. Deshalb blieb sie hier.

      Doch Maria konnte nichts davon sehen. Sie sah einfach nur ein Mädchen, das ihr während der letzten paar Monate gelegentlich eine Verletzlichkeit gezeigt hatte, die bewies, dass sie immer noch ein Mensch war.

      „Was ist denn?“, fragte Mischa.

      Maria bemerkte, dass ihre Augen immer noch geschlossen waren. Sie öffnete sie und lächelte, als sie sah, wie das Mädchen sie fragend anblickte. „Also … um ehrlich zu sein, bin ich traurig.“

      „Warum.“ Es klang mehr wie eine Aussage als eine Frage.

      „Ich bin traurig für dich“, erklärte Maria. „Dass du hier sein musst.“

      „Ich war schon an schlimmeren Orten“, erwiderte das Mädchen.

      „Das ist keine Entschuldigung dafür“, sagte Maria streng. „Du hast Besseres verdient. Du bist kein Tier. Vielleicht …“ Sie hielt inne. Vielleicht kann ich eine Zelle mit einem Fenster für dich aushandeln, wollte sie eigentlich sagen.

      Aber es wäre immer noch eine Zelle.

      Maria hatte begonnen, das Mädchen ein paar Tage nach ihrer Verhaftung zu besuchen. Seitdem kam sie zwei Mal wöchentlich. Während der ersten paar Besuche hatte Mischa sie nicht mal angesehen. An ein Gespräch war überhaupt nicht zu denken. Die nächsten paar Besuche danach hatte Maria damit verbracht, das Mädchen davon zu überzeugen, dass sie es nicht foltern oder quälen würde. Maria wollte keine Informationen. Sie wollte überhaupt nichts vom früheren Leben des Kindes wissen, das war die absolute Wahrheit. Die Zelle wurde sowohl durch Video- als auch Audioaufnahmen überwacht. Jegliche Erwähnung von Mischas Vergangenheit könnte Indiskretionen enthüllen, die ihr einen Flug ohne Rückfahrkarte zu einem viel schlimmeren Ort verschaffen könnten.

      Maria hatte sieben Wochen gebraucht, um herauszufinden, dass die Lieblingsfarbe des Mädchens violett war, und dass sie Tootsie Rolls Süßigkeiten mochte - allerdings hatte sie auch den starken Verdacht, dass Mischa noch niemals eine andere Süßigkeit probiert hatte. Deshalb hatte sich Maria dazu entschlossen, ihr welche mitzubringen. So war es zu einem Ritual geworden, ihr ein Häppchen Essen mitzubringen und es ihr - mit der Erlaubnis des Wächters Ben - durch die kleine, rechteckige Tür in der Zelle zu schieben.

      Maria wusste, dass sie beobachtet wurde, aber es war ihr egal. Sie war sich sogar ziemlich sicher, dass sie immer noch die Zugangsrechte einer stellvertretenden Direktorin hatte, weil sie das Mädchen besuchte. Solange sie dies in ihrer Freizeit tat, mussten alle anderen nur zuhören, aufpassen und hoffen, dass sich daraus Informationen ergaben.

      Maria setzte sich im Schneidersitz auf den Boden direkt hinter der Glaswand, ihre Knie berührten sie fast. „Hast du Lust auf ein Spiel?“

      Mischa blickte sie einen langen Moment aus ihrem Augenwinkel an. „Was denn für ein Spiel?“

      „Es heißt: ,Ich habe noch nie.‘ Kennst du das?“

      Das Mädchen schüttelte ein wenig den Kopf.

      „Es ist ganz einfach. Halte drei Finger hoch. So.“ Maria wusste, dass das Mädchen nicht offen sprechen würde, doch sie hoffte, dass sie die Kleine dazu bringen würde, sich ein wenig zu öffnen, indem sie ein paar Fragen als ein Spiel tarnte. „Ich fange an. Ich sage etwas, das ich noch nie getan habe, doch das ich gerne tun würde. Wenn du das schon gemacht hast, dann nimmst du einen Finger herunter. Dann sagst du etwas, das du noch nie getan hast. Wenn du alle Finger heruntergenommen hast, dann verlierst du.“

      Mischa starrte eine Weile auf den Boden, lange genug, damit Maria dachte, dass ihre List vielleicht doch nicht so klug war, wie sie anfänglich gedacht hatte.

      Dann hob das Mädchen langsam einen Arm hoch und streckte drei Finger aus.

      „Gut. Ich fange an. Äh … ich war noch nie auf den Bahamas.“

      Die drei Finger des Mädchens blieben oben.

      „OK“, sagte Maria, „jetzt bist du dran.“

      „Ich habe noch nie …“, murmelte Mischa, „Fußball gespielt.“

      Maria bog langsam einen Finger herunter. „Hast du Lust darauf?“

      Mischa nickte einmal.

      „Hast du andere Kinder spielen gesehen? Oder im Fernsehen?“

      „Im Fernsehen. Es sah aus, als würde es…“ Sie hielt einen Moment inne, als würde sie versuchen, sich an das richtige Wort zu erinnern. „Spaß machen.“

      Maria verkniff sich ein Lächeln. Das war das größte Zugeständnis, das Mischa ihr bisher gemacht hatte. „In Ordnung. Ich bin dran. Ich habe noch nie Süßigkeiten gegessen, bis mir schlecht wurde.“

      Das


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