Köder Null. Джек Марс

Köder Null - Джек Марс


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gestreiften Sofa im Oval Office zurück, zog beide Schuhe aus und legte seine Füße auf den polierten Couchtisch vor sich. Er war sich ziemlich sicher, dass das Sofa (eines von zwei, die im 90 Grad-Winkel zum Schreibtisch standen) gestern noch nicht da war, doch er wusste es nicht genau. Normalerweise war der Raum so voll von Geschehen. Berater, vereinigte Generalstabschefs und Verwalter wirkten hier und dort beschäftigt, weshalb die Möbel mehr zum Hintergrund als zu Dekorationsstücken wurden. Dazu kam noch, dass seine Frau, Deirdre, es sich zur Aufgabe gemacht hatte, dem Design Team des Weißen Hauses „auszuhelfen“, jedes Zimmer scheinbar einmal wöchentlich umzumodellieren. So kam es ihm zumindest vor.

      Es war ein hübsches Sofa. Er hoffte, dass es eine Weile im Büro bliebe.

      Rutledge war letzten November fast wie ein Möbelstück  aussortiert worden. Vor nur ein paar Monaten hatte er sich ernsthaft überlegt, von der Präsidentschaft zurückzutreten, da er sich für untauglich für den Posten gehalten hatte. Er war vom Posten als Sprecher des Repräsentantenhauses direkt nach oben befördert worden. Das lag an dem riesigen Skandal seines Vorgängers mit Russland. Er hatte etwas Zeit gebraucht, um sich an die neue Stellung zu gewöhnen; sowohl an die Macht als auch an die Verantwortung, die sie mit sich brachte.

      Doch das lag hinter ihm. Er hatte sich dazu entschieden, im Amt zu bleiben, und dann hatte er die kalifornische Senatorin Joanna Barkley zu seiner Vizepräsidentin ernannt. Bisher machte sie ihre Sache traumhaft. Sein Beliebtheitsgrad war so hoch wie noch nie, selbst die Konservativen mochten Rutledge. Mitte Dezember hatte es eine kleine Absenkung gegeben. Dazu war es gekommen, weil er den fürchterlichen Fehler begangen hatte, sein Haar in seinem ursprünglichen kastanienbraunen Ton zu färben. Er hatte das nur getan, weil die grauen Strähnen ihm auf die Nerven gegangen waren. Es war ihm nicht darum gegangen, jünger auszusehen und es war auch nicht aus Eitelkeit geschehen, sondern deshalb, weil er sein Selbstbewusstsein beibehalten wollte. Trotzdem hatten die Medien für zweieinhalb Tage nicht aufgehört, darüber zu spekulieren, was er damit beweisen wollte. Anscheinend stand das Haarefärben nicht im großen Buch ungeschriebener präsidentieller Gesetze. Man erwartete, dass er entweder in Würde oder ganz fürchterlich alterte, so wie jene, die vor ihm kamen.

      Es war einer der seltenen Momente, in denen er allein war. Er genoss ihn, indem er die Jacke über den Stuhl warf und seine Füße in den schwarzen Socken auf den Tisch legte. Natürlich war er niemals wirklich allein. Es gab Kameras im Raum und mindestens zwei Secret-Service-Agenten standen direkt vor den Türen. Doch das reichte schon und er genoss diese kurzen Momente, wenn es ihm möglich war - es gab nur so wenige davon.

      Die Beziehungen der USA mit Russland waren schon seit ein paar Jahren ein Drahtseilakt, selbst bevor Rutledge zum Präsidenten der Vereinigten Staaten wurde. Und jetzt war China auch noch auf der falschen Seite. Der Handelskrieg war vorbei und die chinesische Regierung gab sich freundlich. Doch das lag nur daran, dass Rutledge persönlich damit gedroht hatte, die ganze Geschichte mit der Ultraschallwaffe ans Tageslicht zu bringen und die Identitäten der Kommandosoldaten freizugeben, die mit ihr geschickt wurden. Derzeitig gab es einen Waffenstillstand, doch der war so zerbrechlich wie Glas und könnte in die Brüche gehen, sobald die Chinesen eine Möglichkeit witterten.

      Aber etwas musste getan werden. Rutledge wusste das. Er hatte sogar eine Idee, aber es war Barkley, die ihn davon überzeugt hatte, dass man sie verwirklichen konnte. Sie war dafür bekannt, riesige, scheinbar unmögliche Probleme anzugehen und sie in mehrschrittige Lösungen zu verwandeln. Er dachte, dass sie eine großartige Mathematikerin hätte sein können. Sie unterteilte jedes Problem in seine einfachsten Bestandteile.

      Um es einfach auszudrücken, war das Ziel der Friede im Nahen Osten. Nicht nur zwischen den Vereinigten Staaten und jedem Mitgliedsland, sondern auch zwischen den einzelnen Ländern. Sicherlich war das weit hergeholt, doch jeder Schritt ginge hierbei in die richtige Richtung.

      Zwei Monate lang hatten sie mit Treffen, Planung und Hoffnung verbracht. Sie hatten sich die Stimmen der Pessimisten angehört, Strategien entworfen und sich überlegt, wie sie sich beliebt machen könnten. Man hatte Reden geschrieben und Alpträume überlebt. Doch jetzt geschah es.

      „Morgen kommt der Ajatollah vom Iran nach Washington.“

      Er sagte es laut zu sich selbst in dem ansonsten leeren Oval Office, als ob er es darauf angelegt hätte, dass jemand hereinkam, um ihm zu widersprechen. Doch es stimmte: der höchste Anführer des Irans, ein Mann, der einst öffentlich geschworen hatte, dass er sich niemals den Vereinigten Staaten ergeben würde; ein Mann, der das ganze Land verteufelt hatte, sollte am nächsten Tag eintreffen. Erst würde er das UN-Gebäude in New York besuchen, wo das Abkommen derzeit noch einmal überprüft wurde. Dann würde der Ajatollah nach Washington DC reisen, um sich mit Rutledge zu treffen und das für beide Seiten vorteilhafte Abkommen zu unterzeichnen. Es würde nicht nur den Frieden zwischen ihnen absichern, sondern auch dem Volk des Ajatollahs Unterstützung versprechen. In einer perfekten Welt würde es auch dazu beitragen, islamischen Fremdenhass in den USA zu vermindern.

      Rutledge war nervös, doch verspürte auch Optimismus. Sollte der Ajatollah den Bedingungen des Abkommens zustimmen, dann würde das nicht nur in die Geschichte eingehen, sondern es würde auch zum Vorbild für Frieden mit anderen islamischen Ländern werden.

      Oder zumindest mit den meisten von ihnen, dachte er verbittert. Barkley hatte ihn über alle Details ihrer kürzlichen Reise nach Saudi-Arabien zum Begräbnis des Königs informiert, auch über die Forderungen des Prinzen - vielmehr war er jetzt der neue König. Die US-Truppen verließen schon ihre Befehlsstände und zogen sich in benachbarte Länder zurück. Die Botschaften wurden geräumt. Rutledge hatte dort drüben Leute vor Ort, die versuchten, es soweit wie möglich vor der amerikanischen Öffentlichkeit geheimzuhalten, doch das war eine unmögliche Aufgabe. Die Gerüchteküche brodelte und Berichte verließen Saudi-Arabien auf andere Weise.

      Letztendlich würde er öffentlich über den derzeitig zerbrechlichen Stand der Dinge zwischen dem Iran, Saudi-Arabien und den USA sprechen. Bald schon gäbe es einen Maßnahmenplan und Pressekonferenzen.

      Letztendlich. Doch das müsste warten, bis der Besuch des iranischen Anführers vorbei war. Er hatte zu viel Zeit damit verbracht, diesen Besuch möglich zu machen.

      Ein kurzes Klopfen an der Tür riss ihn nicht nur aus seinen Gedanken, sondern erschreckte ihn ausreichend, damit er die Füße vom Couchtisch nahm und sich gerade aufsetzte. Es schien fast, als ob seine eigene Mutter ihn mit den Füßen auf den Möbeln erwischt hätte.

      „Mr. Präsident?“

      Er räusperte sich. „Ja, treten Sie ein, Tabby.“

      Der linke Flügel der cremefarbenen Tür öffnete sich gerade weit genug, damit Tabitha Halpern ihren Kopf mit der kastanienbraunen Bobfrisur hineinstecken konnte. „Entschuldigen Sie bitte, Sir, aber Sie werden sofort gebraucht. Im -“

      „Lassen Sie mich raten.“ Rutledge rieb sich die Stirn. „Im Krisensaal.“

      Die Stabschefin des Weißen Hauses runzelte die Stirn. „Hat Sie jemand angerufen?“

      „Nein, Tabby. War nur eine wohlbegründete Vermutung.“ Er griff nach seinen Schuhen. „Nur eine Woche. Wenn wir mal nur eine Woche keine Krise hätten. Das wäre doch was.“

*

      Der John F. Kennedy-Konferenzsaal befand sich im Untergeschoss des West-Wings. Es war ein tausendfünfhundert Quadratmeter großes Zentrum, das für gewöhnlich der Krisensaal genannt wurde. Der Name passte auch, denn Präsident Rutledge trat dort nur ein, wenn es eine Krise gab.

      Und scheinbar gibt es immer eine Krise.

      Die zwei Secret-Service-Agenten gingen voran, zwei weitere folgten ihnen. Tabby Halpern, mit ihren ein Meter sechzig, musste doppelt so viele Schritte machen, um mitzuhalten. Dabei las sie ihm aus einer einseitigen Einweisung vor, die sie Momente zuvor erhalten hatte. Es ging um irgendetwas mit Südkorea und einem gestohlenen Schiff. Rutledge war immer noch ziemlich in seine eigenen Gedanken vertieft.

      Bitte keine Katastrophe. Nicht vor einem solch historischen Besuch.

      Die üblichen Anwesenden und bekannten Gesichter waren schon um den polierten Konferenztisch versammelt - die meisten von ihnen. Der Verteidigungsminister Colin


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