STARS AND STRIPES (Black Stiletto 3). Raymond Benson

STARS AND STRIPES (Black Stiletto 3) - Raymond Benson


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du?«

      »Sie war …«

      Oh mein Gott, wollte meine Mutter mir etwas über die Black Stiletto erzählen?

      »Was, Mom? Was war sie?« Ich spürte, wie ich noch ängstlicher und sprachloser wurde.

      Mom runzelte die Stirn. Was auch immer ihr auf der Zunge lag, war nicht greifbar. Für einen Moment rang sie nach Worten. Sie drückte meine Hand.

      »Dem Baby zuliebe«, sagte sie.

      »Was? Mom, was? Was, dem Baby zuliebe? Welches Baby?«

      »Ich musste aufhören.«

      »Aufhören? Aufhören womit? Die Black Stiletto zu sein? Willst du das damit sagen?«

      Als der Name fiel, wandte sie sich wieder dem Fernsehgerät zu. Dann ließ sie ihren Tränen freien Lauf.

      »Mom?« Trotz meiner immensen Aufregung stand ich auf und legte meine Arme um sie. »Ist okay, du brauchst nicht zu weinen.«

      In dem Moment klopfte eine Schwester an die offene Tür und betrat das Zimmer. »Geht es Ihnen gut?«, fragte sie heiter, doch als sie uns sah, wurde sie besorgt. »Ist alles in Ordnung?«

      Ich ließ Mom los und sagte: »Oh, meine Mutter ist wegen irgendetwas durcheinander. Ich weiß nicht, was es ist.«

      Die Frau lief zu meiner Mutter, sprach ein paar aufmunternde Worte und fragte sie, wie es ihr ging. Mom antwortete entsprechend und schien sich zu beruhigen, während die Schwester ein Papiertaschentuch nahm und ihr das Gesicht abwischte. Ich erklärte ihr, dass meine Mutter plötzlich und ohne Grund zu Weinen begonnen hatte, aber ich wusste, dass das etwas war, das allen Alzheimer-Patienten widerfahren konnte.

      Als sich die Schwester um meine Mutter kümmerte, nutzte ich das als Vorwand, um zu gehen, denn ich konnte es nicht länger ertragen, in diesem Raum zu sein. Ich spürte, dass etwas Schmerzhaftes zwischen mir und meiner Mutter vorging. Vielleicht diese Mitgefühl-Sache, die sie früher hatte. Sie spürte meine Angst und wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Ich verabschiedete mich, küsste meine Mom noch einmal auf die Wange und machte, dass ich davonkam.

      Vielleicht hat Maggie recht und ich sollte wirklich einen Seelenklempner aufsuchen.

      Als ich an diesem Abend zu Hause eintraf, entschloss ich mich, Carol anzurufen. Meine Ex. Sie arbeitete als Verwaltungsangestellte bei einer Arzneimittelfirma, und ich dachte mir, dass ich sie fragen könnte, ob sie einen Psychiater empfehlen kann. Ihre Firma gehört zu den Anbietern, die von meiner Krankenversicherung abgedeckt werden, und so ungern ich Carol auch erzählen wollte, dass ich unter Angststörungen litt, war sie doch die einzige Person neben Maggie, die ich kannte, mit der ich darüber reden konnte.

      Carol und ich pflegen eine freundliche Beziehung zueinander. Immerhin haben wir eine fantastische Tochter zusammen. Unsere gemeinsame Zeit in New York, als Gina sich von dem Überfall erholte, war ganz sicher unangenehm gewesen, aber ich denke, wir waren beide froh darüber, dass der andere da war. Ich kann nicht längere Zeit in ihrer Gegenwart sein, aber wir hassen uns auch nicht, so wie andere geschiedene Paare.

      Sie begrüßte mich am Telefon mit einem unverbindlichen »Oh, hi Martin, wie geht es dir?«

      Ich log, behauptete, dass es mir gut gehen würde, und fragte sie dann, ob sie etwas Neues von Gina gehört hätte.

      »Ich habe gestern mit ihr gesprochen«, sagte Carol. »Ich denke, sie kommt zurecht. In der Schule kommt sie gut voran und es geht ihr besser. Ihr Kiefer tut nicht mehr so weh.«

      »Gut, das zu hören.«

      »Aber ich weiß nicht so recht. Wenn ich mit ihr rede, scheint sie viel über den Übergriff zu sprechen, ist dir das auch schon aufgefallen?«

      Das war es nicht. »Meinst du nicht, dass das normal ist? Es ist erst einen Monat her. Sie haben ihr gerade die Drähte entfernt.«

      »Ich weiß, aber wenn ich mit ihr rede, bringt sie immer wieder die polizeilichen Ermittlungen zur Sprache. Dass sie noch niemanden festgenommen haben, wie die Sache sich immer mehr in die Länge zieht und wie es sein kann, dass da draußen ein Serienvergewaltiger herumläuft, den niemand aufspüren kann. Sie hört sich dabei sehr aufgebracht an.«

      »Na ja, wärest du nicht auch verärgert darüber? Ich wäre es ganz sicher. Ich wäre wütend.«

      »Natürlich, ich ebenfalls, aber du solltest mit ihr reden, Martin. Sie … ich weiß auch nicht, es hört sich so an, als ob sie zu viele Hoffnungen darauf setzt, dass der Kerl gefasst wird. Ich will nicht, dass es sie auffrisst, verstehst du? Sie sollte sich weiter mit dem Therapeuten unterhalten, den sie aufsucht, und ansonsten versuchen zu vergessen, was vorgefallen ist.«

      »Carol, das wird seine Zeit brauchen. So etwas gelingt nicht über Nacht.«

      »Ja, ich weiß. Ich mache mir einfach nur Sorgen um sie.«

      »Nun, das tue ich ebenfalls, aber sie konnte mich davon überzeugen, dass sie auf ihre Weise damit klarkommen muss, und sie ist klug und erwachsen genug, das auch zu schaffen.«

      »Ich weiß, und du hast ja recht. Aber rede doch mal mit ihr. Vielleicht bringt sie das Thema zur Sprache?«

      »Okay. Das letzte Mal, dass ich mit ihr sprach, ist schon eine Woche her, also ist es ohnehin an der Zeit, dass ich mich mal wieder bei ihr melde.«

      Die Unterhaltung nahm dann eine andere Wendung, denn Carol sprach eine Weile über ihre Arbeit. Ich fand keinen geeigneten Zeitpunkt, um das Gespräch auf das Thema Psychiatrie umzulenken, und dann überraschte sie mich mit: »Oh, und sag mal, ich habe gehört, dass du dich mit jemandem triffst!« Sie sagte das so, als wären das gute Neuigkeiten und das Beste, was ihr passieren könnte.

      »Äh, wo hast du denn das her?«

      »Gina hat mir erzählt, dass du mit der Ärztin deiner Mutter ausgehst? Stimmt das?«

      Dieses verflixte Kind! Ich hatte lediglich erwähnt, dass ich ein paarmal mit Maggie auf einen Kaffee aus war. Gina war deswegen ganz aus dem Häuschen gewesen, als wäre das eine große Sache.

      »Oh, wir waren nur gemeinsam Kaffeetrinken. Und ein paarmal Essen. Das ist alles.«

      »Wie heißt sie? Dr. McDaniel, oder?«

      »Ja. Margaret. Maggie. Und sie ist nicht wirklich Moms Ärztin, sie macht dort nur ein paar Krankenbesuche. Mom geht noch immer zu Dr. Schneider, wobei … wenn ich so darüber nachdenke, weiß ich gar nicht mehr, wann sie das letzte Mal da war. Maggie kümmert sich derzeit viel um sie.«

      »Dann klingt es aber schon so, als wenn sie ihre Ärztin wäre.«

      »Ja, kann sein.«

      »Ist sie nett?«

      »Meine Mom? Klar, sie ist herzallerliebst.«

      Carol lachte. Ich schaffte es immer noch, sie aufzuheitern. »Martin!«

      »Ja, sie ist nett. Weißt du, da ist nichts weiter. Wir sind einfach nur Freunde.«

      »Wenn du das sagst.«

      »Wirklich.«

      »Okay. Nun, vielleicht magst du deine Freundin ja mit zu einer Party bringen?«

      »Oh, schmeißt du eine Weihnachtsfeier?«, fragte ich.

      »Zum Teil. Aber es gibt auch noch einen anderen Grund.«

      Ich war so dämlich. Ich kam nicht drauf, worauf sie hinauswollte. »Welchen denn?«

      »Ross und ich haben beschlossen, zu heiraten. Wir wollen ein kleines Treffen an den Feiertagen ausrichten, wenn Gina zuhause ist. Wir werden die Zeremonie dort abhalten und danach eine kleine Hochzeitsfeier geben.«

      Ross Maxwell. Der reiche Anwalt, mit dem sie sich seit einer Weile traf. Ich schätze, damit hätte ich irgendwann rechnen müssen, aber ich hatte es nicht wahrhaben wollen. Carol war seit Monaten mit ihm zusammen. Sie nannte mir den Tag und die Uhrzeit, aber das


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