Das Neue Land. Verena Pausder

Das Neue Land - Verena Pausder


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erleben Wertschätzung, ja Dankbarkeit für Menschen,

      die dieses Land tatsächlich zusammenhalten,

      und vor allem haben wir gelernt,

      was Gemeinwohl tatsächlich bedeutet.

      Gemeinwohl ist der Zustand, bei dem es nicht nur uns selbst, sondern auch anderen gut gehen muss.

      Und es war bei vielen, bei sehr vielen der Wille zu spüren,

      ihre Kraft,

      ihre Energie,

      ihre Talente in dieses Gemeinwohl einzubringen.

      Bei mir war es die Entwicklung einer Homeschooling-Website.

      Weil die meisten Schulen die Krise unvorbereitet getroffen hat,

      weil Eltern und Lehrer*innen mit Homeschooling überfordert waren,

      weil sie nicht wirklich wussten,

      wie sie Schüler*innen unterrichten sollten, die nicht in der Schule sitzen,

      habe ich homeschooling-corona.com ins Netz gestellt.

      Seit Jahren beschäftige ich mich mit digitaler Bildung,

      habe digitale Lernwerkstätten und Anwendungen entwickelt,

      habe viel von meiner Energie in eine neue,

      bisher wenig beachtete Form der Bildung

      gesteckt.

      Meine Homeschooling-Webseite wurde während der Krisenmonate

      hunderttausendfach aufgerufen und geteilt.

      Es meldeten sich Lehrer*innen, Schulleiter*innen und Politiker*innen aus ganz Deutschland,

      und ergänzten, welche Lösungen es noch gibt,

      um einen digitalen Unterricht zu gestalten.

      Eine enorme Energie wurde freigesetzt,

      Ideen sprühten,

      die Veränderungsbereitschaft war immens.

      Für mich eine absolut positive Erfahrung,

      wie sich in der Krise zeigt,

      was wirklich richtig und wichtig ist.

      Und dass intensiv am Neuen gebaut werden kann,

      ja, gebaut werden muss,

      damit ein Neues Land entsteht.

      Mir geht es nicht darum, in die Zukunft zu blicken,

      und Vorhersagen zu machen.

      Mir und meiner Generation geht es darum,

      jetzt Verantwortung zu übernehmen.

      Denn:

      Das Neue Land ist da.

      Es ist schon lange da.

      Es ist digital, es ist weltoffen, es ist vernetzt,

      es schätzt Familie und Beziehungen,

      es ist kooperativ und innovativ,

      es ist mobil und umweltbewusst,

      es kennt die Bildung von morgen,

      es riskiert etwas, es ist anständig, es ist politisch.

      Man hat dieses Neue Land lange höflich behandelt.

      Man hat sich mit dem Neuen Land geschmückt,

      es als sympathische Ergänzung gesehen,

      gerade das »Digitale« war eine hübsche Zierde für den Industriestandort,

      aber:

      Man hat es nie ernst genommen.

      Nie wirklich ernst genommen.

      Bis jetzt.

      Corona hat, bei aller Menschlichkeit, Solidarität und Wertschätzung,

      vor allem Versäumnisse offenbart.

      In den vergangenen Monaten haben viele gesagt, was sich ändern muss.

      Und doch sind es oft genau diejenigen,

      die schnell in alte Verhaltensweisen zurückfallen.

      Denn:

      Warum sollte jemand, der sich vor der Krise gegen Veränderung,

      gegen den Wandel gesträubt hat,

      warum sollten diejenigen

      plötzlich zu Gestaltern des Neuen werden?

      In der Coronakrise offenbart sich vor allem unser Digitaldefizit.

      Das Neue Land sprach schon lange

      von Breitbandausbau,

      von schnellem Internet,

      von Künstlicher Intelligenz,

      von Telemedizin und Onlinesprechstunden,

      von digitaler Bildung,

      von E-Government-Lösungen für

      Arbeitsämter, Gesundheitsämter, Bürgerämter,

      doch das verfing nicht, wie so vieles.

      Bis jetzt.

      Die Zahl der Versäumnisse ist hoch,

      wie auch die Zahl der Beteuerungen, es von nun an anders zu machen.

      In den vergangenen Monaten haben wir sehr oft,

      vielleicht etwas zu oft, gehört,

      was sich alles ändern wird,

      wie sich die Welt,

      wie sich das digitale Miteinander,

      wie sich globale Lieferketten,

      wie sich unser Konsum,

      wie sich das Reisen,

      wie sich die Zusammenarbeit verändern wird.

      Dabei wächst mit jedem Tag,

      in dem das Leben wieder »normal« wird,

      immer auch die Gefahr, in alte Verhaltensmuster zurückfallen.

      Weil es doch VOR der Krise gut war.

      Weil diese nostalgische Sehnsucht nach dem »guten Früher« so stark ist.

      Für mich dagegen ist die Sehnsucht nach einem guten Morgen viel stärker.

      Das oberste Ziel eines guten Morgen ist,

      einen Plan für die Zukunft zu schaffen,

      eine Vision für das Land zu entwickeln.

      Und gemeinsam das Neue Land zu bauen!

      Es ist ein Leichtes, auf »die« Politik zu schimpfen,

      ein Leichtes, alles besser zu wissen,

      auf Twitter großspurig zu erklären, was jetzt wirklich getan werden muss.

      Doch das wird nicht mehr reichen.

      Aus meiner Sicht müssen wir neue Wege finden,

      wie wir unsere Erfahrung

      und auch unsere Umsetzungsstärke einbringen können –

      und zwar jetzt, genau jetzt.

      Jetzt beginnt die Zukunft.

      Wer Kinder hat wie ich,

      wer dieses Land liebt,

      wer die Menschen dieses Landes liebt,

      wer in diesem Land etwas bewegen will,

      für den ist Zukunft nicht nur ein gesichertes Auskommen,

      nicht nur persönlicher Wohlstand,

      nicht nur Egoismus und Gleichgültigkeit.

      Für


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