Acevado - Wann bleibst du?. Jule Heer

Acevado - Wann bleibst du? - Jule Heer


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      Acevado

      Wann bleibst du?

      Jule Heer

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      Impressum:

      Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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      © 2020 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

      Mühlstr. 10, 88085 Langenargen

      Alle Rechte vorbehalten. Taschenbuchauflage erschienen 2015

      Lektorat: Melanie Wittmann

      Herstellung: Redaktions- und Literaturbüro MTM

      ISBN 978-3-86196-544-2- Taschenbuch

      ISBN: 978-3-96074-306-4 - E-Book

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Inhalt

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      Für Jana,

      weil du wie ein lebender Ratgeber für mich warst.

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      Prolog

      Er presste mit klopfendem Herz sein Ohr gegen die schwere Eichentür und versuchte, die gedämpften Worte, die dahinter gesprochen wurden, zu verstehen.

      Was hatte die Männerstimme da gerade von „zur Strecke bringen“ gesagt?

      Sofort beschleunigte sich sein Herzschlag auf die doppelte Geschwindigkeit und er spürte Panik in sich aufsteigen. Verzweifelt ballte er seine Hände zu Fäusten und grub sich die Fingernägel ins Fleisch, bis es schmerzte. Das konnte doch jetzt nicht das Ende sein, oder? Er war sich vielleicht vieler seiner Ziele nicht bewusst, doch bei einem war er sich sicher: Er wollte noch nicht sterben!

      Trotzdem blieb er stumm, um nicht durch hysterisches Schreien die Aufmerksamkeit und womöglich den Zorn derer, die ihn hierher verschleppt hatten, auf sich zu lenken.

      Auf dem Weg von der Schule nach Hause war einer der Entführer aus dem Schatten einer Hauswand gesprungen, hatte ihm eine Hand auf den Mund gepresst und in drohendem Ton geflüstert: „Hör gut zu, Junge, du bleibst jetzt ganz ruhig, kommst einfach mit zu meinem Auto, dann wird dir nichts passieren. Mein Chef will dir nur in aller Freundschaft einen Deal vorschlagen.“

      „Nichts passieren“ und „einen Deal vorschlagen“ passten nicht gerade zu Mordabsichten, aber jetzt konnte er sowieso nicht mehr entkommen, denn derjenige, der ihn auf der Straße gepackt hatte, und der andere, der im Auto gewartet hatte, hatten ihn hier eingesperrt und jeder Fluchtversuch wäre zwecklos.

      „Sie hat etwas an sich“, drang jetzt eine andere Stimme zu ihm in sein Verlies, das ursprünglich eine geräumige Abstellkammer gewesen war.

      „Ihr Verlust wäre natürlich zu tragisch“, lachte jemand und es klang gehässig und boshaft, dennoch ließen ihn die Worte aufatmen, denn das hieß, dass sie schon ein anderes Opfer im Blick hatten.

      Und auch wenn er wusste, dass es egoistisch war, verschwendete er keinen Gedanken an das Verbrechen, das diese Schweine an einem anderen, offensichtlich weiblichen Menschen begehen würden.

      Von dem folgenden Wortwechsel verstand er nur ein paar Fetzen wie „mächtig“, „unersetzlich“ und „Köder“, konnte sich jedoch keinen Reim darauf machen. Offensichtlich hatten sie ihre Stimmen gesenkt, um einen Plan zu schmieden.

      Allerdings hatte er keine Zeit, ausführlich darüber nachzudenken, was die Männer wohl tuschelten, denn plötzlich drangen erneut vollständige Sätze an seine Ohren. „Sie besaß die bezaubernde Schönheit einer jungen Frau, die rettungslos verliebt ist.“

      Er glaubte, die Stimme seines Entführers zu erkennen, und spitzte die Ohren.

      „Ihre Augen leuchteten in der Farbe von geschliffenem Bernstein, ihre Haare wie Ruß. Allein wie er sie ansah, das sprach schon Bände. Er liebt sie, keine Frage, und sie erwidert seine Gefühle mit derselben Intensität. Wäre es nicht eine Verschwendung, diese Gefühle unangetastet zu lassen?“

      Eine Zeit lang herrschte Stille in dem benachbarten Raum, doch als er schon annahm, die Männer wären gegangen, wurde mit einem Ruck die Tür aufgerissen und er konnte gerade noch ein paar Schritte rückwärtsstolpern, sonst wäre er dem Entführer, der das Auto gefahren hatte, direkt in die Arme geplumpst.

      Dieser lächelte nur höhnisch, als er erkannte, dass der Junge gelauscht hatte. „Ach, hat der kleine Mann unerlaubt ein Gespräch unter Erwachsenen mit angehört? Nun gut, es wurde ja nichts besprochen, was du nicht ohnehin gleich erfahren wirst.“ Und dann fügte er in hartem Ton hinzu: „Komm mit! Der Chef hat wie gesagt noch ein Wörtchen mit dir zu reden!“

      Der andere Mann, der stumm danebengestanden hatte, packte ihn nun am Kragen, als er sich nicht gleich regte, und stieß ihn fluchend vor sich her. Sie durchquerten im Laufschritt mehrere Gänge und blieben kurz darauf vor einer Tür stehen.

      Der Griff um seinen Nacken verstärkte sich und er krümmte sich vor Schmerz, was seinem Peiniger nur ein schadenfrohes Grinsen entlockte. Dann beugte er sich zu ihm hinunter und zischte ihm drohend ins Ohr: „Hör zu, da drin benimmst du dich gefälligst, verstanden? Du versuchst keine Spielchen, hörst dem Chef zu und überlegst dir dann sehr gut, ob du riskieren möchtest, nicht das zu tun, was er von dir verlangt, oder ob es nicht vielleicht die größte Fehlentscheidung deines Lebens wäre, dich seinem Willen zu widersetzen.“

      Ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken, doch er nickte stumm, weil die Angst ihm die Kehle zuschnürte.

      Dann stieß der Mann die Tür auf und gab den Blick frei auf einen großen Saal, der von einem langen Tisch eingenommen wurde, an dem einige Männer und Frauen saßen, die alle ihr Augenmerk auf ihn richteten, als er mit seinen Bewachern den Raum betrat.

      Am Kopfende erhob sich ein Mann, strich sein Jackett glatt und sah den Jungen mit einem überaus zufriedenen Lächeln an. In dieser Umgebung schien das für Boshaftigkeit zu stehen.

      Möglichst abweisend funkelte er den Chef an, den er hinter diesem Grinsen vermutete, und entlockte ihm damit nun ein leises, belustigtes Lachen. „Da ist aber jemand ein sehr undankbarer Gast“, sagte der unsympathische Kerl mit einer tiefen, kratzigen Stimme und baute sich zu seiner vollen Größe auf, bevor er mit in der Stille unerträglich laut klingenden Schritten zu den drei Neuankömmlingen hinüberschlenderte.

      Als er dicht vor dem Jungen zum Stehen kam, ging er leicht in die Hocke, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein, was den Gefangenen nur noch mehr verängstigte. Stahlblaue Augen blitzten ihn an, und ehe er es sich versah, hatte sich eine eiskalte Pranke um seine Hand gelegt. Er zitterte unter der Berührung, während er zugleich versuchte, sich zu seinen vollen 1,55 Metern aufzubauen, die er bereits maß. Doch neben diesem Mann wirkte er wie ein Zwerg. Kalter Schweiß brach ihm aus und er zog bebend seine Hand zurück, um sie an seinen warmen Körper zu pressen. Was wollten diese Menschen von ihm?

      „Ich sehe, Manieren scheinen an dieser Stelle nicht angebracht zu sein ... Nun gut, das können wir später noch üben“, sagte der Chef und rieb sich nachdenklich über das rasierte Kinn.

      Später? Wie viel Zeit sollte er denn hier verbringen? „Was wollen Sie?“, fragte der Junge und versuchte krampfhaft, das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken, um sich seine Angst nicht anmerken zu lassen. Leider erfolglos.

      Die Lippen spöttisch verzogen, drehte der Anführer sich um und schritt grauenvoll gemächlich im Raum auf und ab. Keiner rührte sich.

      „Ich?“, fragte er nach einer halben Ewigkeit. „Ich will dir lediglich ein Angebot


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