Sigurd Großband 2: Laban der Schreckliche. Charly Strauss

Sigurd Großband 2: Laban der Schreckliche - Charly Strauss


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für die Freunde. »Los, Männer!«, gab er den Befehl.

      Die ersten Schergen stürmten mit ihm nach vorne und drückten mit ihren Schultern gegen die Hinterteile von Sigurds und Bodos Pferden. Die Tiere sprangen instinktiv nach vorne und stürzten mit den beiden über den Felsenrand. Ein Hilferuf entfuhr Bodo. Doch schon riss es beide im Fallen aus den Sätteln.

      Cassim, der im ersten Moment nicht begreifen konnte, was da geschah, zog sein Schwert aus der Scheide. »Das soll euch teuer zu stehen kommen«, flog er förmlich auf die Gefangenen zu.

      Doch von Eichenkamp ließ sich davon nicht beeindrucken. »Mit dir werden wir auch noch fertig, junger Mann! Los, das Ganze noch einmal«, rief er seinen Leuten zu.

      Nun drängten alle Schergen vor und kreisten den Junker ein. »Hinunter mit dir«, schrie einer wutentbrannt.

      Cassim versuchte verzweifelt, sein Pferd herumzureißen. Doch es war zu spät. Mit einem Aufschrei stürzte auch er mit seinem Braunen kopfüber in die Tiefe.

      Die verdutzten Reiter in ihren Rüstungen hatten die auf der Lauer liegenden Wegelagerer immer noch nicht bemerkt. Als Sigurd, Bodo und Cassim mit ihren Pferden den Abhang herunterstürzten, konnten sie sich überhaupt keinen Reim darauf machen, was da vor ihnen geschah. Im gleichen Moment rollten und rutschen die Freunde fast vor die Füße der Wegelagerer.

      »Was zum Teufel, hat das alles zu bedeuten?«, rief einer verwirrt.

      Während von Eichenkamp und seine Schergen inzwischen an einer nicht so steilen Stelle den Abhang hinunterkletterten, gab der Anführer der Wegelagerer den Angriffsbefehl, um überhaupt noch eine überraschende Wirkung erzielen zu können. »Vorwärts!«, brüllte er. »Die drei hier sind außer Gefecht, und die anderen scheinen Gefangene zu sein. Sie sind gefesselt. Von denen haben wir nichts zu befürchten.«

      Mit gezogenen Schwertern stürmten sie auf die Reitereskorte zu. Doch die Bewaffneten, die den Planwagen begleiteten, überwanden ihre Überraschung schnell. Sie warfen ihre Wimpelstangen in den Staub und zückten ebenfalls ihre Schwerter. Ein heftiger Kampf entbrannte. Langsam gewannen die Wegelagerer die Oberhand und drängten die Reiter in Richtung des Strandes.

      Sigurd und Bodo hatten den Sturz dank ihrer Erfahrung aus vielen gefährlichen Situationen und ihrer erworbenen Geschicklichkeit glücklich überstanden. Es blieb im Moment keine Zeit, nach Cassim zu schauen, der bewusstlos am Boden lag. Die Freunde griffen nun ebenfalls ihre Schwerter und stürmten auf den Kampfplatz. Wie ein Wirbelsturm flogen ihre Waffen durch die Reihen der Wegelagerer.

      Schnell merkten die Schurken, dass sie dieser geballten Kampfkraft nicht mehr lange standhalten konnten. »Wir schaffen es nicht. Zurück!«, befahl ihr Anführer.

      Da war von Eichenkamp mit seinen Leuten heran. »Nehmt uns die Fesseln ab, wir helfen euch«, rief er den schon fast unterlegenen Männern zu.

      Sigurd drehte sich um und bemerkte, was hinter ihm vor sich ging. »Himmel, sie befreien von Eichenkamp und seine Schergen! Das sieht böse aus!« Doch sofort griff er wieder in den Kampf ein. »Brecht mit dem Wagen durch!«, rief er den fremden Rittern zu. »Wir halten die Räuber zurück.«

      »Daraus wird nichts«, brüllte der Anführer wütend zurück, und mit einem Schwerthieb durchtrennte er die Zuggurte der Lastpferde, die in wildem Galopp auseinanderstoben.

      Da geschah es. Einer der fremden Reiter wurde von einem Schwertstreich getroffen und fiel leblos vom Pferd. Der Kutscher lag bereits tot auf der Erde. Panik überfiel nun einen der anderen Ritter.

      »Die Übermacht ist zu groß! Rette sich, wer kann!« Schon wendeten die drei Reiter ihre Pferde und preschten davon.

      Sigurd konnte es kaum glauben. »Sie fliehen!«

      »Dann sehe ich nicht ein, warum wir für sie unsere Haut zu Markte tragen sollen. Weg von hier, Sigurd!«, rief Bodo durch das Waffengeklirr, während er weiterhin die Räuber abwehrte.

      »Aber Cassim …«, wandte Sigurd lautstark ein und schlug einem Feind das Schwert aus der Hand.

      Auch Bodo schickte gerade einen Wegelagerer mit der Faust zu Boden. »Dort drüben liegt er. Decke mich ab, Sigurd, ich hole ihn.«

      Wie durch ein Wunder waren die Pferde der Freunde ebenfalls unverletzt geblieben und standen schnaubend zusammen. Als Sigurd sah, dass Bodo kurz darauf ihren jungen Kameraden bereits vor sich auf den Sattel seines Braunen gelegt hatte, drängte er die weiterhin auf ihn einstürmende Meute mit einer letzten Kraftanstrengung von sich und rannte, so schnell er konnte, zu seinem Pferd. Mit einem wahren Hechtsprung war er im Sattel, und sofort trieben sie ihre Pferde zu einem schnellen Galopp an.

      »Lasst sie laufen!«, stoppte der Anführer seine Kumpane etwas atemlos. »Was wir wollten, haben wir.«

      Doch von Eichenkamp war wie besessen. »Nein, nein! Ich muss noch eine persönliche Rechnung mit dem blonden Ritter begleichen.«

      Der Anführer legte seine rechte Hand auf von Eichenkamps Schulter. »Dazu ist später noch Zeit. Ihr habt gut gekämpft. Ohne Eure Hilfe wäre der Überfall misslungen. Wer seid Ihr?«

      »Ein Mann, der alle Brücken hinter sich abgebrochen hat. Meine Männer und ich sollten vor das fürstliche Gericht gebracht werden. Uns alle erwartet die Todesstrafe«, erklärte sich von Eichenkamp.

      »Oh«, bemerkte der Anführer. Ein überraschtes Grinsen überzog sein Gesicht. »Ihr passt zu uns! Ich hoffe, dass unser Kapitän meine Meinung teilt.«

      »Ach«, staunte Baldowin von Eichenkamp. »Ihr seid Piraten, und das dort ist euer Schiff?«

      »So ist es«, gab der Anführer zurück. »Wenn Ihr wollt … mit uns könnt Ihr reiche Beute machen!«

      Von Eichenkamp strahlte mit ihm um die Wette. »Ich schlage ein!«

      »Dann kommt! Wir wollen auf hoher See sein, bevor der Fürst Kunde von dem Überfall erhält.«

      »Was habt ihr erbeutet?«, fragte Eichenkamp beiläufig.

      »Zügelt Eure Neugierde. Wenn der Kapitän es für richtig hält, weiht er Euch bestimmt ein«, bekam er zur Antwort. Der Anführer drehte sich um. »Los, beeilt euch!« Kurz darauf bugsierten vier Männer aus dem Planwagen eine schwere Truhe herunter und trugen sie voran.

      Es dauerte eine Weile, bis sie den Ankerplatz erreicht hatten.

      »Da ist unser Schiff«, verkündete der Anführer stolz.

      »Es sieht unheimlich aus«, antwortete von Eichenkamp etwas bedrückt.

      »Das soll es auch! Außerdem ist der Anstrich für nächtliche Überfälle einfach ideal.«

      ZWEI

      Sorgenvoll versuchten Sigurd und Bodo, ihren jungen Freund aus der Bewusstlosigkeit wieder in die Realität zurückzuholen. Endlich schlug der Junker seine Augen auf.

      »Gott sei Dank«, war Sigurd erleichtert. »Er ist zu sich gekommen!«

      Cassim wirkte mit gesenktem Kopf noch sehr benommen. »Was … was ist geschehen?«, stammelte er.

      Noch ehe Sigurd antworten konnte, wies Bodo auf das Meer hinaus. »Da, das schwarze Schiff segelt aus der Felsenschlucht!«

      Sigurd stand auf, während Cassim sich an die Schläfe fasste und versuchte, ebenfalls wieder auf die Beine zu kommen. Sie blickten zu dem Schiff, das sich auf das offene Meer zu bewegte. Der ablandige Wind fuhr in die Segel und trieb es nun schneller voran.

      Sigurd ballte die Fäuste. »Ich möchte wetten, dass von Eichenkamp und seine Schergen mit an Bord gegangen sind!« Die Enttäuschung war Sigurd förmlich anzumerken.

      »Bestimmt«, meinte auch Bodo. »Etwas Besseres als dieser Überfall konnte ihm und seiner Bande auch nicht widerfahren. Sie haben ihren Hals gerettet und werden wahrscheinlich eine neue Laufbahn als Seeräuber beginnen!«

      »Was nun?«, warf Cassim ein, dessen Lebensgeister langsam wieder


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