Sigurd Großband 2: Laban der Schreckliche. Charly Strauss

Sigurd Großband 2: Laban der Schreckliche - Charly Strauss


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entgegnete Bodo und sprang dem Untergehenden hinterher.

      In diesem Moment beugten sich Hagard, Udo und Gernot über die Klippe. »Sigurd! Bodo!«, hallte Hagards Ruf hinunter.

      »Oh«, blickte Sigurd überrascht hinauf. »Die drei Ritter?«

      »Ich hoffe, unser Eingreifen überzeugt Euch, dass wir nichts mit dem Mordschützen zu tun haben«, setzte Hagard nach.

      Im selben Moment ertönte Bodos Ruf aus dem Wasser. »Ich habe ihn, Sigurd.«

      Während Sigurd sich wieder Bodo zuwandte, begannen Hagard und seine beiden Mitstreiter, etwas mühselig durch die Behinderung ihrer Rüstungen, die Uferklippe hinunterzuklettern. »Wir kommen und helfen Euch«, rief Hagard und erreichte Sigurd als Erster.

      Als Bodo mit dem bewusstlosen Bogenschützen nahe ans Ufer heranschwamm, stutzte Ritter Hagard. »He! Das … das ist ja Benno! Er gehört zur Leibwache von Fräulein Margarete, der Nichte des Fürsten. Sie …« Weiter kam er nicht.

      »Schnell ans Ufer! Dort … ein Haifisch«, fuhr Gernot von Giesenhain noch beim Herunterklettern dazwischen.

      So schnell er konnte, drehte sich Sigurd um und zog Bodo im letzten Moment auf den sehr schmalen, felsigen Strand. »Großer Himmel«, rief er entsetzt aus. Da war der Hai heran, bohrte seine scharfen Fangzähne in Bennos Schulter und zog ihn unter Wasser.

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      »Er hat ihn erwischt«, stieß Ritter Gernot etwas außer Atem aus. »Doch er soll mit ihm nicht davonkommen.« Er zückte seinen Dolch und schleuderte ihn dem Hai nach. »Getroffen«, rief er erregt aus. Das Wasser schäumte auf.

      »Da!«, meldete sich nun auch Ritter Udo zu Wort. »Der Haifisch flieht ohne seine Beute!«

      Ehe es Sigurd verhindern konnte, sprang Bodo zurück ins Wasser und hievte Benno mithilfe von Ritter Udo auf die Uferfelsen.

      »Hier kommt jede Hilfe zu spät! Benno ist tot«, konstatierte Hagard. »Er hat es nicht besser verdient! Am besten, wir überlassen ihn dem Meer!«

      »Nein«, wandte Sigurd sofort ein. »Ich glaube Euch, dass Ihr drei nichts mit diesem Meuchelmörder zu schaffen habt, Hagard. Aber gerade deshalb möchte ich wissen, warum er uns aufgelauert hat. Meine Freunde und ich kennen diesen Benno nicht. Er hat bestimmt nicht aus eigenem Antrieb gehandelt. Jemand muss ihn dazu angestiftet haben.«

      »Ja«, antwortete Bodo, der völlig durchnässt anfing zu frieren. »Aber wer könnte das gewesen sein? Ich wüsste niemanden am fürstlichen Hof, der uns feindlich gesinnt ist.«

      Sigurd hob Benno mit beiden Armen vom Boden hoch. »Kommt! Ich will vom Fürsten Aufklärung verlangen.«

      Mit Unterstützung von Bodo und Hagard kämpften sie sich den Hang hinauf. Während Sigurd den toten Benno über den Klippenrand zog, trabte Cassim mit den Pferden heran.

      »Erwartet nicht von uns, dass wir Euch begleiten«, ächzte Udo von Hohenberg, als er sich ebenfalls über die Felsenkante zog. »Ich möchte nicht noch einmal von dem Fürsten gedemütigt werden.«

      »Ich verstehe Euch«, antwortete ihm Sigurd, während er Benno quer über sein Pferd legte.

      »Gut«, warf Hagard mit sehr ernstem Gesichtsausdruck ein, während er und seine Mitstreiter ihre Pferde an den Zügeln festhielten und aufsaßen. »Dann versteht Ihr sicher auch, dass meine Forderung zum Zweikampf mit Euch bestehen bleibt!« Die drei Ritter trieben ihre Pferde mit kräftigem Schenkeldruck an. Das Pferd ihres gefallenen Begleiters, Ritter Balderich von Pinzenau, führte Ritter Udo mit sich.

      Hagard blickte sich noch einmal um. »Der Zwischenfall hat ihn nur aufgeschoben! Wenn wir uns einmal wieder begegnen sollten, dann begrüße ich Euch mit dem Schwert in der Hand.«

      Sigurd und Bodo blickten den davonreitenden Rittern nach. »Lebt wohl«, rief Sigurd hinterher. »Und … vielen Dank. Ihr habt Bodo und mir ja immerhin das Leben gerettet!«

      »Ein seltsamer Mensch, dieser Hagard«, schüttelte Bodo den Kopf.

      »Das kann man wohl sagen«, nickte Sigurd zur Bestätigung.

      Die beiden Freunde stiegen nun ebenfalls auf ihre Pferde und machten sich mit Cassim in die entgegengesetzte Richtung zur Burg des Fürsten Friedrich auf den Weg. Sigurd hatte etwas Mühe, den toten Benno mit einer Hand festzuhalten und mit der anderen Hand die Zügel seines Pferdes nicht zu locker zu führen. Doch auf seinen Braunen konnte er sich wie stets verlassen, der genau in der Spur blieb.

      *

      Es dauerte nicht lange, bis sie nach scharfem Ritt das der Burg vorgelagerte Dorf wieder erreicht hatten. Staub wirbelte unter den Hufen ihrer Pferde auf und trieb über den Dorfplatz.

      Kurz darauf sprengten die Freunde in vollem Galopp über die Zugbrücke. Im letzten Moment konnte sich eine der Torwachen mit einem verzweifelten Sprung vor den Hufen von Cassims Pferd in Sicherheit bringen.

      Burghauptmann Gerolf, der gerade den neu angekommenen Söldnern Hinweise gab, sah überrascht auf und trat den Freunden entgegen. »Was wollt Ihr noch? Ihr seid hier unerwünscht.« Der Groll in seiner Stimme war nicht zu überhören.

      »Das ist einerlei«, rief Sigurd ihm entgegen. »Wir müssen mit dem Fürsten sprechen.« Sie zügelten ihre Pferde, die sich anschickten, an dem Hauptmann vorbeizutraben.

      »Halt!«, donnerte seine kräftige Stimme über den Burghof. »Das möchten viele«, schickte er aufgebracht hinterher.

      Sigurd ließ sich nicht mehr abwimmeln. Dennoch stoppten die Freunde, jeder mit einem leichten Zug am Zügel, ihre Pferde. »Davon bin ich überzeugt, Hauptmann Gerolf«, entgegnete Sigurd mit fester Stimme. »Allerdings … nicht jeder hat so triftige Gründe wie wir. Hier«, er deutete mit seiner rechten Hand auf den leblosen Körper vor sich. »Dieser Mann wollte uns umbringen. Es ist Benno aus der Leibwache Fräulein Margaretes!«

      »Was?«, entgegnete der Burghauptmann ungläubig. Doch als Sigurd den Kopf des toten Benno anhob, änderte sich die Ablehnung Hauptmann Gerolfs schlagartig. »Wartet hier«, bedeutete er den Freunden, die nun befriedigt von ihren Pferden stiegen. »Ich mache dem Fürsten Meldung!«

      *

      Hauptmann Gerolf beeilte sich, nach der Eröffnung von Sigurd, Fürst Friedrich zu benachrichtigen. Während er sich der Pforte näherte, die den Zugang zur Treppe in die oberen Räume freigab, schloss sich schräg über ihm ganz leise ein Fenster.

      Es dauerte nicht lange, und ein Söldner der Burgbesatzung trat an Sigurd, Bodo und Cassim heran. »Der Hauptmann schickt mich. Folgt mir bitte«, sagte er in verbindlichem Ton. »Unser Herr erwartet Euch.«

      Die Freunde schauten erleichtert auf und nahmen das Angebot dankbar an. Endlich war es so weit, und sie konnten mit Fürst Friedrich persönlich sprechen. Sie waren auch nicht verwundert, als der Bedienstete, statt in die oberen Gemächer, die Treppe nach unten in den Kellerbereich hinabstieg. Mit ausdrucksloser Miene öffnete er eine Tür. »Bitte«, deutete er mit seiner linken Hand in den schwach erleuchteten Raum.

      Ohne Argwohn ging Sigurd als Erster durch die Tür und stieg ein paar Stufen hinab. Er wunderte sich etwas über die kühle und feuchte Luft, die ihm entgegenschlug. Er dachte sich aber nichts Arges dabei, da Räumlichkeiten in Burgen, selbst bei heißen Sommertemperaturen, durch ihre dicken Wände stets kühle Temperaturen aufwiesen. Die Treppe war so schmal, dass Bodo und Cassim nur nacheinander folgen konnten.

      Plötzlich bekam der Junker einen kräftigen Stoß in den Rücken, sodass er gegen Bodo und der wiederum gegen Sigurd stolperte. Ein dumpfer Schlag ließ die Tür ins Schloss fallen. Das Echo schlug von den Wänden des hallenartigen Raumes zurück. Zum Glück konnten sie alle ihr Gleichgewicht bewahren und drehten sich zur Tür um. »Bei allen Teufeln«, rief Cassim entsetzt. »Der Kerl riegelt die Tür zu!«

      »Was hat denn das nun wieder zu bedeuten?«, setzte Bodo mehr überrascht als erschreckt nach.

      Sigurd


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