KALTE GIER. Rachel Amphlett

KALTE GIER - Rachel Amphlett


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montiert war. Er machte dem Team möglich, sich einer vermuteten Sprengfalle zu nähern, ohne das eigene Leben aufs Spiel setzen zu müssen.

      Während der andere Mann das Gelände untersuchte, griff Dan in den Laderaum des Wagens und zog einen metallbeschlagenen Aktenkoffer heraus. Er öffnete ihn und klappte dann einen kleinen Laptop mit angeschlossenem Joystick auf. Dan schaltete den Computer ein und sandte bereits kurz danach Befehle an den Roboter auf dem Boden.

      Dieser begann sofort auf seinen Ketten hin und her zu ruckeln. Das Kabel, das an der Rückseite der Kamera angebracht war, spulte sich ab, als der Roboter sich rollend entfernte und dabei Livebilder an den Computer übermittelte.

      Dan warf einen kurzen Blick hoch und sah Mitch auf sich zukommen. »Ist die Luft rein?«

      Mitch nickte. »Terry schaut sich das Haus dort drüben etwas näher an, um sicherzugehen, dass niemand den Kopf herausstreckt, während wir mitten bei der Arbeit sind. Zum Glück stehen hier kaum noch Gebäude. H meint, es gibt nicht genug Deckung für Scharfschützen.«

      Dan blickte in die Richtung, in die Mitch zeigte. Das Haus stand auf der linken Seite der Straße und war aus Lehm und Ziegeln gebaut. Eine niedrige Steinmauer zog sich um das Gebäude, in der eine Ziege und einige Hühner eingepfercht waren. Ein altes Ehepaar starrte sie von der Haustür aus an. Er beobachtete Terry dabei, wie er sich dem Haus näherte, der alten Frau in der Tür etwas zurief und ihr Zeichen gab, dass sie sich entfernen sollten.

      Dan wandte sich um, als David Anweisungen gab. »Dicko, H … stellt sicher, dass dieser Bereich innerhalb eines Radius von fünfzig Metern sauber ist. Vergesst nicht, die Dünen da am Rand im Blick zu behalten. Haltet einfach die Augen offen.«

      Dan verfolgte mit seinem Blick, wie die beiden Männer den Schatten des Fahrzeugs verließen und in den hellen Sonnenschein hinaustraten, wobei sie ihre Köpfe schnell hin und her drehten, um die Umgebung auf Bedrohungen für das Team zu scannen. David hielt vom Heck des Wagens aus Wache. Sein Blick wanderte zu der kleinen Menschenmenge, die sie vom entgegengesetzten Ende der Straße aus anstarrte.

      Vor Schreck sprang Dan auf, als ihm Mitch auf den Rücken schlug.

      »Komm schon, du Snob, hör auf zu träumen. Lass uns mit einer Bombe spielen.«

      Dan schüttelte den Kopf und grinste. Obwohl sie bereits seit zwei Jahren zusammenarbeiteten, machte sich Mitch immer noch über seinen Oxfordshire-Akzent lustig. »Oder noch besser, schick endlich den Roboter los. Es ist heute zu heiß für den Anzug.«

      Er schaute die Straße hinunter und unterbrach sich selbst. »Verdammt … wo kommt der denn her?«

      Dan blickte zu der Stelle, auf die Mitch zeigte.

      Ungefähr fünfzig Meter von ihnen entfernt war auf der rechten Seite ein Junge zwischen den Häusern aufgetaucht. Das Kind radelte glücklich mit seinem kleinen, verbeulten grünen Dreirad mitten auf die Straße. Er lächelte und winkte Dicko und H zu, die sich ihm hastig näherten. Sich der Gefahr, in der er schwebte nicht bewusst, fing der Junge an, ihnen laut zuzurufen, während er immer schneller mitten auf die Straße fuhr.

      Ihre eigene Sicherheit außer Acht lassend rannten die Soldaten auf ihn zu, wobei sie ihm mit den Händen Zeichen gaben, stehen zu bleiben.

      Dan fühlte sein Herz in der Brust hämmern, während er H dabei beobachtete, wie der sich zu dem Jungen hinunterbeugte, um mit ihm zu sprechen. Er konnte nicht mehr als drei Jahre alt sein. Mit trockener Kehle beobachtete Dan, wie das Kind in dieselbe Richtung zurückrannte, aus der es angeradelt kam.

      Als der Junge ein Haus erreichte, riss ihn eine Frau in ihre Arme und schimpfte ihn aus. Ein Mann hielt zum Dank seine Hand hoch. Dicko und H winkten zurück und gaben der Familie zu verstehen, im Inneren des Gebäudes Schutz zu suchen, bevor sie ihre Patrouille fortsetzen würden, vorbei am fallengelassenen Dreirad in Richtung der Dünen.

      Dan schluckte trocken und wischte sich den Schweiß aus den Augen. Er atmete langsam aus und versuchte, seine Stimme ruhig klingen zu lassen. »Haben sie auch gemeldet, wo die Sprengfalle versteckt sein soll?«

      Mitch, der neben Dan stand, deutete auf die Straße. Dass seine Hand dabei zitterte, ignorierte Dan. Sie beide hatten Angst um das Kind gehabt. »Siehst du den Reifen auf der linken Seite der Fahrbahn, ungefähr achtzig Meter von hier? Hast du ihn?«

      Dan nickte zustimmend.

      »Gut … jetzt schau rechts davon. Da ist die Oberfläche aufgegraben und wieder zugeschüttet worden. Sieht aus wie ein Haufen Dreck mit etwas Schutt drum herum … okay?«

      »Ja, okay … ich sehe es.«

      Dan rückte näher an den Laptop heran und nahm den kleinen Joystick zwischen Zeigefinger und Daumen. Er blickte auf den Bildschirm, überprüfte, ob die Kamera ordnungsgemäß funktionierte, und ließ dann den Roboter die Straße hinunter auf sein Ziel zurollen.

      Als der Roboter über den unebenen Straßenbelag holperte, bewegte Dan die Kamera abwechselnd nach links und rechts, um den Kamerawinkel zu überprüfen und sicherzustellen, dass das Bild auf dem Laptop gut war. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war ein unzuverlässiges Signal – vor allem, wenn er den Roboter dafür verwenden wollte, um die Drähte des Zeitzünders durchzuschneiden.

      Er warf Mitch einen Blick zu, der an der Seite des gepanzerten Fahrzeugs stand und den Roboter dabei beobachtete, wie er über das unebene Gelände rumpelte.

      »Wie läuft’s bei denen?«

      Mitchs Blick wanderte etwas, konzentrierte sich dann auf die Straße sowie auf H und Dicko, die gerade auf die Dünen zugingen. »Sieht gut aus. Solange sie in diesem Bereich bleiben, müsste eigentlich alles in Ordnung gehen.« Er drückte die Sprechtaste an seinem Funkgerät. »Wie läuft’s bei euch?«

      Dan hörte einen Ausbruch rauschender Geräusche über Mitchs Hörer und richtete seinen Blick wieder auf den Computer-Bildschirm.

      Mitch lachte plötzlich laut. »Dicko meint, er hätte doch tatsächlich eine Sanddüne gefunden, die noch schmutziger ist als die zu Hause in Pembrokeshire. Faszinierend.«

      Dan lächelte. »Sag ihnen, sie sollen einfach nur aufpassen, wo sie hintreten. Hier ist es garantiert keine Hundescheiße, die sie in Schwierigkeiten bringen könnte.«

      Mitch grinste und gab die Nachricht weiter.

      Dan drosselte die Geschwindigkeit des Roboters, als der sich dem Schutthaufen in der Mitte der Straße näherte. Er nahm seine Hand vom Joystick und wandte sich an David. »Bereit, wenn du es bist«, rief er.

      David nickte und drückte die Sprechtaste seines Funkgerätes. »In Ordnung. Es geht los. Haltet eure Augen und Ohren offen.«

      Dan spähte am Heck des Fahrzeugs vorbei und entdeckte Dicko und H, die in einiger Entfernung auf der Sanddüne in Verteidigungsstellung gegangen waren und ihre Gewehre hin und her schwingen ließen, während sie die Umgebung überprüften. David gab ihm währenddessen Rückendeckung und starrte jeden wütend an, der auch nur den Anschein erweckte, als würde er sich dem Fahrzeug nähern wollen. Ab und zu schrie er, um sicherzustellen, dass die kleine Traube an Menschen, die sich gerade anfing zu bilden, ja nicht zu nahe kam.

      Dan griff erneut nach dem Joystick und begann, den Roboter in seine endgültige Position zu bringen. Er stoppte die Maschine direkt neben dem Schutthaufen und steuerte eine Klaue, um vorsichtig ein Stück weggeworfenen blauen Stoffs anzuheben. Dann gab er auf dem Laptop eine Reihe von Tastenkombinationen ein und die Kamera zoomte in den Bereich unter dem Tuch. Er zog den Atem scharf ein. Unter dem Tuchfetzen waren die verräterischen Umrisse einer Sprengfalle eindeutig zu erkennen.

      Mitch spähte über seine Schulter. »Bastarde!«

      Dan nickte. »Gibt hier bestimmt eine Menge davon.«

      »Kannst du den Stofffetzen aus dem Weg schaffen?«

      »Ich versuche es. Sieht nicht so aus, als würde er direkt auf der Vorrichtung liegen.«

      Dan berührte den Joystick und drückte ihn sanft nach vorn. Die Klaue des Roboters begann,


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