Vom Geist Europas. Gerd-Klaus Kaltenbrunner
des Friedens und der Natur
Zwischen Politik und Endzeiterwartung. Vom Liberalismus zur Rechtfertigung präventiver Diktatur
Ein schwermütiger Impressionist aus Dänemark
Der „Rechtsintellektuelle“ als Aufklärer
„Unsere Hoffnungen kreisen in ewigem Frühling …“
Erzjude, Erzdeutscher und Dichter im Exil
Das Ganze im Blick haben. Ein deutscher Universalphilosoph aus Österreich
Jüdisch-deutscher Bibelübersetzer und Philosoph des „Sterns der Erlösung“
Ein rumänischer Nietzsche im Pariser Exil
Wenn Systeme vergehen, überdauern Aphorismen. Eine christliche Kathedrale über heidnischen Krypten
Vorwort
Die Schönheit Europas war die Schönheit der Kirche.
Max Thürkauf
Wer war Gerd-Klaus Kaltenbrunner?
Ein Essayist von internationalem Ruf, Kulturmorphologe und Ideenporträtist, ein elitärer, enzyklopädisch gebildeter Denker, Polyhistor und spiritueller Idealist, konservativer Intellektueller und Bewahrer der Tradition.
Nochmals: Wer war Gerd-Klaus Kaltenbrunner?
Die äußeren Daten dieses arbeitsintensiven Lebens sind rasch aufgezählt. Geboren am 23. Februar 1939 in der geschichtsträchtigen Stadt Wien, studierte Kaltenbrunner dort nach der Matura Jura, Philosophie und Staatswissenschaften. Bereits in dieser frühen Zeit befasste er sich intensiv mit Geschichtsschreibung und Literatur, mit der Antike und mit klassischen Autoren. Den ersten geisteswissenschaftlichen Essay schrieb er achtzehnjährig.
1962 übersiedelte Kaltenbrunner in die Bundesrepublik und wohnte zunächst in München. Als Lektor betreute er verschiedene wissenschaftliche Verlage und fungierte 1968 als Cheflektor des Rombach-Verlages, den er konservativ auszurichten versuchte. Er vertrat einen aufgeklärten, wertorientierten, aber kritischen Konservatismus und die Idee eines „nichtkatastrophischen Wandels“. Mit zwei großen Anthologien machte der junge Publizist auf sich aufmerksam: „Hegel und die Folgen“ (1970) und „Rekonstruktion des Konservatismus“ (1972). „Konservatismus international“ erschien 1973 und „Der schwierige Konservatismus“ 1975.
Von 1974 bis 1988 gab Kaltenbrunner bei Herder die Taschenbuchreihe „Herderbücherei INITIATIVE“ heraus. Die 75 Bände mit unkonventionellen und markanten Interpretationen verschiedenster Zeitprobleme sorgten für bundesweite Diskussionen. Der Editor verstand es, ausgezeichnete Mitarbeiter zu verpflichten, und konnte so – wenigstens zeitweilig – ein Gegengewicht zu dem neomarxistisch geprägten Gedankengut des Suhrkamp-Verlages aufbauen. Die „INITIATIVE“ wurde bald eine publizistische Institution. Geplant war ein enger Freundeskreis der Leser, eine Art Vernetzung. Die „Frankfurter Zeitung“ schrieb 1980 „… Die INITIATIVE – und das macht ihre Besonderheit wie ihre Bedeutung aus – ist ganz wesentlich das Werk eines Menschen, eines einzelgängerischen Essayisten und Schriftstellers, der diese Reihe (nach seinen eigenen Worten) als ‚eine Art Privatuniversität‘ auffasst.“
Kaltenbrunners Bemühungen, die großen religiösen Traditionen, den kulturellen Reichtum Europas, dessen weltgeschichtliche Einmaligkeit, essayistisch in vielfältigen Facetten und Spiegelungen zu verdeutlichen, wurden 1986 mit dem Konrad-Adenauer-Preis für Literatur ausgezeichnet. Caspar Freiherr von Schrenck-Notzing resümierte damals in seiner Laudatio: „Man sieht …, dass der Verfasser zu den porträtierten Dichtern, Philosophen, Wissenschaftlern ein höchst persönliches Verhältnis hat. Wenn, laut Kaltenbrunner, das Leben eines Individuums nicht ausreicht, um die zum Leben notwendigen Einsichten und Haltungen selbst zu erwerben, dann erschließen seine Interpretationen des europäischen Selbstbewusstseins zweier Jahrtausende die geistigen Voraussetzungen für eine politisch notwendige Europäisierung Europas.“
Weitere von Kaltenbrunner herausgegebene Schriften dieser Jahre sind: „Franz von Baader. Sätze aus der erotischen Philosophie und andere Schriften“ (1966), „August Maria Knoll. Zins und Gnade. Studien zur Soziologie der christlichen Existenz“ (1967), „Hugo Ball. Zur Kritik der deutschen Intelligenz“ (1970).
Vielfach präsent war der Autor in den Feuilletons der Mainstream-Medien („FAZ“, „Welt“, „Zeit“, „Christ und Welt“, „Rheinischer Merkur“). Er schrieb für die „Zeitbühne“ sowie die „Epoche“ und trat als Gast im Rundfunk auf. Bei dem führenden Theoriemagazin der rechtskonservativen Bildungseliten „Criticón“ galt er als geschätzter Mitarbeiter. Die Zeitschrift, benannt nach einem Roman des spanischen Jesuiten Baltasar Gracián (1601–1658), war als „Gegenorgan“ zur 68er-Bewegung angetreten. 1985 wurde Gerd-Klaus Kaltenbrunner dann als Erster mit dem Baltasar-Gracián-Kulturpreis ausgezeichnet. Im gleichen Jahr erhielt er den Anton-Wildgans-Preis der Österreichischen Industriellenvereinigung. 1985 veröffentlichte er mit „Wege der Weltbewahrung“ sieben konservative Gedankengänge, welche das Ethos neuer Selbstbeherrschung und Besinnung auf unverändert gültige Überlieferungen beschwören. Als provokant wurde das schmale Bändchen „Elite. Erziehung für den Ernstfall“ (Asendorf 1984) empfunden. Seine scharfe Analyse und die Kampfansage an die Übermacht der Unfähigen fasst Kaltenbrunner in den ersten Sätzen zusammen: „Es ist ein Zeichen für den pseudodemokratischen Kretinismus, der in so hohem Maße zu der geistespolitischen Verwahrlosung der Bundesrepublik Deutschland beiträgt, dass schon die bloße Erwähnung des Wortes