PYROMANIA. DAS WELTENBRENNEN. Victor Boden

PYROMANIA. DAS WELTENBRENNEN - Victor Boden


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bin unterwegs«, antwortete Patricia. Sie senkte die Peitsche und dachte nach. »Tom, Sie gehen dort rein und holen so viel vom Kalk heraus, wie nur irgend möglich. Retten Sie die Fliegen, sonst ist es um uns geschehen. Keine Fliegen bedeutet keine Spinnen und dies bedeutet keine Segel, verstanden?«

      Der Mann nickte ergeben und begab sich zum Zugang der Spinnenkammer.

      Im Eilschritt, soweit es ihre Prothese zuließ, machte sie sich auf dem Weg zum Außenschott.

      Eine aufgelöste Bonnie Leach begrüßte sie mit einem hektischen Wortschwall, dem sie immerhin entnehmen konnte, dass der Marsianer mehrere der geschuppten Wesen zerrissen hatte, bevor er von besser gepanzerten und agileren Kreaturen angegriffen und verletzt wurde. Der gelbäugige Marsianer lehnte an der Wand des Schotts und blutete aus mehreren tiefen Wunden. Zu ihrer Verwunderung war das Blut des roten Gorillas ebenfalls von roter Farbe. Sie hatte etwas Exotischeres erwartet.

      Kratzende Geräusche drangen an ihre Ohren. Durch die Luke konnte sie geifernde Wesen sehen, die mit ihren Krallen die Metallhülle des Raumers bearbeiteten.

      »Sahen diese Biester eben nicht noch anders aus?«, fragte sie irritiert.

      »Sie scheinen sich anzupassen«, antwortete Bonnie. »Schneller als üblich. Die Pflanzenwelt auch. Alles verändert sich.«

      »Könnte dies nicht auch bedeuten, dass …«, begann Patricia, als eine weitere Variante der geschuppten Kreaturen mit blitzenden Klauen auftauchte. Die Kratzgeräusche wurden bedrohlicher. Metallspäne segelten durch die Luft.

      »Was zur Hölle geht dort vor?« Sie trat an die Sprechverbindung. »Kapitänin Woods an Jambaar, ich brauche konzentriertes Feuer auf die Stelle am Außenschott. Sofort!«

      Bonnie blickte auf ihr Messgerät und sagte: »Die Signaturen gleichen sich frappierend. Varietas ist tatsächlich der passende Name für diesen Planeten.«

      »Dies ist nicht der richtige Zeitraum für wissenschaftlichen Schnickschnack!«, fuhr Patricia die Forscherin an, die davon aber völlig unberührt blieb.

      »Im Gegenteil, es ist sogar entscheidend. Diese Wesen haben die gleiche Äthersignatur wie die Pflanzen, die unsere Stützen umschlungen halten.«

      »Schlingpflanzen haben uns in der Gewalt?« Für einen Moment wurde ihr schwarz vor Augen. »Wieso erfahre ich davon nichts?«

      »Weil es in der Prioritätenliste der Probleme nicht so wichtig ist.«

      »Ich bestimme die Prioritäten«, unterbrach Patricia.

      »Im Augenblick fliegen wir ohnehin nirgendwo hin.«

      »Die Pflanzen verändern sich ständig.«

      »Wieso?«, fragte Patricia. »Es ergibt doch keinen Sinn.«

      »Möglicherweise ist in ihrem Aufbau etwas defekt. Wäre es ein Mensch, so würde ich denken, es sei zwanghaft.«

      »Oder krankhaft?«, warf Patricia ein.

      Ein Donnern erfüllte den Flur und die Kanonenmündungen feuerten schwere Salven auf die geschuppten Kreaturen. In einer Wolke aus Feuer verschwanden die aggressiven Bewohner von Varietas.

      »Sie sind nicht immun gegen unsere Waffen«, stellte Bonnie überflüssigerweise fest.

      »Brauchen sie auch nicht zu sein.« Die Kapitänin zeigte auf Bewegung in der Ferne. Baumähnliche Ranken knickten zur Seite, als ein gigantisches Wesen aus rotem Protoplasma sich der Jules III näherte. Langsam, aber scheinbar unaufhaltsam.

      »Jambaar«, rief Patricia in den Trichter, »alles, was geht, sofort auf das neue Ziel. Jetzt! Bis es aufhört, sich zu bewegen.«

      Das Ding schob sich vorwärts und während der Bewegung durchlief es zahlreiche Veränderungen in Form und Farbe. Bonnie blickte auf ihre Apparatur und erklärte: »Die gleiche Signatur, wie alles auf diesem Planetending. Es verändert sich nur in einem gewissen Rahmen. So als suche es neue Wörter mit einer begrenzten Anzahl an Buchstaben.«

      »Ist die Entwicklung nicht etwas zu schnell?«, fragte Patricia, den Blick fest auf den heranwalzenden Koloss geheftet.

      »Nach den Gesetzen der Massenerhaltung und der uns bekannten Kontinuität der …«, begann Bonnie.

      Der Rest ging in einem gewaltigen Krachen unter, als Jambaar und seine beiden Kanoniere ihre Waffen abfeuerten. Das riesige Ding zerplatzte an mehreren Stellen und große Teile des Protoplasmas fielen leblos zu Boden. Die Überreste veränderten die Farbe und hielten an. Schuppen bildeten sich auf der Oberfläche. In rasender Geschwindigkeit baute sich das Wesen um.

      »Unglaublich!«, gab Bonnie von sich und blickte auf ihre Messapparate, »es ist wieder nur die Variation des ursprünglichen Lebewesens.«

      »Wie können wir diese Erkenntnis nutzen?«, fragte Patricia gepresst. »Dieses Vieh steuert direkt auf uns zu.«

      »Vielleicht ist das gar nicht nötig«, murmelte Bonnie.

      »Was? Etwas konkreter, bitte! Sofort! Jambaar, Feuer frei!«

      Eine einzelne Kanone feuerte auf die Mitte des heranrollenden Fleischberges. Ein sauberes Loch bildete sich an der Stelle, wo die Schuppen abplatzten. Das Wesen kroch vorwärts, doch mit jedem Zoll verdunkelte sich seine Farbe. Aus dem saftigen Rot wurde ein fahles Grau. Die Schuppen fielen ab und das Fleisch zersetzte sich vor Patricias ungläubigen Augen.

      »Was für eine Sauerei!« Die Kapitänin blickte sich zu Bonnie Leach um und fragte: »Was meinten Sie vorhin?«

      »Diese Wesen verwandeln sich sehr schnell«, sagte Bonnie. Patricia nickte ungeduldig. »Zu schnell. Was auch immer diese Kreaturen antreibt, es verbrennt sie regelrecht. Das gesamte Leben auf diesem Planeten versucht, sich möglichst rasch anzupassen. Möglichst schneller, bevor er zur Gänze verbrennt.«

      »Der Planet stirbt? Das Leben eines ganzen Planeten?«

      »Scheint unmöglich, doch die Messwerte zeigen es eindeutig.« Bonnie deutete auf ihre Detektoren. »Da kommt wieder etwas.«

      Eine Kreatur, die wie eine Mischung aus Pflanzen und dem Marsianer aussah, näherten sich der Jules III. Langsam, zögerlich, so als prüfe sie jeden Schritt.

      Ein Ruck ging durch den Raumer.

      »Olivia hier«, kam es über die Sprechanlage, »der Boden bewegt sich.«

      »Ein Erdbeben?«, fragte Patricia, doch Bonnie schüttelte den Kopf.

      »Kapitänin, ich fürchte, die Pflanzen verändern sich, der Boden verändert sich und der gesamte Planet verändert sich.«

      »Wie lange hat dieser verfluchte Himmelskörper noch?«

      »Eher Stunden als Tage«, kam die prompte Antwort.

      »Jambaar hier«, erklang die tiefe Stimme des Waffenmeisters, »was mache ich mit dem Wesen dort draußen? Eliminieren?«

      Schon wollte Patricia den Feuerbefehl erteilen, als sie bemerkte, dass diese Kreatur sich nicht veränderte. Die Ähnlichkeit mit dem verletzten Marsianer war frappierend. Das Blut fiel ihr wieder ein. Sollte das wenige Blut einen stabilisierenden Einfluss haben? Die Kreatur blieb zwanzig Schritte vor der Jules III stehen. Die einzige Konstante in der sich beständig verändernden Umwelt.

      »Auf meinen Befehl warten«, sagte sie laut. »Ich möchte erst noch etwas prüfen.« Sie sah sich um und erblickte Matt Christie, der lässig im Türrahmen zur Brücke lehnte.

      »Ich könnte mal nachsehen, was das Wesen möchte«, schlug er vor, »zumindest, wenn mir die fleißige Bonnie ihr Übersetzungsgerät überlässt.«

      Sie nickte ihm zu. Rasch verließ er die Brücke. Wenig später erblickte sie ihn, wie er sich breitbeinig und mit zwei Repulsorrevolvern in den Händen vor dem fremden Wesen aufbaute. Der Boden schwankte erneut und Patricia hielt sich am Steuerrad fest.

      Über die Sprechverbindung


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