Morphium / Nach dem Tode / Doctor Cäcilie. Adine Gemberg

Morphium / Nach dem Tode / Doctor Cäcilie - Adine Gemberg


Скачать книгу
machen, gnädige Frau.«

      Er berührte mit seinen Lippen einen Augenblick die wachsbleiche Hand der Morphinistin, verbeugte sich von weitem gegen Fräulein Wagner und verließ darauf den Garten.

      »Bitte, liebes Fräulein, besorgen Sie mir etwas Himbeerwasser,« sagte Lydia zur Bonne, dann setzte sie sich auf einem bequemen Gartenstuhl und nahm ihr zweijähriges Töchterchen auf den Schoß.

      »Der dumme Onkel« sagte der kleine Knabe, sich jetzt auch der Mutter nähernd mit einem zornigen Blick nach der Thür, hinter der soeben Doktor Turnau verschwand.

      »So etwas sagen artige Kinder nicht,« tadelte die junge Frau.

      Jetzt erschien die Bonne wieder mit der gewünschten Erfrischung im Garten. Hinter ihr ging der Geheimrat Bremer, ein schlanker, eleganter Mann mit schon leicht ergrauendem, dunklen Haar.

      »Wie kam denn dieser blasierte Turnau dazu, Dich zu begleiten?« fragte er, neben seiner Gattin Platz nehmend. »Er hält es doch sonst für tief unter seiner Würde, ein weibliches Wesen mit seiner interessanten Unterhaltung zu beglücken.«

      »Ich traf ihn zufällig auf dem Kirchhofe, und wir unterhielten uns so angenehm, das, mir seine Begleitung natürlich erschien.«

      »Wie kann dieser unnatürliche, gezierte Mensch eine vernünftige Frau angenehm unterhalten«, sagte Bremer beinahe ärgerlich. »Unter Männern ist seine Unterhaltung gar nicht geschätzt, das kann ich Dir sagen. Jung und sorgenfrei wie er ist, sucht er etwas darin einen Pessimismus zur Schau zu tragen, der eines Greises würdig wäre, dem alles im Leben gescheitert ist. Er leugnet jeden Genuss jeden Glauben, er leugnet die Liebe, er widerspricht der Natur – – –«

      »Mit einem Worte, er ist Dir unsympathisch,« unterbrach Lydia ihren Mann.

      »Gewiss, das ist er mir und vielen anderen Leuten. Gefällt Dir zum Beispiel dieses Andeuten einer geheimnisvollen Krankheit, dieses Spielen mit dem Gedanken an Tod und Grab – – –«

      »Vielleicht fühlt er die Annäherung eines Gemütsleidens.«

      »Ach was, Gemütsleiden. Davon hat er Dich wohl unterhalten? Er hat nichts zu tun, da steckt die Wurzel des Übels. Wenn er wie andere junge Ärzte des Morgens in seiner Sprechstunde sitzen und auf Patienten warten müssten, um seinen Lebensunterhalt zu gewinnen, so würde er wohl frei bleiben von seinen interessanten Ahnungen. An ihm siehst Du, dass es unter Umständen sogar ein Unglück sein kann, wenn Eltern ihrem Sohne ein Vermögen hinterlassen.«

      Die kleine Lotte wurde unruhig, als sie sah, dass Fräulein Wagner mit dem größeren etwa vierjährigen Bruder fortgehen wollte, ohne sie mitzunehmen.

      »Bitte, Fräulein, nehmen Sie Lottchen mit«, sagte Lydia.

      Die kräftigen warmen Hände des jungen Mädchens hoben die kleine hoch empor, jauchzend legte das Kind sein Gesichtchen an ihre weiche volle Wange dann entfernten sich die Kinder mit ihrer Bonne.

      »Eine allerliebste, frische Person«, bemerkte der Geheimrat, »ich glaube, wir haben da einen glücklichen Griff getan.«

      »Auch Turnau fand sie reizend«, sagte Lydia lachend. »Was für ein Geschmack – dieses Vonmondsgesicht!«

      »So! – Turnau auch? Solch einen unverdorbenen Geschmack hätte ich diesem Wüstling nicht zugetraut«, meinte Bremer nachdenklich. »Nun, er wird keine Gelegenheit haben, ihr etwas in den Kopf zu setzen; sonst wäre das Mädchen am Ende dumm genug, ihr Herz an diesen abgelebten Egoisten zu verlieren.«

      »Was für eine Idee!«

      Lydia fand den Gedankengang ihres Mannes unbegreiflich trivial. Warum sollte es denn nicht möglich sein, dass ein junges Mädchen einem Manne gefiel, ohne dass das Herz dabei gleich in Frage kam.

      Sie schwieg und trank ihr ganzes Glas Limonade leer, denn die Nachwirkung des Morphiums ist Durst.

      Ein Diener brachte dem Geheimrat Zeitungen und Briefe. Bald war der Hausherr in seine Lektüre vertieft, während die junge Frau sich leise erhob, um ihr Zimmer aufzusuchen. Dort vertauschte sie ihre Straßentoilette mit einem bequemen Hauskleide und legte sich nieder, einer bleiernen Müdigkeit, die in ihren Gliedern lag, nachgebend.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAQEAsgCyAAD/4QDIRXhpZgAATU0AKgAAAAgABQEaAAUAAAABAAAASgEbAAUA AAABAAAAUgEoAAMAAAABAAMAAAExAAIAAAARAAAAWodpAAQAAAABAAAAbAAAAAAAARTSAAAD6AAB FNIAAAPocGFpbnQubmV0IDQuMC4xMwAAAAGShgAHAAAAQAAAAH4AAAAAVU5JQ09ERQAATABFAEEA RAAgAFQAZQBjAGgAbgBvAGwAbwBnAGkAZQBzACAASQBuAGMALgAgAFYAMQAuADAAMQAA/9sAQwAC AQECAQECAgICAgICAgMFAwMDAwMGBAQDBQcGBwcHBgcHCAkLCQgICggHBwoNCgoLDAwMDAcJDg8N DA4LDAwM/9sAQwECAgIDAwMGAwMGDAgHCAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwM DAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwM/8AAEQgLwgjSAwEiAAIRAQMRAf/EAB8AAAEFAQEBAQEBAAAAAAAA AAABAgMEBQYHCAkKC//EALUQAAIBAwMCBAMFBQQEAAABfQECAwAEEQUSITFBBhNRYQcicRQygZGh CCNCscEVUtHwJDNicoIJChYXGBkaJSYnKCkqNDU2Nzg5OkNERUZHSElKU1RVVldYWVpjZGVmZ2hp anN0dXZ3eHl6g4SFhoeIiYqSk5SVlpeYmZqio6Slpqeoqaqys7S1tre4ubrCw8TFxsfIycrS09TV 1tfY2drh4uPk5ebn6Onq8fLz9PX29/j5+v/EAB8BAAMBAQEBAQEBAQEAAAAAAAABAgMEBQYHCAkK C//EALURAAIBAgQEAwQHBQQEAAECdwABAgMRBAUhMQYSQVEHYXETIjKBCBRCkaGxwQkjM1LwFWJy 0QoWJDThJfEXGBkaJicoKSo1Njc4OTpDREVGR0hJSlNUVVZXWFlaY2RlZmdoaWpzdHV2d3h5eoKD hIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWmp6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uLj5OXm 5+jp6vLz9PX29/j5+v/aAAwDAQACEQMRAD8A/OXw98Q

Скачать книгу