Der Apfelwein-Botschafter: Kommissar Rauscher 11. Gerd Fischer

Der Apfelwein-Botschafter: Kommissar Rauscher 11 - Gerd Fischer


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Kapitel 35

       Kapitel 36

       Kapitel 37

       Kapitel 38

       Teil 4

       Kapitel 39

       Kapitel 40

       Kapitel 41

       Kapitel 42

       Kapitel 43

       Kapitel 44

       Kapitel 45

       Teil 5

       Kapitel 46

       Kapitel 47

       Kapitel 48

       Kapitel 49

       Kapitel 50

       Epilog

       Kapitel 51

      Prolog

      Ein Sommer vor etwa 35 Jahren

      Die Sonne brannte mit Wucht auf das Gelände des Ferienlagers, während im Inneren des schmucklosen Küchenzeltes die Luft brodelte. Vier Jungs mit erhitzten Gemütern – Michi, Basti, Kalle und Joe – waren zum Strafspülen abkommandiert, weil sie nachts, statt zu schlafen, Game Boy gespielt hatten und erwischt worden waren. Während die anderen Sommercampteilnehmer auf dem See Kanu fuhren, mussten sie im Spülwasser plantschen, Teller, Tassen und Besteck abwaschen, abtrocknen, Tische und Bänke putzen, durchfegen. Besonders ärgerlich war, dass sie erst gestern ihren regulären Küchendienst absolviert hatten. Straflager statt Ferienidyll.

      „Basti, Spasti!“, rief Joe, wie es seine Art war. „Nur weil der Begemann dir auf die Schliche gekommen ist, müssen wir ne Extraschicht schieben.“ Er nahm ein Geschirrtuch, ließ es durch die Luft sirren und dann auf Bastis Po knallen, der am Spültisch stand und abtrocknete.

      „Wusste nicht, dass der Aufsicht hat“, antwortete der Angesprochene kleinlaut, rieb sich die rechte Arschbacke und schnappte sich den nächsten nassen Teller.

      „Dass wir hier malochen müssen, das wirst du bereuen“, legte Kalle nach. „Das schwör ich dir. Den Tag überlebst du nicht. Wart‘s ab!“

      Basti sah ihn an. Seine Augen flatterten und Schweiß trat auf seine Stirn. Ein Sonnenstrahl stahl sich von außen herein und brachte einen Schwall heißer Luft mit, der ihm weiter zusetzte.

      Michi stellte sich direkt vor ihn. Er war ein hagerer Typ, dessen Akne voll durchschlug. Auch die beiden anderen kamen auf ihn zu und bildeten einen Halbkreis um ihr Opfer.

      Jetzt steckte er in der Klemme. Bastis Lippen zuckten. Weit und breit war kein Aufseher in Sicht. Die waren unten am See mit den anderen Jungs, damit niemand im Wasser ertrank. Er spürte, wie sich ein flaues Gefühl in seinem Magen breitmachte. Spontan versuchte er, sich aus der Umklammerung zu lösen und in die Mitte des Zeltes zu gelangen.

      Aber Joe versperrte ihm den Weg. Er überragte ihn um einen halben Kopf. „Wo willste hin, Spasti-Fantasti?“

      Die drei klopften sich auf die Schenkel vor Lachen, bevor sich ihre Mienen wieder verdunkelten. Ihre finsteren Blicke trafen ihn wie Speere.

      „Du weißt schon, dass dir ne Abreibung blüht“, brüllte ihn Joe an. Er war mit seinen zwölf Jahren der Älteste und führte sich gern wie der Chef auf.

      „Kloppe hat er schon gekriegt. Lasst uns mal was anderes überlegen“, meinte Kalle und griff sich ans Kinn, als sei er der große Denker. Dabei war er in der Schule ein Totalversager. Allerdings steckte sein kleiner Geist im Körper eines nahezu ausgewachsenen Mannes.

      Er sah sich im Zelt um. Seine Augen nahmen den Kühlschrank ins Visier. Ihm schien eine Idee gekommen zu sein. „Da drin steht doch der Kanister Apfelwein von den Aufsehern. Ham wir‘n Trichter hier?“

      Michi, der nicht sofort checkte, worauf Kalle hinauswollte, ploppten Fragezeichen in den hellen Augen auf.

      „Guck nich wie‘n Auto und beweg deinen Arsch!“

      Joe war forsch zur Stelle und hatte in Sekundenschnelle einen Trichter aus einer Kiste mit Küchenutensilien geholt. „Und nu?“

      „Wir trichtern ihn voll!“, erklärte Kalle. „Mit Bier kennt er sich schon aus; Zeit für ne Apfelweinparty!“

      Während Kalle Basti schnappte und dessen Kopf mit seinem Arm wie in einer Schraubzwinge fixierte, holte Michi den Kanister aus dem Kühlschrank. Joe stopfte ihm den Trichter tief in den Mund.

      Keine zehn Sekunden später hatte Michi den Kanister aufgeschraubt. Nun hob er ihn hoch und ließ das Stöffche in den Trichter laufen.

      Basti schnaubte, bäumte sich auf und versuchte mit den Händen, Kalle abzuwehren, aber aus dessen Klammergriff gab es kein Entrinnen.

      „Eins zwei, Hals enei! Sagt mein Vater immer.“ Joe bepisste sich fast vor Lachen.

      „Meiner grölt am liebsten: Hau wech die Scheiße!“, johlte Michi.

      „Mein letzter Wille, mehr Promille. Mehr hat mein Alter nicht drauf!“, setzte Joe noch einen drauf, was Michi anstachelte: „Ich hab auch noch einen: Lieber de Maaaaache verrenkt, als em Wert was geschenkt!“

      Es blubberte im Trichterhals. Basti röchelte und würgte, stemmte sich gegen die drei Angreifer, aber gegen den einfließenden Strom hatte er keine Chance. „Au…hörn … ni…cht… cht!“, stotterte er. Mehr brachte er nicht über die Lippen. Er hatte schon nachts geahnt, dass die Sache übel ausgehen könnte. Hatte befürchtet, dass sie sich ihn vorknöpfen würden. Aber er hatte gehofft, dass sie im Schutz des Camps und der Aufseher nur schwer an ihn rankommen würden. Dass es so schlimm kommen würde, hätte er sich in seinen schlimmsten Träumen nicht vorzustellen gewagt.

      „Komm schon, du Flitzpiepe, da geht noch was! Schön schlucken, gell!“ Die drei lachten hämisch.

      „Besser als jede Keilerei“, meinte Joe. Kalle fügte hinzu: „Der hat Talent. Wird bestimmt ma Alki.“

      Bastis Augen waren geschlossen. Seine Kräfte ließen nach. Sein Widerstand schien gebrochen. Er hing reglos in Kalles Armen und wehrte sich nicht mehr.

      Als der Kanister halb leer war, ließen sie von ihm ab.

      Basti sank auf die Knie und spuckte aus. Sein Brustkorb wölbte sich. Ihm war schwindlig. Er konnte sich nicht mehr aufrecht halten, fiel auf die rechte Seite


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